piwik no script img

Kommentar MaliHollande macht das Richtige

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Wer den Franzosen Neokolonialismus vorwirft, macht sich's zu bequem. Diesmal geht es ihnen um die Verteidigung universeller Menschenrechte.

Hollande verkündet den Einsatz französischer Truppen in Mali. Bild: dpa

E s ist einfach, Frankreich neokolonialistische Attitüden vorzuhalten. Schwer wiegt noch immer die Schuld der französischen Kolonialzeit. Doch Präsident François Hollande persönlich für die Verbrechen des Kolonialismus und die dramatischen Irrtümer seiner Vorgänger, namentlich in Ruanda, in einer Art parteipolitischer Sippenhaft mitverantwortlich zu machen (siehe Dominic Johnson, taz.de 13.1.13), ist eine unzulässige Verkürzung und Vorverurteilung.

Gerade bei seinem Algerien-Besuch hat Hollande gezeigt, dass er es im Unterschied zu seinem Vorgänger Sarkozy, der noch vom „positiven Beitrag“ des Kolonialismus fabulierte, mit der Aufarbeitung der Geschichte Ernst meint. Natürlich hat Frankreich Interessen in dieser Weltregion: Nicht zuletzt die Uranförderung durch Areva im benachbarten Niger für seine Atomkraftwerke. Aber ist allein deswegen schon die Intervention in Mali ein Rückfall in die Hinterhofpolitik, die unter General de Gaulle und seinen Nachfolgern, inklusive dem Sozialisten Mitterrand, völlig normal schien?

Hollande hat diese Einmischung weder gewollt noch organisiert, und den Zeitpunkt hat er sich schon gar nicht ausgesucht. Auch viele Partner sprachen sich, im Prinzip, für eine Intervention aus...und warteten darauf, dass andere – die Afrikaner – die Drecksarbeit erledigen würden. Exakt auf jene feige Passivität der entrüsteten Zuschauer "im Westen" setzen die Banden, die im Norden Malis bereits die Bevölkerung terrorisieren und nun mit einer Offensive gegen Bamako vorgehen.

Bild: privat
Rudolf Balmer

ist Frankreich-Korrespondent der taz.

Was seit Freitag abläuft, ist keine von Paris von langer Hand geplante Intervention, um ein widerwärtiges Regime im Sattel zu halten, wie Frankreich das in der Vergangenheit getan hat. Im Gegenteil. Frankreich hat sich mit dem eigenen Anspruch konfrontiert, die universelle Geltung der Menschenrecht verteidigen zu wollen. Darum unterstützt laut Umfragen auch eine breite Mehrheit in Frankreich die Aktion in Mali.

Einen Parlamentsbeschluss braucht es laut Verfassung nicht für einen vom Präsidenten angeordneten militärischen Auslandseinsatz. Als legalen Rahmen dafür nennt er zurecht die UN-Resolution vom Dezember und das Hilfegesuch des Interimspräsidenten Dioncounda Traoré. Dessen Legitimität kann bestritten werden, aber eine andere Staatsführung gibt es im Moment nicht.

Wer Hollande nun vorwirft, er mache sich mit der in Mali wie seine Vorgänger in anderen Krisen und Kriegsschauplätzen die Hände schmutzig mit einem dreckigen neokolonialistischen Krieg gegen Aqmi, Mujao und andere in ihrem Fanatismus völlig rücksichtslose Gruppen, der müsste vor allem den Maliern erklären, was denn die saubere Alternative wäre.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
Mehr zum Thema

34 Kommentare

 / 
  • MA
    Monsieur Achie

    @Daniel Preissler:ich finde es sehr Interessant, was Sie da behaupten aber das macht nicht. Es gehört zu deutschen Arroganz. Jeder weißt worum es in Mali geht nur die Deutschen nicht. Ich erkläre Ihnen wie sowas funktioniert. Frankreich hat in Mali mit der von Unterstützung EU geputscht und eine Regierung aufgesetzt. Ausgerechnet diese Regierung bietet Frankreich um Hilfe. Wie damals wie die Amerikaner mit Karsie in Afganistan gemacht haben. Jetzt reden die Europäer nur noch von den angeblichen islamisten. Haben sie sich gefragt, warum die Europäer nicht vor dem Militärputscht Mali zur Hilfe geeilt haben. Verstehen Sie jetzt, ich glaube ich brauche Ihnen nicht zu sagen,wie Sie intelligent sind oder nicht intelligent sind! Hoffentlich, danach hören Sie Märchen zu erzählen. Bei uns in Frankreich glaubt keiner Europäische Märchen.

  • MA
    Monsieur Achie

    Einer spricht die Wahrheit und nennt das Kind mit Namen.Es gibt nichts zu eiern wie die kommentatoren D.J. und Teermaschine. Europäische Staaten sollen endlich damit aufhören ständig andere Länder zu überfallen. Sie sind schonlange nicht mehr glaubwürdig.

     

    "Bedenken haben aber auch die mitregierenden grünen Koalitionspartner der Sozialisten. Expräsidentschaftskandidatin Eva Joly meinte, die ehemalige Kolonialmacht Frankreich riskiere, in einen „langen und kostspieligen Krieg hineingezogen“ zu werden. Es gelte, „endlich damit aufzuhören, die Rolle des Gendarmen in Afrika zu spielen und eine Antiterror-Kriegsrhetorik zu bemühen, die vom Irak bis Afghanistan nur den Dschihadismus gestärkt und vor Ort überhaupt nichts gelöst hat“.

  • T
    Teermaschine

    Entlarvende Kommentare

     

    Hunderttausende Flüchtlinge waren schon kein Thema, ehe noch der erste französische Soldat malischen Boden betrat. Da erscheint es nur logisch, dass sich die wirklichen Friedensfreunde hier mal grundsätzlich äußern. - Aber der Konflikt ist keine Auseinandersetzung zwischen Kolonialmacht und antikapitalistischer Befreiungsbewegung; und das Schicksal der Flüchtlinge kein Kollateralschaden.

  • J
    jaja,

    wenn es dann kracht, dürfen sich die Friedensaktivisten Worte der "Alternativlosigkeit" anhören und zugeben, daß sie auch keinen sauberen Ausweg wissen.

    Davor und danach wird aber knallharte Interessenpolitik von z.B. Areva, Siemens, Exxon, Shell, Hedgefonds und Postenschiebern der Politik gefahren, die Umwelt-und Friedensaktivisten haben die Klappe zu halten, weil es ja "läuft".

    Bis zur nächsten "alternativlosen" Situation.

  • B
    Beobachter

    Dass ein vorgeblich linkes Blatt, das aus der grünen (Friedensbewegung) der 1980er Jahre mit hervorgegangen ist, einem Krieg das Wort redet ist an sich schon schlimm genug.

     

    Viel schlimmer ist jedoch die unrühmliche Rolle der "taz" und anderer Postillen, bei der Kriegshetze gegen Lybien 2011, wo die NATO einen weiteren unverhohlenen Weltordnungskrieg unter dem wie immer heuchlerischen Deckmantel von "Demokratie und Menschenrechten" gegen einen mißliebigen Staatschef geführt hat (so wie man es über terroristische Proxies in Syrien versucht, die man nun in Mali wieder vorgibt zu bekämpfen).

    Der Fall Gaddafis durch von der NATO (USA) unterstützte Söldner- und Mörderbanden, hat diese Entwicklung in Mali erst ermöglicht!

     

    Und hören Sie auf, von irgendwelchen hehren Zielen zu fabulieren, die Frankreich dort angeblich hat.

     

    Immer wenn unsere verlogenen Politikkasper anfangen in irgendeinem (nicht vom westlichen Geldsystem kontrollieren Land) von "Demokratie und Menschenrechten zu schwafeln, frage ich mich unwillkürlich, was es da zu holen oder ggfs auszuplündern gibt.

     

    Das ist der für einzige wertvolle Beitrag Ihres Artikels, dass ich diese Info nun habe: es geht um die Uranversorgung Frankreichs, welches ja bekanntermaßen zu 3/4 am Atomstrom hängt.

     

    Und bitte: hören Sie auf die Intelligenz Ihrer Leser zu beleidigen, indem Sie uns ein X für ein U weismachen wollen!

  • B
    bouleazero

    Hollande macht nicht das richtige. Er macht Krieg. Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit und wird nicht dadurch besser, dass es von Sozialisten begangen wird. Sich einen Scheiss um Afrika kümmern, wo es endlose Ansatzpunkte gäbe, etwas zum besseren zu verändern - aber schnell mal im fernen Ausland Krieg machen, wenn eine Militärregierung sich nicht gegen Aufständische wehren kann, das hat was. Echt zum Kotzen.

  • DP
    Daniel Preissler

    Danke Herr Bernau und Braun für einige Klarstellungen, auch für den richtigen Einwand von Frau Lefebvre!

     

    Bei vielen anderen fällt auf, dass die Kommentare mit Mali nicht viel zu tun haben.

     

    Eppe, Ihren "6%" entnehme ich, dass Sie die Malinke meinen (ich denke übrigens, dass 6% zu wenig sind). Allerdings spielen auch Bamana und Soninke traditionell eine wichtige Rolle im politischen Mali. Die Verkehrssprache, welche viel Malier zumindest im Süden beherrschen, ist übrigens Bamana.

     

    Anke, die Franzosen waren Befreier? von was genau? (etwas off-topic, sorry)

     

    Monsieur Archie, es wurde kein Land überfallen, wie Sie sagen, sondern eine Interims-Regierung wird gegen Rebellen (die zum großen Teil auch noch Ausländer sind) gestützt. Pazifisten werden auch gegen eine solche Vorgehensweise sein und jeder Weg birgt Risiken. Aber bitte lasst uns ohne Märchen diskutieren, solange wir solche aufdecken können.

     

    Die Mehrheit der Malier in Nord und Süd ist für das französische Eingreifen und für die internationale Truppe. Man muss den malischen Unionismus nicht gutheißen (ein ökonomisch schwaches Land mit einer riesigen Fläche und der Hauptstadt am südlichen Ende), und ein Eingreifen der alten Kolonialmacht weckt (bei uns) natürlich bestimmte Assoziationen. Aber eine wie auch immer geartete "koloniale Kontinuität" ist hierbei nur eine Komponente von vielen (anders als in Ruanda), ebenso wie es die Sorge um die Menschenrechte ist. Hauptmotiv für Frankreich ist vermutlich Ruhe in der Region zu haben und Islamisten keine Übungsplätze (und vor allem keinen so großen) zu überlassen. Aber auch schlichte Solidarität mit einem Land, mit dem Frankreich historisch verbunden ist (auf problematische Art und Weise) dürfte eine Rolle spielen. Schließlich gäbe es dieses Land ohne Frankreich gar nicht und die Trennung verlief im Frühsommer 1960 freundschaftlich. Wir erinnern uns: Die Malier, damals noch Sudanesen, hatten '58 dem Verfassungsreferendum de Gaulles zugestimmt. Wenn ich mich nicht irre, haben also die Eltern der heutigen Malier dazu beigetragen, dass Hollande heute für diesen Einsatz nicht die Zustimmung des Parlaments braucht. Irre, nicht?

     

    Freundliche Grüße,

    Daniel Preissler

  • D
    D.J.

    @Jochen Braun:

     

    danke für den von Sachkenntnis geprägten Beitrag, der sich von dem üblichen Forengesabbel abhebt (wobei die taz-Kommentare im Vergleich - man glaubt es kaum - noch gut wegkommen).

     

    @Monsieur Achie:

     

    "Seit wann ist es richtig, wenn ein Staat eienen anderen Staat überfällt."

     

    Sie scheinen von der Situation intellektuell überfordert. Lesen Sie nochmals die Meldungen zu Mali und überprüfen Sie den Begriff "Überfall".

     

    "Es ist mir nicht bekannt, dass die Türken irgend ein anderes Land überfallen haben."

     

    O.K., habe es verstanden, Sie sind ein Foren-Troll, oder? Oder doch einfach nur historisch sehr, sehr minderbegabt (ich wollte es nett ausdrücken).

  • Z
    zensiert

    Ich möchte nur ein letztes Mal als Statement festhalten, dass Rudolf Balmer hier definitiv keine substantielle Recherche betrieben hat oder einfach nur knapp die Hälfte aufgeschrieben hat.

    Ich weiß zwar selbst nicht besonders über die Region Bescheid, stelle aber dennoch klar fest, dass ich aus diversen Kommentaren schlauer werde, als aus dem Artikel ansich!

    Die Realität ist einfach unglaublich komplex.

    Und definitiv hat Frankreich hier auch keine komplett sauberen Hände!

    Aber danke für die Infos

    "Sissy Fuß", "@ axel ; @ Max Maier" und "Jochen Braun", "Marie Lefebvre" und "Olaf Bernau".

  • Z
    zensiert

    Monsieur Achie bringt es auf den Punkt.

     

    Ich glaube, mehrheitlich sind die sogenannten islamistischen Bewegungen oder auch Rebellen entweder wahnsinnig übertrieben dargestellt in den westlichen Medien (wobei nebenbei auch noch die Islamophobie vorangetrieben wird) oder sie sind vom Westen mit installiert.

    Natürlich gibt es in allen Ländern keine homogenen Bewegungen und deshalb ist es mit Sicherheit auch nicht so, dass ich hier nicht-islamistische Bewegungen, die trotzdem oppositionell sind und für mehr Freiheiten eintreten und ggf. andere Auslegungen des Islam, leugne.

    Ich glaube nur, dass viele Bewegungen, wie z.B. die der Touareg, die ja im übrigen auch muslimisch sind, vom Westen entweder ignoriert oder instrumentalisiert werden.

    Denn welche Bewegung auch immer - wenn sie nicht mit zum wirtschaftlichen "Erfolg" beiträgt, ihn womöglich sogar behindert oder sich dagegen stellt, sie wird bekämpft werden.

     

    Nur wer eine Lobby hat, der hat realistische Chancen auf Achtung. Die Touareg sind es bestimmt nicht. Und da in Frankreich X Atomkraftwerke stehen und die Realität so simpel dargestellt wird, ist es relativ unproblematisch für Frankreich, mal eben in Mali einzumarschieren.

  • Z
    zensiert

    @Uran

    Na, wem bringen denn Kriegseinsätze noch etwas, wenn schon nicht der Wirtschaft? Na der Wirtschaft - der Kriegsgerätewirtschaft genau genommen.

     

    Und wenn die mal nicht auch ihre Leutchen in der Politik in Frankreich hat - oder die Politik ihre Leutchen in ebendieser...

     

    Insofern drehe ich dein Argument einfach um und behaupte: Die Franzosen sichern sich durch den Einsatz in Mali nicht nur die (offiziell anscheinend geringen) Uranvorkommen sondern ihren Waffen- und Kriegsgerätekonzernen auch noch hohe Aufträge!

  • OB
    Olaf Bernau (Afrique-Europe-Interact)

    Mit seinem letzten Satz liegt Rudolf Balmer sicherlich richtig: Die allermeisten MalierInnen stehen der aktuellen Militärintervention offen gegenüber – das bestätigen auch unsere MitstreiterInnen der malischen Sektion von Afrique-Europe-Interact in täglichen Telefonaten. Allerdings betrachtet die Mehrheit die Situation als absolutes Dilemma: als eine Wahl zwischen neokolonialer Intervention und islamistischer Terrorherrschaft. Und neokolonial ist die Intervention nicht nur, weil sie sie den ungehinderten Zugriffs auf Uran und andere Rohstoffe gewähren sowie zahlreiche wirtschaftliche Interessen von Frankreich in Westafrika schützen soll. Nein, neokolonial ist auch der Umstand, dass Frankreich bis heute den von der westafrikanischen Wirtschaftsunion installierten Überganspräsidenten Dioucounda Traoré bedingungslos unterstützt, und das obwohl der sog. Putsch am 20. März letzten Jahres von einem Großteil der Bevölkerung ausdrücklich gutgeheißen wurden bzw. wird (jedenfalls was die Entmachtung des langjährigen Präsidenten Amadou Toumani Touré betrifft). Denn trotz garantierter Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist Mali in den letzten 20 Jahren keineswegs eine Musterdemokratie gewesen, wie insbesondere vom Westen immer wieder beschworen wird. Davon zeugen nicht nur hoffnungslos veralte Wahlregister (inklusive Wahlmanipulationen) oder der Umstand, dass im Parlament französisch gesprochen wird, obwohl gerade mal ein Drittel der Bevölkerung überhaupt französisch versteht. Nein, hierzu gehören auch der Ausverkauf fruchtbarer Ackerböden oder wertvoller Bergbau-Lizenzen an global operierende Investoren – genauso wie eine kaum vorstellbare Plünderung öffentlicher Kassen, was im übrigen auch der Grund für den völlig maladen Zustand der malischen Sicherheitskräfte ist, der den Islamisten überhaupt erst die Eroberung des nördlichen Malis erlaubt hat (eine Feststellung, die sich insbesondere gegen die in europäischen Medien gebehtsmühlenartige wiederholte Behauptung wendet, wonach erst das Machtvakuum nach dem so genannten Putsch den Siegeszug der Islamisten ermöglicht habe). Schließlich: Es gibt Alternativen zum aktuellen Status Quo: Einerseits fordern größere Teile der malischen Zivilgesellschaft bereits seit vergangenem März die (verfassungsmäßig mögliche) Abhaltung so genannter „concertations nationales“, einer Art Vollversammlung aller gesellschaftlichen Gruppen, aus denen sodann eine wirklich legitime Übergangsregierung hervorgehen soll. Andererseits wird ein von Afrique-Europe-Interact initiiertes Bündnis zahlreicher Basisgruppen ab nächsten Freitag zu einem „Weißen Marsch“ von Mopti nach Douentza aufbrechen, der ausdrücklich für eine dialogorientierte Konfliktlösung in Mali wirbt. Mehr dazu unter: www.afrique-europe-interact.net

  • ML
    Marie Lefebvre

    Herr Balmer, ich zitiere Ihre Unterzeile der Überschrift:

    "Wer den Franzosen Neokolonialismus vorwirft, macht sich's zu bequem. Diesmal geht es ihnen um die Verteidigung universeller Menschenrechte."

    Problematisch daran ist, dass, historisch betrachtet, sämtliche kolonialen Interventionen der Franzosen mit der Durchsetzung universeller Menschenrechte begründet wurden. Dass diese vermeintliche Durchsetzung der Menschenrechte in aller Regel mit geopolitischen Zielen verknüpft waren, die mit Menschenrechten nichts zu tun hatten, und dass diese Ziele mit Methoden erreicht wurden, die der Erklärung der Menschenrechte Hohn sprach, genau das zählt zum kolonialen Erbe und zu den postkolonialen Verstrickungen Frankreichs und Europas. Und die rhetorische Strategie funktioniert im Fall Malis ebenfalls.

    Und solange Sie diesen Sachverhalt nicht in irgendeiner Form reflektieren, bleibt Ihre argumentative Entgegensetzung von Kolonialismus, Militärintervention und Menschenrechten ungültig.

    Von einem fundierten Kommentar erwarte ich, dass die Gemengelage der unterschiedlichen Interessen zumindest beachtet und benannt wird, danach darf dann auch Regierungspropaganda kommen.

     

    Mit freundlichem Gruß,

    Marie Lefebvre

  • MM
    Max Maier

    @Sissy Fuß: Gute Nacht kann ich da nur schreiben.

    Frankreich hat in der Gegend doch selbst die Minderheiten gestärkt, bewaffnet und finanziell ausgestattet damit sie die anderen unter Druck halten konnten und als lachender Dritter Frankreich zuschauen und die Länder ausbeuten konnte. Jetzt ist der Plan offenbar schiefgelaufen weil andere die im moment finanziell flüssiger sind das selbe miese Spiel spielen.

  • JB
    Jochen Braun

    Es ist lustig zu sehen, wie hier einige wieder von angeblichen Zugriffen Frankreichs auf die Bodenschätze Malis reden, meist ohne die Situation im Land überhaupt zu kennen.

    Der Goldabbau in Mali läuft seit Jahrhunderten in kleinen dezentralen Minen und in Handarbeit. Die paar internationalen Bergbaufirmen in Mali kommen nicht aus Frankreich, sondern aus Südafrika etc.

    Neben Areva gibt es auch keine nennenswerten Aktivitäten Frankreichs mehr im Bergbaubereich.

    Die Uranvorkommen in Mali sind ein Witz im Verhältnis zu den bereits existierenden Minen im Niger. Areva hat die Mine in Immouarem/Niger noch nicht einmal komplett gestartet. Die Aktivitäten Areva's im Niger sind übrigens seit längerem Objekt von Angriffen, auch durch Islamisten, da wird Areva wohl kaum von einem unsicheren Land in ein anderes unsichere Land wandern, sondern eher in Richtung Süden in den Kongo gehen.

    Es gibt potentielle Vorkommen weiterer Mineralien in der Region Adrar, aber auch da hält sich das interesse internationaler Firmen in Grenzen.

    Es gibt andere Bereiche in denen französische Firmen aktiv sind, wie z.B. der Baumwollanbau, aber auch dafür gibt es kaum genug Regierungsinteresse um eine Militärintervention zu starten.

    Es geht Frankreich vielmehr darum in der Region Engagement zu zeigen und einem gerade erst stabil gewordenen Mali ein Abrutschen in das Chaos zu ersparen.

    Die Auswirkungen eines Sieges der Islamisten auf die gesamte Region mit vielen "wackeligen" Nachbarländern wäre eine wirtschaftliche und humanitäre Katastrophe. Westafrika erholt sich gerade von den Kriegen in Sierra Leone und Liberia, von dem Bürgerkrieg in der Cote D'Ivoire und kämpft mit islamistischen Bewegungen in Mauretanien, Nigeria und in Algerien.

    Francois Hollande mag vielleicht die Chance nutzen im in Afrika Stärke zu demonstrieren, aber er tut das dieses Mal mit einer breiten Unterstützung der lokalen Bevölkerung und der Nachbarländer.

  • SF
    Sissy Fuß

    @axel, Max Maier: Guten Morgen, kann ich da nur wünschen. Den Tuareg geht es doch schon längst wie dem Mohren, der seine Schuldigkeit getan hat: Sie haben zwar die malische Armee geschlagen, sind dann aber selbst von Ansar Dine und anderen „Heiligen Kriegern“, die sich in den herrenlosen lybischen Waffenlagern bedient hatten und reichlich Spenden aus der Golfregion bekommen, beiseite gestoßen worden. Inzwischen sind sie genauso am Arsch wie alle anderen, die sich nicht für das Handabhacken erwärmen können.

     

    @J.Riga: „Es lebe die freie islamische Republik Azawad!!!“ Du hast nur vergessen hinzuzufügen „… solange ich da nicht leben muß.“.

  • MA
    Monsieur Achie

    ach so überschrift war "Hollande macht das Richtige"

    Eindeutig NEIN. Seit wann ist es richtig, wenn ein Staat eienen anderen Staat überfällt. Es wird ja immer Geschmackloser. Erst überfallen wir andere Staaten, bringen Millionen Menschen um dann halten wir die Türken Völkermord vor. Es ist mir nicht bekannt, dass die Türken irgend ein anderes Land überfallen haben. Bitte von TAZ um Aufklärung.

  • AA
    @ axel ; @ Max Maier

    Es mag schwer zu vertehen sein, aber es gibt eben nicht nur einen akteur dort sondern mehrere. niemand macht aus tuareg islamisten. es gibt die sekularen tuaregrebellen der mnla die im frühjahr 2012 in koalition mit aqmi (al kaida des maghreb - international), ansar dine (islamisten - hauptsächlich malische tuareg) und muajo (islamisten - malier und international) den norden besetzt haben. die tuareg rebellen der mnla wurden aber im mai 2012 von den anderen 3 gruppen besiegt und in die wüste geschickt.

     

    des halb ist es völlig korrekt das hier gegen islamisten gekämpft ird. die tuareg der mnla haben übrigens gestern verkündet das sie das vorgehen frankreichs unterstützen und am boden gegen die islamisten kämpfen werden.

     

    deutsche journalisten informieren sich leider zuwenig vor ort.

     

    http://www.maliweb.net/

     

    wie es scheint sind die islamisten bereits aus den drei großen städten geflohen, was ich bisher nur in malischen medien gelesen habe

  • MA
    Monsieur Achie

    Olalala hat richtig beschrieben. warum denn so weit bis Mali zu den Islamisten. Die Islamisten sind schon in den Vorstädten von franzosischen Großstädten genug vorhanden. Abgesehen davon, dass das islam so schlimm wäre, wußte ich nicht, dass sie so gefährlich sind. Ich werde das Gefühl nicht los, als wären die islamisten überall sind in Irak, in Iran, in Afganistan, in Ägypten in Mali und und, und die Westen fühlen sich von islamisten bedroht. Sie müssen unbeding (abgesehen die Reichtum dieser Länder)islamisten bekämpfen. Es ist komisch dabei, überlassen die einheimischen ihr Land den westlichen Siegermächte wie in Irak. (Öl in den Händen Amerikaner und Briten. Es sind die schon seltsame Geschichten, was die Westen uns so alles erzählt und die TAZ hilft dabei.

  • U
    Uran

    @ eppe:

     

    "sehr bedeutende Vorkommen an Gold, Uran, Kupfer...

    Geheime Abkommen der "Regierung" mit den mächtigen Bergbaukonzernen und dem französischen Atomkonzern Areva..."

     

     

    Naja....

    Die Uranvorkommen in Mali betragen lediglich 5000 Tonnen.

     

    Quelle:

    http://newsrescue.com/mali-land-gold-uranium-prepares-send-ecowas-troops/#axzz2Hz8PwK9u

     

    Andere Quellen gehen von etwa der dreifachen Menge aus.

    http://www.rockgatecapital.com/s/Falea.asp

     

     

    Das ist nicht viel.

     

     

    Zum Vergleich:

    Die Uranvorkommen in Jordanien sind mit 44.000 Tonnen etwa 3-8 Mal so hoch.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Uran/Tabellen_und_Grafiken#Reserven_nach_L.C3.A4ndern

     

    Brasilien hat sogar 139.600 Tonnen an Uranvorkommen....

    Die Welt-Uranreserven liegen bei 1.766.400 Tonnen. Der Uranpreis würde durch den französischen Neokolonoialismus in Mali kaum sinken.....

     

     

    Heute betrug der Uranoxidpreis an der Börse $42.75 pro lb; Das sind (Pi Mal Daumen(!)) etwa 100 Euro pro kg.

     

    http://www.uxc.com/review/uxc_Prices.aspx

     

    Selbst wenn die Franzosen absolute Exclusivverträge mit Mali hätten und der Uranpreis für die Franzosen um 50 Euro pro kg sinken würde, wäre nicht sicher, ob sich der Krieg wegen dem Uran finanziell lohnen würde.

     

     

    Außerdem hat sich Hollande auch für einen Militäreinsatz gegen Syrien ausgesprochen, obwohl es dort keine nennenswerten Uranvorkommen gibt.

     

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-hollande-droht-assad-mit-militaerschlag-a-852384.html

  • EW
    Erika Wagner

    Es gibt heilige Kriege bei den Moslems und es gab diese heiligen Kriege auch schon früher bei den Kreuzzügen der Christen. Es gibt gerechtfertigte Kriege und ungerechtfertigte Kriege. Wenn man dahinterschaut, kann man beinahe immer feststellen, dass in Wahrheit eher eigene, materielle Interessen dahinterstehen. Häufig wurde das Feuer, das man nun so eifrig löscht, selbst gelegt. Tatsache bleibt, dass in jedem Krieg getötet wird und das wir immer noch Kriege führen. Wir haben das Töten nur perfektioniert, ansonsten kann ich keine Weiterentwicklung der Menschheit feststellen. Vielleicht komme ich ja vom Mars, oder von der Venus, aber eine Weiterentwicklung seit der Steinzeit kann ich nicht feststellen. Ich habe eher den Eindruck das wir uns, wenn überhaupt, eher zurückentwickeln.

  • A
    axel

    Jawohl liebe taz-Redaktion, wir biegen uns die taz-Wirklichkeit bis aus Tuareg-Rebellen Islamisten, aus Sozialdemokraten Linke geworden sind, und schon ist einmal mehr eine militärische Krisenlösung das non plus ultra, "richtig" und einfach prima?

  • A
    anke

    Da ist sie alsio wieder, die "feige Passivität der entrüsteten Zuschauer"! Diese Art von moralischem Druck kenne ich schon. Sie löst irgendwie jedesmal einen Gegendruck aus in meinem Magen, und dann muss ich kotzen. Gibt es denn ein Recht auf Leben nur für die, denen die aktuelle Verbal-Solidarität unserer selbsternannten Menschenrechts-Aktivisten gilt? Oder sind alle anderen (militärische Gegner, Zivilisten und "Wehr"-Dienstleistende) keine Menschen? Dürfen die also einer Todesstrafe unterworfen werden, die es im Heimatland unserer Freiheitshelden aus gutem Grund seit Jahren schon nicht mehr gibt? Und das ganz ohne Einzelfallprüfung und Gerichtsurteil?

     

    Frankreich ist nicht Deutschland. Die Franzosen waren Befreier. Ein Parlamentsbeschluss mag also für einen vom Präsidenten angeordneten militärischen Auslandseinsatz nicht erforderlich sein. (Die Gnade der richtigen Geburt, könnte man so etwas nennen, wenn man Kohl wäre.) Legalität ist allerdings noch lange keine Garantie für Sinnhaftigkeit oder gar für eine moralische Notwendigkeit. Besonders dann nicht, wenn der Anlass einer Aktion zwar nicht "legitim" ist, dafür aber "alternativlos". Frau Merkel, wollen Sie an dieser Stelle bitte übernehmen? Herr Balmler hat fertig...

  • UC
    Ugur Canbaz

    Es ist unglaublich, wie unwiederstehlich sich christliche Besatzer glauben. Tatsachen verdrehen und sich immer im Recht wähnen.

    Ich wünsche mir endlich ein Denkzettel für diese Imperialisten!

  • JM
    Judith Müller

    Der Schutz der Uranförderung im Niger ist doch absolut als neokolonial einzuordnen. Die Verhältnisse müssen einigermaßen stabil bleiben und das ist gerade gefährdet. Deshalb in Mali "Für Ordnung zu sorgen" lässt sich zwar als humanistischen Akt auslegen, ist aber im Endeffekt die Sicherung wirtschaftlicher Interessen in der Region. Also Neokolonialismus.

  • T
    topal

    Dieses mal aber ganz ehrlich Menschenrechte - echt ey

  • O
    Oli

    Absurder gehts garnicht mehr oder liebe TAZ!? Nur weil sich der liebe Hollande als Sozialist schimpft ist das in ordnung was er da macht!? Und natürlich ist das alles nur im interesse der Menschen. Was ist mit Lyberien hier mal ein Link zu einer Doku wie es dort zugeht. Hat man sich darüber mal ein bild gemacht, ist man glaub ich der meinung das man auch da Intervenieren müsste. Aber dort gibt es nichts zu holen.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=ZRuSS0iiFyo

  • V
    Verwirrter

    Liebe TAZ,

     

    könnt ihr mir mal bitte erklären, wieso auf einmal ein Eingreifen gegen die Islamisten gut ist? In Syrien steht ihr doch geschlossen hinter den Islamisten. Ich bin langsam etwas verwirrt...

  • K
    KFR

    Frankreich und seine Geschichte ist gepflastert von ähnlichem Versagen und Möchtegern-Napoleons !

    Das fängt ( nicht erst ? )bei Asterix vs Julius Cäsar an .. Charle-magne mit Religions-Wirtschaftkriegen gegen die Sachsen ... Templer-Vernichtung und Inquisition, Hugenotten ..Robbespiere, Napoleon gegen die Welt bis Moskau, WW1 und Rheinland-besetzung, Verlust der Kolonien Vietnamkrieg Algerien-krieg ( bis auf Restbestände Pazifik und Guajana, Enklaven der Fremden-legion abgewickelt ),

     

    Übrigens sollte die EU den Friedens-Nobel.Preis umgehend zurückgeben, die militärische übergabe von Staaten an Islamisten und deren Förderung ist nur noch peinlich !

  • O
    Olalala

    Linke dürfen das. Ansonsten gehen sie dagegen demonstrieren. Das ist in Ordnung, denn sie sind die Besseren. Bessermenschen sozusagen. Das ist alles was die taz sagen will. Wenn in Frankreich Sozialisten plötzlich Islamisten bekämpfen wollen, dann muß die Armee nicht bis nach Mali fahren. In die Vorstadt reicht auch.

  • E
    eppe

    Wer möchte sich hier ein umfassendes Urteil erlauben?

    Mali ist seit 1960 "unabhängig", wurde seither von einer Minderheit beherrscht, die nur 6 % der Gesamtbevölkerung representiert, 30 verschiedene Ethnien, nur französisch als einzige Amts- und Schulsprache, enorme Armut und Analphabetismus, Militärputsch, sehr bedeutende Vorkommen an Gold, Uran, Kupfer...

    Geheime Abkommen der "Regierung" mit den mächtigen Bergbaukonzernen und dem französischen Atomkonzern Areva... Was haben diese und die Geheimdienst von Frankreich und den USA in den letzten Jahrzehnten zu verantworten? Nun wird wieder nach "humanitären" Hilfen gerufen, aber zuerst mit Bomben losgelegt!

  • J
    J.Riga

    Aah! Die Mänschen'ächte a la Frans! Ich bin begeistert. Fragen Sie einmal, Ms. Balmer, die Elsässer, die Katalanen im Roussilion, die Korsen, die Bretonen, nach ihren Menschenrechten, z. B. nach Selbstbestimmung und kutureller Identität, eigenem Sprachgebrauch usw. Und wie stehts mit den Rechten der Tuareg auf das Überleben in einer brunnenverbohrten, EU-geförderten "Mali-Nation". Da sieht es ganz schlecht aus, gelle? Die fördern halt kein Uran für unsere großkotzigen Atombombenfans von den Champs-Elysees.

    Es lebe die freie islamische Republik Azawad!!!

  • MM
    Max Maier

    wenn das alles so richtig ist. Warum wurden dann aus Tuareg-Rebellen auf einmal Islamisten?

  • E
    egal

    als das malimilitär putschte um eine regierung abzusetzen die unfähig war die probleme im norden anzugehen war die welt einschließlich der taz empört.

    ein energisches vorgehen des putschenden militärs gegen den tuaregaufstand hätte die infiltration von kämpfern aus lybien und afgahnistan verhindert und das französische eingreifen überflüßig gemacht.erst der internationale druck stillzuhalten schufen einen rechtsfreien raum und machten mali für alkaida interessant.sich jetzt hier hinstellen und schreiben frankreich macht mit seinem krieg das richtige ist erbärmlich ,da krieg nie die richtige wahl ist.die jetzige situation ist auch eine folge des lybienkrieges,jetz fehlt nur noch die behauptung das auch der richtig war,dann kamm man die 60000 zivilen opfer in syrien auch als richtig für ein freies syrien beschreiben.es ist grade mode selbstgelegte feuer mit feuer zu bekämpfen,doch das die taz im vorrauseilendem gehorsam dies auch noch rechtfertigt ist mir neu.doch nachden nationalen fussballhype hier und dem ersten heimsieg einer deutschen mannschaft in danzig(bild)wundert mich garnichts mehr.