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Schade, dass es für Herrn Keilbnerth zu kompliziert ist, zu beschreiben, was genau ihm zu kompliziert ist.
Am besten, Libyen wird wieder italienische Kolonie und kommt dadurch unter die Fittiche der EU!
Und Berlusconi wird als Protektor nach Libyen verbannt.
Na, vielleicht besser doch nicht.
Also besser Dozenten für "Machtpolitik" schicken?
So nach Maos Motto: Jeder Kommunist muss diese Wahrheit begreifen: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen!"
Vielleicht auch nicht so gut.
Und der Kampf gegen die Vetternwirtschaft?
Ist ziemlich aussichtslos in einer Kultur der Clans und Sippen.
Wie meistens ratlos
Es gibt da aber ein Problem. Wenn Europa (und USA) hinschaut, ist das gleichbedeutend mit Krieg, weiteren Toten und einem zerstörten Land.
"zu „viel Hintergrund“ stöhnten viele Redaktionen."
bei diesem stück herrn keilberths hat garantiert niemand wegen zuviel hintergrund oder zuviel infos gestöhnt.
@paulibahn korrekt - und über zu viel Struktur im Text sicher auch nicht
Auf gehts tazler, auf nach Lybien! Man kann es ja nicht diese miese Faschobundeswehr machen lassen deren Werbung an Schulen man so bekämpft, oder gar...keuch...keuch...den Ami! Frische Truppen in der linken Szene ausgehoben und mit Blumen bewaffnet in Lybien etwas unternehmen!
Schaut Europa weg, ist es Schuld, wenn es in die Hose geht.
Engagiert sich Europa, ist es der böse Kolonialist.
Egal wie mans macht ....
Machen Sie es sich nicht zu einfach, Herr Keilberth? Wo kann denn Europa in Libyen segensreich beim Aufbau eines modernen Staatswesens und einer Zivilgesellschaft mitarbeiten, wo es die Libyer nicht selber viel besser können?
Ich fürchte, die Crux ist, dass die Bevölkerung hin- und her gerissen ist zwischen ihren Traditionen (feudalistisches Stammessystem mit Scheichs, die über dem Gesetz stehen) und der Modernität.
Zu Letzterer kann Libyen nur gelangen, wenn sich die Bürger verschiedener Landesteile wie der Cyrenaika und Tripolitanien, die ursprünglich lebenden Berber, die adaptierten Berber, die Araber und die kleineren Minderheiten dazu entschließen, probeweise einander zu vertrauen. Dann fänden auch gewalttätige Salafisten keine Basis mehr, denn sie würden dann nicht mehr von einigen Stämmen und Bevölkerungsgruppen als potenzielle Verbündete gegen andere Stämme oder Bevölkerungsgruppen angesehen und 'rausgeschmissen oder eingesperrt, statt hofiert.
Und jetzt kommen Sie: Was kann Europa da beeinflussen?
@Schreibär Eine sachkundige Problembeschreibung, wenn man den "Tiefgang" des o.a. Artikels bedenkt. Aber die Antwort ist gar nicht so schwer, auch wenn sie "windelweich" klingen mag: Europa kann Methodik und Politikberatung anbieten, Hilfe bei der Verwaltungsorganisation, beim Wiederaufbau des Justiz- und Polizeiapparates etc. Und Europa sollte das gerade in Libyen tun, weil allein die Präsenz solcher Angebote immens wichtig ist, um die vorhandenen Ansätze einer modernen Zivilgesellschaft zu unterstützen. Dabei darf es gerade nicht in erster Linie (wieder mal) darum gehen, sich die beste Ausgangspositionen für Ölverträge zu sichern, sondern darum, wenigstens einen Brückenkopf der politischen Einflußnahme in der Region zu sichern. Ich bin fest überzeugt, dass Libyen wie kein anderes Land in Nordafrika für solche Angebote geeignet ist.
Der Popsänger Gil Ofarim hat zugegeben, sich den Antisemitismusvorwurf ausgedacht zu haben. Seine Lüge schadet dem Kampf gegen Judenhass.
Kommentar Libyen: Zu kompliziert
Noch ist Libyen kein gescheiterter Staat wie Somalia. Doch das könnte sich bald ändern. Denn Europa schaut wieder weg, wie zu Gaddafis Zeiten.
USA-Fahnen verbrennen geht immer: Demonstranten in Bengasi. Bild: reuters
Muammar pöbelnd bei den Vereinten Nationen, seine Söhne mit weißen Tigern in Wiener Hotellobbys: Die Eskapaden der Familie Gaddafi waren immer für irre Schlagzeilen gut. Von Libyen selbst wusste die Welt so gut wie nichts.
Die Revolution 2011 bot dann euphorische Bilder von siegestrunkenen, echten Libyern. Eine Revolution, die sich gut verkaufte. Dann aber zogen die meisten Reporter weiter, nach Damaskus, Tunis und Kairo. Dort gab es noch immer ein leicht vermittelbares Narrativ: Liberale Jugend gegen erzkonservative Islamisten.
Was blieb, waren Chaos und Bomben in Bengasi. Ein Hintergrundrauschen, das nicht ins Muster der Massenmedien passte. Stämme, regionale Konflikte, al-Quaida, Minderheiten, zu „viel Hintergrund“ stöhnten viele Redaktionen.
Libyen hat Öl und Geld, das wird sich schon irgendwie richten, dachten die Diplomaten. So sind die Araber, für richtige Demokratie eben nicht geschaffen, denkt die Mehrheit in Europa. Und so liegt Libyen gefühlt immer noch so weit weg wie Somalia, dort haben schließlich auch alle Kalaschnikows. Tatsächlich sind es nur 350 Kilometer bis nach Malta.
Die Mehrheit der Libyer hat dabei eine klare Vorstellung, wie ihr Land zukünftig aussehen soll. Nicht wie Somalia. Die Mehrheit wählte die gemäßigten Parteien, mehr als einmal warfen die Bürger die Milizen aus Bengasi.
Dumm nur, dass zurzeit anscheinend nur die Islamisten wissen, wie Machtpolitik funktioniert. Während die Bürger wieder arbeiten und die Privatwirtschaft wie verrückt boomt, haben sie aus Libyen ein Basislager für Mali, Syrien und Ägypten gemacht.
Europa schaute wieder weg. Wie zu Gaddafis Zeiten. Zu kompliziert.
Nun fangen alle wieder bei null an, Parteien, Zivilgesellschaft, Politiker, Lehrer und Aktivisten im Kampf gegen die Vetternwirtschaft. Sie brauchen Unterstützung, keine Polemik.
Ohne Libyen wird es für Europa keine Lösung der Flüchtlingsfrage geben. „Europa wird uns daher beim Staatsaufbau helfen, die lassen uns nicht im Stich“, hört man in Tripolis immer wieder. Wenn sie sich da mal nicht irren. Europa schickt vielleicht nur Drohnen. Das ist einfacher.
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Kommentar von
Mirco Keilberth
Auslandskorrespondent Tunis
Mirco Keilberth berichtet seit 2011 von den Umstürzen und den folgenden Übergangsprozessen in Nordafrika. Bis 2014 bereiste er von Tripolis aus Libyen. Zur Zeit lebt er in Tunis. Für den Arte Film "Flucht nach Europa" wurde er zusammen mit Kollegen für den Grimme Preis nominiert. Neben seiner journalistischen Arbeit organisiert der Kulturwissenschaftler aus Hamburg Fotoausstellungen zu dem Thema Migration. Im Rahmen von Konzerten und Diskussionsveranstaltungen vernetzt seine Initiative "Breaking the Ice" Künstler aus der Region, zuletzt in Kooperation mit der Boell-Stiftung im Rahmen des Black Box Libya Projektes.
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