piwik no script img

Kommentar KrimkriseUkraine braucht schnelle Wahlen

Kommentar von Barbara Oertel

Die Entsendung einer OSZE-Mission in die Ukraine ist eine gute Nachricht. Sie könnte auch für die Regierung in Kiew unangenehm werden.

Bald auch in der Ukraine: OSZE-Einsatz in Georgien. Bild: dpa

A uch wenn zu großem Optimismus kein Anlass besteht und die Krise längst nicht überwunden ist: Die Entsendung einer Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in die Ukraine ist seit Langem einmal wieder eine gute Nachricht. Sie könnte ein erster Schritt sein, die fragile und explosive Situation vor allem in den östlichen Landesteilen zu stabilisieren.

Damit dieses Vorhaben gelingt, müssen die Beobachter jedoch auch die Möglichkeit bekommen, ihren Job zu machen. Will heißen: Sie müssen sich überall frei bewegen dürfen, um sich ein ungeschminktes Bild von der Sicherheits- und Menschenrechtslage sowie der Beachtung von Minderheitenrechten machen zu können.

Dabei könnten für die Übergangsregierung in Kiew auch einige unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen. Sie hat sich, vor allem was ihre Politik gegenüber den russischsprachigen Ukrainern angeht, seit ihrem Amtsantritt wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Wer versucht, über eine Änderung des Sprachengesetzes den Status des Russischen anzutasten, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Menschen in Donezk, Dnjepropetrowsk oder Lugansk mit Zorn und Ablehnung reagieren.

Statt auf Konfrontationskurs zu gehen, muss Kiew auf die russische Minderheit zugehen und um sie werben. Denn sie ist in ihrem Streben Richtung Russland längst nicht so einheitlich, wie viele glauben machen wollen oder es Kremlchef Wladimir Putin wohl gerne hätte. Doch nicht nur die russische Minderheit empfindet die Regierung immer noch als Fremdkörper.

Aus diesem Grund sowie angesichts grundlegender Richtungsentscheidungen, die in naher Zukunft anstehen, sollten sich die neuen Machthaber dem Votum des Volkes stellen. Das bedeutet: Parlamentswahlen – und das so schnell wie möglich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Bedauerlich ist nur, dass die OSZE wegen blödsinniger bürokratischer Formulierungen nicht auch auf der Krim tätig werden darf. Hätte man einfach der russischen Ansicht nachgegeben und für diese Mission anerkannt, dass die Krim ein Teil Rußland wäre, dann müssten auch dort die Rechte gegenüber der ukrainischen Minderheit und ggf. den Krimtatren mehr Beachtung geschenkt werden.

     

    Ansonsten kann man wirklich nur auf die Unabhängigkeit der OSZE-Beobachter hoffen.