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Danke für diesen ausgewogenen Kommentar, Herr Claasen.
Bleibt die Frag ob es nicht schon zu spät ist für die Regierung etwas zu unternehmen. Setzt sie keinen Lieferstopp politisch könnten erneut Masten fallen, lenkt sie ein gib sie der Gewalt einer Gruppe nach. Es wäre schon längstens Zeit gewesen, dass die Regierung der Ukraine eine Art des Umgangs mit der Krim überlegt, wie auch immer der aussehen mag. Hier scheint es keinen Plan zu geben.
"Hauptsache, es gibt keinen Krieg." Es soll und darf keinen weiteren Krieg geben, aber die Unterdrückung, Benachteilung und unmenschliche Behandlung einiger Bevölkerungsgruppen/Minderheiten auf der Krim (Krimtataren, Ukrainischsprachige, Drogenabhängige) muss aufhören, auch wenn dies keine Anschläge auf Strommasten rechtfertigt.
Vom rechtlichen Standpunkt hat die Ukraine eher wenig zu befüchten: Russland ist als Besatzungsmacht nach Genfer Konvention für das Wohlergehen der Bevölkerung verantwortlich (ukrainische Sicht). Sieht man die Krim als Teil der Russischen Föderation, so ist erst recht Russland verpflichtet. für das Wohl "seiner" (Neu-)Bürger zu sorgen (russische Sicht).
Sympathien werden die Attentäter bei der Krim-Bevölkerung nicht ernten, die die Folgen auszubaden hat.
Die Attentäter werden das Gegenteil ihrer Absicht erreichen. Putin wird den Zorn der Krim-Bevölkerung von den Attentätern auf die Ukraine und, natürlich, den „Westen“ erweitern. Die Behörden werden jetzt mit Hochdruck an der Anbindung der Krim an das russische Stromnetz arbeiten um so die Krim weiter in den russischen Machtbereich einzubinden
Für mich war das eine typische Aktion von „Wut-Bürgern“, die ihren Zorn mal so richtig raus lassen wollten, egal wen es trifft und was die weiteren Folgen sind!
Es ist kein Boykott - wie zunächst geschrieben - sondern ein Anschlag. Dieser wurde ausgeübt von Menschen, die die Situation in der Ostukraine eskalieren wollen.
Mit Zwangsumsiedlungen will Dänemark Brennpunkte auflösen: Gebäude werden abgerissen, nicht nur migrantische BewohnerInnen vertrieben.
Kommentar Krim-Sabotage: Gefährliches Spiel mit dem Strom
Ob die Ukraine wieder Strom auf die Krim liefert, ist keine technische, sondern eine politische Frage. Die Regierung hat das Heft aus der Hand gegeben.
Daran haben die Krimtataren und der Rechte Sektor kräftig gesägt: Strommast in der Nähe von Chonhar Foto: reuters
Der Konflikt um die Krim, die sich Russland unter den Nagel gerissen hat, mag für viele schon abgehakt sein. Für andere, die ein Stück Heimat verloren haben, ist dieser Konflikt da und er muss ausgetragen werden. Die Frage ist nur, mit welchen Mitteln. Und hier sollte Richtschnur der in Russland beliebte Satz sein: „Hauptsache, es gibt keinen Krieg.“
Doch die Blockadeaktionen von Krimtataren und Rechtem Sektor, die wir derzeit an der administrativen Grenze zur Krim erleben, werfen Fragezeichen auf. Glücklicherweise hatten die Blockierer ihr Einverständnis zu Erdungsarbeiten an den am Boden liegenden Masten gegeben. Dass vor der sachgemäßen Erdung niemand durch die Masten und deren Kabel verletzt wurde, grenzt an ein Wunder.
Die ukrainischen Kraftwerke decken eine hohe Grundlast des Energiebedarfs ab. Wenn ein Großabnehmer kurzfristig ausfällt, wird das Gleichgewicht des gesamten Energienetzes empfindlich gestört. In einer ersten Reaktion hatte der Direktor der ukrainischen Stromagentur Ukrenergo, Jurij Kasitsch, berichtet, zwei Atomkraftwerke hätten als Folge der Zerstörung der Masten ihre Kapazitäten kurzfristig auf ein niedriges Produktionsniveau herunterfahren müssen. Das, so der Atommanager, sei ein gefährliches Unterfangen gewesen.
Ob die Ukraine in den nächsten Tagen die zerstörten Anlagen reparieren und die Stromlieferungen an die Krim wieder aufnehmen wird, ist keine technische, sondern eine politische Frage. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim berechtigt die Ukraine zu Boykottmaßnahmen gegen Russland.
Doch ein Stromlieferstopp sollte Chefsache sein, das Für und Wider sorgfältig abgewogen werden. Wenn sich Präsident Poroschenko von Rechtem Sektor und Krimtataren das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lässt, stellt er damit nicht nur das Gewaltmonopol des Staates infrage, er spielt auch mit der Gefahr eines neuen Tschernobyl.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und Eurotopics.de. Er hat in Heidelberg Russisch studiert. Daneben gute Ukrainisch-Kenntnisse. Hat sich jahrelang in den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Anti-AKW, Asyl engagiert. Zusammenarbeit mit Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen in der ehemaligen UdSSR und in Deutschland. Schreibt seit 1993 für die taz.
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