Kommentar Konflikt in der Ukraine: Ein Waffenstillstand muss her
Vor allem die OSZE muss sich aktiver für eine friedliche Lösung einsetzen. Das Vorgehen des ukrainischen Militärs im Osten des Landes wirkt eskalierend.
M it ungefähr 60 Toten waren der 2. und der 3. Mai die bisher schwärzesten Tage in der jüngsten Geschichte der innerukrainischen Konflikte.
Es ist nicht mehr zielführend zu fragen: Wie ist die Ukraine in diese Situation hineingeraten? Die Fragen müssten vielmehr lauten: Wie kann das Land aus dieser bürgerkriegsähnlichen Situation wieder herauskommen? Mit welchen Akteuren lässt sich ein friedliches Zusammenleben ermöglichen?
Ein Akteur ist die OSZE, die sich dringend aktiver in die Verhandlungen für eine friedliche Lösung in der Ukraine einbringen muss. Ein zweiter wichtiger Akteur ist der langjährige russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin, dem als Beauftragter von Präsident Putin die Freilassung der OSZE-Beobachter und der ukrainischen Militärs, die vor gut einer Woche von Aufständischen in Slawjansk in Geiselhaft genommen wurden, gelungen ist.
Nun muss in einem ersten Schritt ein sofortiger Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien unter Vermittlung der OSZE und des russischen Vermittlers Lukin vereinbart werden. Sofort nach der Verkündung des Waffenstillstandes müssen alle übrigen Geiseln und politischen Gefangenen freikommen!
Doch ob das passieren wird, ist fraglich. Die ukrainischen Sicherheitskräfte wollen weiter militärisch gegen die „Terroristen“, die die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung im Osten hinter sich haben, vorgehen. Mit seinen „Säuberungsaktionen“ im Osten des Landes wird Kiew das Gegenteil dessen bewirken, was es eigentlich zu erreichen beabsichtigt. Die Zahl derer, die sich russische Truppen herbeiwünschen, wird steigen.
Dass die „antiterroristische Operation“ im Osten unter anderem auch von Geheimdienstchef Walentin Naliwaitschenko, einem Weggefährten von Dmitrij Jarosch, dem Chef des „Rechten Sektors“, befehligt wird, bestätigt viele im Osten in ihrer Auffassung, man kämpfe gegen das rechtsradikale Kiew.
Und auch in Russland haben die Falken Hochkonjunktur. Am Samstag forderte Sergej Mironow, Chef der Partei „Gerechtes Russland“ ein Eingreifen russischer Truppen in der Ukraine.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen