piwik no script img

Kommentar Kohlemeiler BrunsbüttelDie Luft ist rein

Kommentar von Sven-Michael Veit

Der Ausstieg der baden-württembergischen SWS aus den Planungen für das größte Kohlekraftwerk Deutschlands an der Unterelbe kommt spät - aber nicht zu spät.

D as ist eine weise Entscheidung. Sicherlich kommt er spät, der Ausstieg der baden-württembergischen SWS aus den Planungen für das größte Kohlekraftwerk Deutschlands an der Unterelbe. Aber weil kein bleibender Schaden angerichtet wurde, kommt er nicht zu spät. An die 70 badische und schwäbische Stadtwerke bleiben auf ein paar Millionen für Planungen verschleuderte Euro sitzen – lässlich im Vergleich dazu, dass die Luft an der Elbmündung rein bleiben wird.

Das Ende dieses Meilers ist ein unmissverständliches Eingeständnis, dass die Energieerzeugung aus Kohlekraft in Deutschland keine Zukunft mehr hat. Als einziger bastelt Vattenfall noch am Kraftwerk Moorburg – einer muss ja der letzte seiner fossilen Art sein.

Kohlekraftwerke sind der wahnwitzige Versuch, mit hohem Materialeinsatz wenig Strom und viel Gift zu erzeugen. Brunsbüttel wäre hochmodern gewesen – mit einem Wirkungsgrad von 46 Prozent. Mehr als die Hälfte der potenziellen Energie wäre nutzlos in die Atmosphäre verdampft.

Erschütternd daran ist vor allem, wie lange solche ineffektiven Dreckschleudern gerechtfertigt werden konnten. Aber selbst neuerliche Sperenzien wie Kohlendioxidverbuddelung (CCS) schaffen es nicht mehr, Kohlemeiler grün zu waschen.

Diese Steinzeittechnik wird die erneuerbaren Energien nicht länger behindern. So sieht saubere Zukunft aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • D
    dejot

    And the Strom comes out of the Steckdose...

     

    So langsam sollte man in D zwei Netze einführen. Ein Netz, das lediglich durch völlig übersubventionierte Eneuerbare Energien betrieben wird und weiteres, dass vernünftig geregelt wird.

     

    Ich bin Ingenieur und wenn ich mir bereits heute die Schwankungen in Frequenz und Spannung anschaue, dann ist dies nur die Spitze des Eisbergs. Die Industrie wird Deutschland nicht aufgrund der Preise sondern auf der Stabilität der Netze verlassen.

     

    Vor kurzem gab eine interessante Reportage in der ARD über eine Papierfabrik. Die großen Papiermaschinen sind auf absolut stabile Netze angewiesen und ganz kurze Frequenzschwankungen führen zum Reißen des Papiers. Dies interessiert natürlich keinen Bürger, da man diese Schwakungen am Toaster nicht spürt.

     

    Da wir aber nur noch von Theaterwissenschaftlern regiert werden, die Physik nach der 10. Klasse abgewählt...

  • NL
    Nicht lange mehr

    Erst wenn das letzte Kraftwerk abgeschaltet, das letzte Auto verschrottet, die letzte Aluminiumfabrik geschlossen ist, werden die Grünen merken, dass man Ideologie nicht essen kann.

  • J
    Jabitte

    Wollt Ihr Atomkraft? Nein danke!

    Wollt Ihr Kohlekraft? Nein danke!

    Wollt Ihr Windmühlen? Nein danke!

    Was wollt Ihr denn?

    Ma-o-am, Ma-o-am ....

  • MS
    Maximilian Starke

    Ich finde die Wortwahl dieses Artikels zum kotzen.

    Meiler ist schon bei Atomkraftwerken ein absolut deplatziertes Wort, das nur darauf anspielt, daß es sich um ein langsames Schwelen handelt, das man von außen nur indirekt beeinflussen kann. Das ist für moderne Kohlekessel durchaus nicht angemessen.

    Weiterhin: '46%' - diese Zahl ist prima! Das der Autor sie als schlecht erachtet zeigt nur, daß er nicht die geringste Ahnung von Physik hat. Kein Biomassekraftwerk erreicht einen derartigen elektrischen Wirkungsgrad.

    Die Energiepolitik sollte nicht mit einem derartigen populistischen Dilettantismus behandelt werden, dafür macht sich hierzulande bereits unsere Bundesregierung zuständig. Stattdessen sollte der Ausbau und die Netzintegration der erneuerbaren Energien endlich mit der nötigen Professionalität angepackt werden, statt weiterhin unkoordinierten Wildwuchs zu betreiben und jedermann in seinem St. Floriansprinzip zu bestärken.