Kommentar Klimanotstand in Städten: Wenn, dann richtig
Etliche Städte haben den Klimanotstand ausgerufen und machen – nichts. In Hannover könnte das mit ein bisschen gutem Willen anders laufen.
K limanotstand – was für ein Wort. Das klingt nach: Morgen können wir in Hannover, Hamburg, Kiel und Bremen nicht mehr atmen, blicken auf die ausgetrocknete Alster und eine Rinne, die mal die Ihme gewesen sein soll, verbrennt uns die Sonne noch mehr die Haut, als sie es jetzt schon tut. Klimanotstand klingt nach: Wenn wir unseren Alltag nicht sofort und radikal umstellen auf Konsumreduktion und Verzicht auf Flugreisen und Fleisch, dann sind wir spätestens übermorgen tot.
Das mag übertrieben formuliert sein, ist es aber auch wieder nicht. Das belegen wissenschaftliche Studien und Zukunftsszenarien, das spüren Menschen allerorten. Insofern ist es richtig, dass Städte wie Osnabrück, Kiel und Konstanz den sogenannten Klimanotstand ausgerufen haben. In Bremen und Hannover könnte es bald so weit sein. Damit zeigen die politischen Entscheider*innen: Wir meinen es ernst.
Doch was folgt daraus? In Osnabrück weitgehend nichts. In dem Beschluss zum Klimanotstand werden die Stadtwerke beispielsweise aufgefordert, „eine Strategie zum verbindlichen Ausstieg aus fossilen Energieträgern vorzulegen“, die Verwaltung soll „prüfen, wie Beschlussvorlagen Klimaauswirkungen entsprechend ausweisen können“, der Busverkehr soll attraktiver gemacht werden.
Nun könnte man dagegen halten, irgendwo müsse man ja mal anfangen. Stimmt. Aber warum dann nicht gleich richtig? In Hannover, wo die Ratsfraktion der Linken und der Piraten am Dienstag einen Antrag in den Umweltausschuss eingebracht hat, könnte es bei einem bisschen gutem Willen in Kürze so aussehen: in der Innenstadt nur E-Autos, mehr Fußgängerzonen, Radwege, Busse und Bahnen. Solarmodule auf allen Schrägdächern, begrünte Dachterrassen. Das umzusetzen, dauert weder allzu lange, noch ist es übermäßig teuer.
Was könnte jede*r Einzelne tun? Unter anderem nicht nur auf Plastiktüten, sondern auch auf Plastikflaschen verzichten, Rad fahren, laufen. Ist wirklich nicht schwer, probieren Sie es aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste