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Kommentar KitagebührenAlles für die Kinder, und zwar umsonst

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Über der Kita-Debatte schwebt eine Entweder-oder-Frage: mehr ErzieherInnen oder keine Gebühren? Die Frage ist falsch – beides muss her.

Am vergangenen Wochenende demonstrierten Eltern und Erzieher*innen in Berlin für mehr Kita-Plätze Foto: dpa

W as hätten Sie lieber: mehr Erzieher*innen für die Kitas oder keine Kitagebühren? Diese Entweder-oder-Frage schwebt derzeit über der Diskussion um Qualität und Ausbau von Kitas. Es wird suggeriert, dass beides zusammenhängt: Wer gebührenfreie Kitas will, muss hinnehmen, dass Kinder in 20er-Trupps betreut werden. Nur wer für Gebühren ist, kann auch Qualität einfordern. Beides zusammen ist teuer, wie auch die aktuelle Bertelsmann-Studie zeigt. Aber: Die Frage ist falsch.

Richtig ist: Bessere Qualität und Gebührenfreiheit sind zwei politische Ziele, die derzeit parallel angegangen werden. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat für dieses Jahr ein Qualitätsgesetz angekündigt, das etwa festlegt, welcher Betreuungsschlüssel nicht unterschritten werden darf. Gleichzeitig schaffen Länder wie Berlin Kitagebühren ab, und das obwohl sich über 80 Prozent der Eltern vorstellen können, für mehr Personal und bessere Ausstattung zu zahlen.

Wenn dann, wie am Wochenende Tausende Eltern in der Hauptstadt auf die Straße gehen und genau das fordern, dann liegt es nahe zu sagen: Die Politik soll die Gebühren wieder einführen, dann geht’s den Kleinen besser. Und gerecht ist es auch – denn von der Beitragsfreiheit profitieren Arme eh nicht. Doch weil die Schulen bröckeln und Unterricht ausfällt, kommt ja auch niemand auf die Idee, unter dem Deckmantel der Umverteilung ein Schulgeld für alle zu fordern, die es sich leisten können.

Eine berechtigte Forderung ist die nach kostenlosem Zugang zu Bildung für alle. Kitas sind inzwischen Teil der Bildungskette, auch in den alten Bundesländern. In den neuen Ländern wurden sie schon zu DDR-Zeiten so behandelt. Ebenfalls berechtigt ist die Forderung nach Umverteilung von reich nach arm. Die lässt sich effektiver über ein Steuersystem organisieren, das Vermögende stärker zur Kasse bittet, als über eine Beitragstabelle in der Kita. Daher ist es Unsinn, hier einen Gegensatz zu konstruieren. Beides muss her: keine Gebühren und mehr ErzieherInnen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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4 Kommentare

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  • Liebe TAZ !

    Der Winterschlaf ist längst vorbei.

    Schaut mal nach Rheinland-Pfalz.

    Das Thema ist dort so alt wie ein alter Werbespruch . Asbach Uralt !

     

    Auch wenn es einigen von Ihnen nicht passt :-))~~

  • Was hätten Sie lieber: mehr Erzieher*innen für die Kitas oder keine Kitagebühren?

     

    Am liebsten hätte ich die Möglichkeit, dass zwei Eltern mit jeweils einer halben Stelle so viel verdienen können, dass die halben Stellen reichen. Dann hätten die Eltern auch Zeit, sich zumindest in Teilzeit um ihre Kinder zu kümmern. Eine Halbtagskita wäre dann ausreichend, und dementsprechend auch (von mir aus gerne öffentlich) finanzierbar. Und vielleicht hätten wir dann sogar genug Erzieher!

     

    Ganz im Ernst: Warum soll man überhaupt Kinder bekommen, wenn man die dann jahrelang in einer 24/7 Kita parken muss, weil man total dämliche, familienunfreundliche 10-Stunden-Schichten arbeiten muss?

  • Das in unserem Land Betreuungsplätze fehlen ist seit über 30 Jahren bekannt und wird ebenso lange diskutiert. Was mir nicht klar ist, warum seitens der Eltern und allen anderen an der Bildung und Betreuung von kleinen Kindern Interessierten, sich nicht zu einer bundesweiten Genossenschaften Kita oder einem Bundes Bürger Senat Bildung zusammenschließen und alle demokratischen Mittel der Eigeninitiativen nutzen, zumal auch seit 20 Jahren bekannt ist, dass der Staat das Problem allein nicht lösen kann.

  • Der Tanz ums goldene Kalb, hier das Kind, nimmt Ausmaße an, die keiner mehr versteht. Nein, wir müssen nicht alle Ressourcen in die Kinder stecken. In Zeiten der Zerstörung des Planeten hilft nur Bevölkerungsreduktion und Austerität.