Kommentar Handelsstreit USA-China: Trump will gar keinen Frieden
Der Streit zwischen den USA und China hatte nur eine kurze Pause. In Wahrheit ist der Handelskrieg schon wieder in vollem Gange.
E igentlich hatten Donald Trump und Xi Jinping vor ein paar Tagen eine Feuerpause vereinbart. In gemütlicher Runde einigten sich der US-Präsident und Chinas Staats- und Parteichef am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires darauf, im seit Monaten andauernden Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zumindest für 90 Tage keine weiteren Strafzölle zu verhängen. In Wahrheit aber ist der Krieg schon wieder im Gange.
Ganz oben auf Trumps Abschussliste steht Chinas höchst erfolgreicher Telekommunikationskonzern Huawei. Er ist hierzulande vor allem für seine Smartphones bekannt, sein Hauptgeschäft macht er aber mit dem Ausbau von Netzwerken. Huawei ist inzwischen sogar der größte Ausrüster der Welt in dieser so wichtigen Technologie. Und genau auf diese technologische Marktführerschaft der Chinesen hat es Trump mit der Verhaftung von Huaweis Finanzchefin abgesehen.
Zwar gab es schon vor seiner Präsidentschaft Missgunst der Amerikaner wegen Chinas Vorzeigeunternehmen. Auch unter Obama diskreditierten die US-Geheimdienste Huawei, indem sie davor warnten, das chinesische Unternehmen könnte beim Ausbau der Netzwerke auch Spionagetechnik einbauen. Eindeutige Beweise haben sie aber nie vorgelegt.
Vielmehr erhärtet sich der Eindruck, dass das ebenso vorgeschoben ist wie der nun erhobene Vorwurf, Huawei habe gegen die Iran-Sanktionen verstoßen. Das tun andere Unternehmen auch – werden dafür aber nicht so hart angegangen. Beim chinesischen Huawei-Konkurrenten ZTE, dem die USA denselben Vorwurf machte, nahm Trump den Bann wieder zurück, nachdem Xi persönlich ihn darum gebeten hatte. ZTE ist allerdings bei Weitem kein so großer Konkurrent für die US-Unternehmen wie Huawei.
Chinas Führung hielt sich am Donnerstag mit einem Gegenschlag noch zurück. Der dürfte aber längst vorbereitet sein. Und so bleiben die Aussichten für den Welthandel düster.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn