Kommentar Guttenberg-Dissertation: Es war Betrug
Das Urteil der Universität Bayreuth ist gefällt. Der ehemalige Verteidigungsminister hat vorsätzlich getäuscht. Eine Rückkehr in die Politik wäre schamlos.
D as Urteil der Universität Bayreuth über Karl-Theodor zu Guttenbergs Doktorarbeit ist gefällt. Der ehemalige Verteidigungsminister ist ein Betrüger, das haben die Wissenschaftler jetzt offiziell bestätigt. Er hat bei der Erstellung seiner Arbeit planvoll und vorsätzlich getäuscht.
Die Nachricht an sich ist wenig überraschend, bestätigt sie doch nur, was sich auch mit dem gesunden Menschenverstand feststellen lässt: Die Zahl der abgekupferten Stellen ohne Quellenangabe ist zu groß, die Umformulierungen geklauter Passagen zu akribisch, die Beweislage also zu überwältigend, als das man ernsthaft Guttenbergs Unschuldsbeteuerungen glauben konnte.
Zyniker würden jetzt sagen: Willkommen im Club! Eine bedeutende Karriere in der Politik mit einem fragwürdigen Rechtsverständnis zu vereinbaren ist durchaus üblich in der Bundesrepublik. Es gab größere Sünder als Guttenberg, wie es etwa Helmut Kohl mit seinem Ehrenwort in der CDU-Schwarzgeldaffäre nachhaltig beweist.
ULRICH SCHULTE leitet das Inlands-Ressort der taz.
Und Talent für die Politik hat der smarte CSU-Politiker ja. Eine mögliche Rückkehr hat der CSU-Vorsitzende Seehofer - vor dem Bericht der Universität - bereits angekündigt, denn wer wird nach einer Schamfrist noch nach einer Doktorarbeit fragen?
Politische Bankrotterklärung
Diese leider wahrscheinliche Lösung kommt einer politischen Bankrotterklärung gleich. Das Fälschen einer Doktorarbeit ist keine lässliche Jugendsünde. Wer als Bundestagsabgeordneter gezielt und jahrelang einen Betrug plant, wer den Wissenschaftlichen Dienst des Parlaments für die Mehrung persönlichen Ruhms missbraucht, wer die Öffentlichkeit als Minister schamlos belügt, hat sich für andere Ämter disqualifiziert.
Guttenberg besitzt nicht mehr die Autorität, um vor dem Parlament reden, gar ein Ministerium zu führen. Er hat seine persönliche Integrität früh zum Fundament seines Handelns erklärt. Und damit selbst die besondere Fallhöhe definiert.
Jenseits dieser moralischen Erwägungen hat die Affäre bewiesen, dass Guttenberg ein ganz eigenes Verhältnis zur Realität pflegt. Es stimmt bedenklich, wenn der Oberbefehlshaber der Bundeswehr allen Ernstes glaubt, die Faktenlage ignorieren und die Öffentlichkeit für dumm verkaufen zu können.
Man mag sich lieber nicht vorstellen, wie er die Bundeswehrreform gemanagt hätte. Oder wie er in der neuen weltpolitischen Lage Deutschland vertreten würde. Die Union muss sich jetzt fragen: Nutzt es ihr wirklich, wenn sie Guttenberg irgendwann zurückholt?
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