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Die GRÜNEN brauchen dringend ein Thema, mit dem Sie sich nach dem beschlossenen Atomausstieg profilieren können. Beim Thema Agrar sind sie sich alle wunderbarerweise einig. Und warum sind sie sich einig?
1. Weil sie keine Ahnung von der Materie haben, sonst müssten sie viel kontroverser über gute Tierhaltung, guten Ackerbau etc. diskutieren - so nämlich, wie wir Landwirte das auch tun. Beispiele: Anton Hofreiter behauptet dieser Tage in der Rheinischen Post: "Zu viele Antibiotika in den Futtermitteln tragen wesentlich dazu bei, dass wir alle gegen Antibiotika zunehmend resistent werden." Seit 2006 sind Antibiotika im Futter EU-weit verboten. Oder: "Ein Drittel der Klimakatastrophe wird durch die agro-industrielle Landwirtschaft verursacht." Laut UBA trägt in Deutschland die gesamte Landwirtschaft (inkl. Bio) zu 7,7 Prozent zu den Klimagasen bei. In der EU sind es 9 Prozent (Zahlen der EU-Kommission) und weltweit 14 Prozent (Zahlen der FAO). Aber man kann ja erst einmal mit Dreck um sich werfen, irgendwas wird schon hängenbleiben ...
2. Weil sie sich das teure Bio-Essen leisten können. Mit Stand von 2009 konnten 68 Prozent der Mitglieder einen Hochschulabschluss vorweisen. Und: Durch ihre Politik schaffen sie es, dass ihnen die finanziell schwächeren Bevölkerungsschichten das Essen auch noch subventionieren: Umverteilung von unten nach oben - das ist asozial nicht gerecht.
Logo, dass die Tiere in deutschen Massentierhaltungen meistens schlecht gehalten werden. Das weiß der Deutsche schließlich ganz genau. Vielleicht 40.000 Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Ganz-ganz großzügig betrachtet vielleicht sogar: 100.000? Ein paar mehr haben damit zu tun. Der Rest der Republik? Hat kaum jemals einen Fuß in einen Stall gesetzt, mit Bauern gesprochen oder sich sonst sachkundig gemacht. Internet und Zeitung reichen zur Meinungsbildung. Aber klar, man kann doch trotzdem genau Bescheid wissen. Den Tieren in Massentierhaltung geht es schlecht.
A propos Soja: Es wird Sojaextraktionsschrot an Nutztiere verfüttert, ein RESTprodukt aus der Sojaölgewinnung. Allerdings fressen die Tiere hierzulande in erster Linie heimisches Futter. Sind es 70 Prozent? Oder gar 80?
Hallo Restprodukt oder Urprodukt Soja ist eine Einbandstrasse Richtung Europa Tolle Kreisläufe !!
Wollen sie ernsthaft behaupten , den Tieren gehe es gut.
Schöne Grüße von einem der 40000
Guten Tag,
die Geschichte mit den“Blue Babys“ stammt aus den USA. Dort hat man vor fast einem Jahrhundert bei fäkal und bakteriell verunreinigten Hauswasserbrunnen beobachtet, dass die Bakterien die großen Mengen an Nitrat in Nitrit umgewandelt haben. Die Mengen waren tatsächlich für Babys gefährlich.
Bitte auch hier mal lesen. Ist gut für Laien aufgearbeitet.
http://www.deutschlandradiokultur.de/nitrat-das-neue-brainfood.993.de.html?dram:article_id=154545
schönen Tag noch.
ms
Ja, die Landwirtschaft ist ingesamt gesehen das größte Umweltferkel. Aber bisher hat mir noch niemand erklären lassen, was das mit der Größe der Betriebe zu tun haben soll. Warum sollen 100 Tonnen Gülle wöchentlich aus einem Betrieb problematischer sein als 100 mal 1 Tonne?
Woher nimmt man den seltsamen Glauben, dass 100 kleinere Landwirte per se verantwortungsvoller handeln als ein großer?
Man verstehe mich recht: Nichts gegen Vielfalt und die vielen kleinen engagierten Bauern, aber der Konnex ist mir bislang räselhaft.
"Nichts gegen Vielfalt und die vielen kleinen engagierten Bauern, aber der Konnex ist mir bislang räselhaft."
Suchen Sie doch einfach mal mit einer Suchmaschine Begriffe, wie "Fruchtfolge" oder "Bodendegradierung". Warum die Kommentarspalte für Sie so oft als Rechercheauftragspool verwendet wird, bleibt ein Rätsel.
Natürlich halten wir Deutschen – geführt von Grüner Kompetenz – den Klimawandel auf, indem wir unsere Landwirtschaft radikal umbauen. Da mag ja was gewesen sein mit dem globalen CO2-Ausstoß. Mit der unverminderten, sogar steigenden Stromerzeugung aus Braunkohle. Mit dem hemmungslosen Stromverbrauch in den Ländern der 1. Welt und zunehmend auch in anderen Regionen der Welt (kein Vorwurf meinerseits, gleiches Recht für alle!). Die Konsumartikel, die wir aus aller Herren Länder importieren. Aber was soll’s.
Und klar sind die Bauern hauptsächlich dafür verantwortlich, dass Pflanzen- und Tierarten aussterben. Und nicht die Umwandlung von täglich 70 – 80 Hektar Agrarland zwecks Zubetonierung der Republik. Auf dass die Deutschen noch schöner im Grünen wohnen und auf der grünen Wiese einkaufen können, noch mehr Spuren zum schnell fahren haben auf den Autobahnen. Die Liste lässt sich erweitern.
Aus Umweltsicht ist es dringend erforderlich, dass die Schuld für Umweltprobleme nicht so einseitig-plump dem Ernährungssektor in die Schuhe geschoben wird. Ist zwar ein schöner Vorwand für den deutschen autoverliebten, vielfliegenden Michel, sich nicht an die eigene Nase fassen zu müssen (dabei hätte er es dringend nötig!). Und so passend für die Grünen, die damit endlich wieder ein Thema haben, mit dem sie bei ihrem Klientel punkten können. Aber als Problemlöser wenig geeignet.
Hallo,
der Artikel ist leider sehr stümperhaft recherchiert.:
- "Doch aus dem Stickstoff, der als Dünger benutzt wird, entsteht Nitrat und schließlich das gesundheitsschädliche Nitrit" - dies ist Unwahr. Aus "Dünger" ensteht giftiges Nitrit welches schließlich in unschädliches Nitrat verwandelt wird. Problematisch ist hier vor allem der Sauerstoffverbrauch im Wasser.
- Wo befinden sich die vielen Brunnen mit erhöhten Nitratgehalten ? (ja es gibt jedes Jahr ein paar Einzelfälle, vor allem an punktuellen Verschmutzungsquellen wie Biogasanlagen oder Klärwerken )
Es ärgert mich, dass offenbar nicht einmal einfachste Sachen recherchiert werden. Oder steckt System dahinter ? Wollen sie die Leser für dumm verkaufen? Ich habe mich extra wegen diesem Unsinn hier angemeldet !!!
@Gutmensch Öko Vegan "ein paar Einzelfälle" laut ein Risikoanalyse der Landesamtes für Umwelt könnte in Bayern bis zum Jahr 2021 (!) über 1/3 der Grundwassers mit Giftstoffen belastet sein. Ursache dafür ist Nitrat. Nitrat steht auch im Verdacht, Krebs auslösen zu können. Es wandelt sich im Magen in sog. Nitrosamine. Der Grenzwert für Nitrat im Grundwasser liegt in der EU bei 50 mg/Liter, teilweise wurden bereits 165 mg/Liter gemessen. Ihr Kommentar scheint "stümperhaft recherchiert" zu sein.
Guten Tag,
die Geschichte Nitrat-Nitrit-Nitrosamine = Krebs ist schon seit Mitte der 80iger Jahre widerlegt und dümpelt als Hypothese durch die Medienwelt.
Hier eine andere Betrachtungsweise:
"widerlegt" ; )
Nitrat wandelt sich im Körper zu Nitrit und verhindert den Sauerstofftransport im Blut, schlecht für die Babys, aber wer braucht die schon? ; )
"Nitrates are relatively inert and do not create a
major health concern. An exception to this is
methaemoglobinaemina (‘blue baby syndrome’).
Newborn babies do not have the bacteria in their
stomach to deal with nitrates in the same manner
as older children and adults. In the reducing surroundings
of the stomach the nitrate is transformed
into nitrite that then attaches itself to the haemoglobin
molecule in red blood cells, preferentially
replacing oxygen. This leads to a reduction in
oxygen supply around the body, hence the name
‘blue baby syndrome’. In reality methaemoglobinaemina
is extremely rare, possibly coming from
nitrate-polluted well supplies but not mainssupplied
drinking water." aus Davie T. Fundamentals of Hydrology (2008:137)
zum nachlesen
http://www.hydrology.uni-kiel.de/download/lehre/wise/intro_hydrology/m121_vl1.pdf
Guten Abend Herr Maurin,
in Niedersachsen ist kein Trinkwasserbrunnen mit erhöhten Nitratwerten belastet. Ich denke, dass wir den Informationen des Niedersächsischen Umweltministerium trauen können.
www.umwelt.niedersachsen.de/download/67887
Durchschnittlich enthält das Rohwasser niedersächsischer Trinkwasserbrunnen nur 6 bis 12 mg Nitrat pro Liter
Nitrat wird heute eher positiv bewertet. Es werden sogar schon Gemüsesäfte mit hohen Nitratgehalten angeboten, um damit die Hinleistung zu verbessern.
http://www.deutschlandradiokultur.de/nitrat-das-neue-brainfood.993.de.html?dram:article_id=154545
Zur Diskussion um Nitrat in Trinkwasser hier mal lesen:
http://www.keckl.de/texte/Verwirrung%20Grundwassser%20und%20Nitrat.pdf
Guts Nächtle
@Manfred Stein "Nitrat wird heute eher positiv bewertet" ehrlich, Herr Stein, wo haben Sie DAS denn ausgegraben? Nitrat ist kein 'tödliches Gift' aber, es kann bei Säuglingen den Sauerstofftransport im Blut behindern. Wie ich oben bereits geschrieben habe, wird Nitrat im Magen in sog. Nitrosamine umgewandelt, die wiederum Krebs auslösen können. Gemüsesäfte mit hohem Nitratgehalt würde ich doch eher meiden. Zur Verbesserung der Hirnleistung empfehle ich ein gutes Buch ; )
Guten Tag,
die Geschichte mit den“Blue Babys“ stammt aus den USA. Dort hat man vor fast einem Jahrhundert bei fäkal und bakteriell verunreinigten Hauswasserbrunnen beobachtet, dass die Bakterien die großen Mengen an Nitrat in Nitrit umgewandelt haben. Die Mengen waren tatsächlich für Babys gefährlich.
Bitte auch hier mal lesen. Ist gut für Laien aufgearbeitet.
http://www.deutschlandradiokultur.de/nitrat-das-neue-brainfood.993.de.html?dram:article_id=154545
schönen Tag noch.
ms
@Manfred Stein "vor fast einem Jahrhundert"? Das sagt eigentlich alles, oder?!
Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Der Protest der Letzten Generation ist nötig und muss weiterhin sichtbar bleiben.
Kommentar Grüne für Agrarwende: Umdenken überfällig
Bündnis 90/Die Grünen liegen richtig: Der radikale Umbau der Landwirtschaft ist aus Umweltsicht dringend notwendig.
Ohne Umbau der Landwirtschaft kein Klimaschutz: Grünen-Plakat zur Europawahl in Berlin Bild: reuters
Endlich räumen die Grünen der Ernährungspolitik das Gewicht ein, das sie verdient. Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie setzt die Partei nun auf einen radikalen Umbau der Landwirtschaft als zentralem Thema. Aus Umweltsicht ist das überfällig.
Denn Bauern sind Wissenschaftlern zufolge hauptverantwortlich dafür, dass Tier- und Pflanzenarten aussterben. Schließlich hat die Agrarwirtschaft fast die Hälfte der deutschen Landfläche unter Beschlag.
Zudem verursacht der Ernährungssektor – je nach Schätzung – 16 bis 22 Prozent der Treibhausgase in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Stickstoffverbindungen gelangen über die Landwirtschaft in die Umwelt. Doch aus dem Stickstoff, der als Dünger benutzt wird, entsteht Nitrat und schließlich das gesundheitsschädliche Nitrit. Viele Brunnen in Deutschland sind so stark belastet, dass ihr Wasser nur noch stark verdünnt getrunken werden darf.
Konventionelle Landwirte halten auch Millionen Schweine, Hühner und andere Tiere unter oft miserablen Bedingungen. Ein Teil des Futters kommt etwa aus Südamerika, wo Menschen vertrieben werden, um beispielsweise gentechnisch veränderte Soja anzubauen. In riesigen Monokulturen, deren Pestizide das Wasser vergiften und die Natur zerstören.
All das ist seit Jahren bekannt. Dennoch hat sich die konventionelle Agrarlobby auch bei der jüngsten Reform der EU-Subventionen für die Landwirtschaft weitgehend durchgesetzt. Weiterhin bekommen auch umweltschädliche Betriebe Milliarden Euro. Denn in Deutschland kämpfen vor allem CDU und SPD zuverlässig für die Interessen der Agrarindustrie. Wenn die Grünen dank ihrer Agrarkampagne Wählerstimmen gewinnen sollten, könnte das den Druck erhöhen, die Umweltprobleme der Landwirtschaft zu lösen – endlich.
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Schwerpunkt Klimawandel
Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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