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Kommentar Evo MoralesErdöl als Gesellschaftskitt

Jürgen Vogt
Kommentar von Jürgen Vogt

Der Erfolg von Evo Morales ist abhängig von einer guten wirtschaftlichen Lage Boliviens – und damit von Rohstoffen. Für die Umwelt ist das fatal.

Genosse der Rohstoffbosse: Evo Morales feiert die Eröffnung des Margarita-Gasfeldes vor der Küste Boliviens. Bild: reuters

B oliviens Präsident Evo Morales ist auf dem Zenit seiner politischen Macht. Die Opposition machte bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen vom Sonntag kaum einen Stich.

Mit großer Mehrheit wiedergewählt und mit einer satten Mehrheit in Senat und Abgeordnetenhaus im Rücken kann Morales seine dritte Amtszeit in Folge beginnen. Morales schaffte es, nicht nur seine traditionelle Wählerschaft in den indigenen und ärmeren Schichten der Bevölkerung zu mobilisieren, sondern auch bei den WählerInnen in den Hochburgen der Opposition beeindruckend zu punkten.

Der erneute Erfolg des ersten indigenen Präsidenten des Landes war zwar allgemein erwartet worden, belegt jedoch eindrucksvoll, wie es Morales gelungen ist, den jahrhundertelang ausgeschlossenen Teil der Bevölkerung nachhaltig in das politische System zu integrieren. Wer dies als ein unpolitisches Stimmverhalten für den Amtsinhaber abqualifiziert, verweist auf die Zustände in den Zeiten vor Morales', als sich rechte und weiße Eliten die Macht über Land und Reichtum mal diktatorisch, mal parlamentarisch absegnen ließen.

Die Ergebnisse vom Sonntag verweisen jedoch auch auf Morales Abhängigkeit von der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage des Landes und seiner Verteilungspolitik. Der Konflikt zwischen den wirtschaftlich reichen und nach wie vor von weißen Eliten beherrschten Provinzen im östlichen Tiefland und dem indigen-geprägten westlichen Hochland führte noch vor wenigen Jahren zu fast bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen. Er könnte bei einem Stottern der Wirtschaft jederzeit wieder aufbrechen. Und Morales eigene Basis ging noch vor wenigen Jahren zahlreich auf die Straßen, als er den Abbau von Subventionen für Treibstoffe und Lebensmittel betreiben wollte.

Um nicht wieder in diese Turbulenzen zu geraten wird der alte und neue Präsident weiter konsequent auf die Ausbeutung und Vermarktung der natürlichen Ressourcen setzen. Die Erschließung von Gas, Erdöl und Erzen wird auch zukünftig keinen Platz für umweltpolitische Bedenken zulassen. Im Gegenteil, Morales kann sich mit dieser Politik als gestärkt betrachten. Eine politische Lobby hat die Umwelt in Bolivien nicht mehr.

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Jürgen Vogt
Korrespondent Südamerika
Kommt aus Karlsruhe. Studierte Politische Wissenschaft in Hamburg und Berlin und arbeitete zwölf Jahre als Redakteur und Geschäftsführer der Lateinamerika Nachrichten in Berlin. Seit 2005 lebt er in Buenos Aires. Er ist Autor des Reisehandbuchs “Argentinien”, 2024, Reise Know-How Verlag.
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2 Kommentare

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  • Diese Bildunterschrift....

    Habe gerade mal nachgesehen, wo die "Küste Boliviens" sein könnte, und leider nichts gefunden.

    Und Evo Morales in Anlehnung an Schröder den "Genossen der Rohstoffbosse" zu nennen, ist schon grenzwertig. Besonders weil die Rohstoffbosse dank Evo Staatsangestellte sind.

    Das hat vielleicht jemand geschrieben, der Evo nicht mag und noch nie in Bolivien war.

  • Was fehlt: Mögliche Uranvorkommen in Bolivien -- und investiert in Atomenergie!

    (Regierung Bolivien, Medienmitteilung, 2. Oktober 2014)

     

    Bereits im Januar 2014 hatte Morales die Entwicklung der Kernenergie für friedliche Zwecke zur strategischen Priorität Boliviens erklärt. Er versprach hierfür Investitionen von über 2 Milliarden USD bis 2025. Bolivien plane den Bau eines PET-/CT-Zyklotrons und eines Forschungsreaktors. Das Zentrum für die Entwicklung der Atomenergieprojekte werde das Departamento La Paz sein.

     

    Marcelino Quispe, Präsident der Corporación Minera de Bolivia (Comibol), hatte am 26. September 2014 mitgeteilt, eine Studie im Nordosten des Departamento Santa Cruz habe Uranvorkommen festgestellt. Laut Quispe hat COMIBOL bereits Gespräche mit Russland und Frankreich eingeleitet, um Investitionen anzuziehen und ein Verfahren zur Exploration der Uranvorkommen auszuarbeiten, obwohl die Uranmenge noch unbekannt sei.

     

    Anm.: Argentinien, Frankreich und Iran haben Unterstützung für den Bau des ersten Atomkraftwerkes Boliviens zugesagt.

    _____

     

    In Lateinamerika stehen sechs Kernkraftwerkseinheiten in kommerziellen Betrieb. Eine weitere Druckschwerwasser-Reaktoreinheit stand im Januar 2014 kurz vor der Inbetriebnahme. Argentinien plant eine vierte Einheit zu bauen. Zudem entwickelt Argentinien einen eigenen Reaktorprototyp. Brasilien lässt die Einheit Angra-3 von der französischen Areva SA fertigstellen.