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Kommentar EinwanderungsgesetzEin Signal nach innen und außen

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz. SPD und Grüne fordern es bereits und sogar Teile der Union sprechen sich dafür aus.

Pegida und seinen Ablegern könnte durch ein Einwanderungsgesetz entgegengewirkt werden Bild: dpa

L ange Zeit war Deutschland ein Einwanderungsland wider Willen. Es hatten sich zwar viele ehemalige Gastarbeiter, Flüchtlinge und andere Einwanderer mit ihren Familien hier niedergelassen, doch nach ihrem Selbstverständnis sah sich die Bundesrepublik nicht als Einwanderungsland. Heute ist Deutschland eines der beliebtesten Einwanderungsländer der Welt und wird unter den westlichen Industrienationen als Magnet für Arbeitsmigranten nur noch von den USA übertroffen.

Dieses aktuelle Einwanderungs-Hoch verdankt sich aber vor allem der wirtschaftlichen Krise in Südeuropa und der europäischen Freizügigkeit, die es EU-Bürgern erlaubt, zur Jobsuche aus Polen, Rumänien oder Spanien recht unkompliziert nach Deutschland zu kommen. Sobald die EU-Nachbarländer ihre Schwäche überwunden und wirtschaftlich aufgeholt haben, werden diese Einwandererströme jedoch wieder versiegen.

Deutschland aber wird auch in Zukunft auf Einwanderung angewiesen sein, wenn es seinen Wohlstand halten will. Eine vorausschauende Politik muss deshalb dafür sorgen, dass auch künftig qualifizierte Einwanderer aus dem Rest der Welt zu uns finden.

Deutschland muss sich weiter öffnen und verändern

Ein Einwanderungsgesetz, wie es SPD und Grüne jetzt fordern und auch Teile der Union wünschen, wäre da ein wichtiges Signal. Zwar sind die derzeitigen Regelungen schon recht liberal, aber auch sehr unübersichtlich und wenig transparent. Ein Einwanderungsgesetz könnte das ändern.

Nach außen würde es zeigen, dass Deutschland Einwanderern offensteht und um die klügsten Köpfe wirbt. Nach innen würde es deutlich machen, dass Deutschland sich weiter öffnen und verändern muss, um für Einwanderer attraktiv zu sein, und dass es sich Engstirnigkeit und Rassismus nicht leisten kann. Das wäre auch eine klare Botschaft an Pegida & Co.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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1 Kommentar

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  • Wessen Wohlstand genau will die deutsche "Volksgemeinschaft" halten. Ich habe wirklich nichts gegen Einwanderung, Grenzen kann ich nicht leiden, nur muss ich immer stutzen, wenn vom nationalen Wohlstand gesprochen wird. Meint man damit die Steuereinnahmen des Staates, oder jeden einzelnen Bürger, oder gar die Aktenkurse? Dieselben Begrifflichkeiten werden von der AFD verwendet und mir fehlt fast immer eine Abgrenzung von deren Wohlstandsbegriff.