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Kommentar Bundeswehr und FamilieTagesmütter in die Kasernen!

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Ursula von der Leyen will den Soldatenberuf familienfreundlicher machen. Richtig so, doch bleibt abzuwarten, ob auf die Pläne Taten folgen.

Auch bei der Bundeswehr hat man Kinder. Bild: dpa

V erteidigungsministerin Ursula von der Leyen gestaltet ihr Entree in den neuen Job geschickt: Sie verspricht bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Bundeswehr. Damit knüpft sie an die ihr unterstellte Kompetenz als Ex-Familien- und Arbeitsministerin an und greift gleichzeitig eine der großen Sorgen auf, die Soldatinnen und Soldaten immer wieder vorbringen. Denn beim Bund erschweren die Auslandseinsätze und die Routine der Versetzungen alle paar Jahre das Privatleben.

Bei näherem Hinsehen hat von der Leyen allerdings in der Vergangenheit noch stets mehr angekündigt als durchgesetzt. Sie wusste dies jedoch durch vehement vorgetragene weitere Ankündigungen gut zu kaschieren. Wo von der Leyens Vorgänger Thomas de Maizière die Truppe schon einmal eher beleidigte – Stichwort „süchtig nach Wertschätzung“ –, hat von der Leyen nun große Erwartungen geweckt.

Dabei sind die generell nicht klein. Soldaten im Einsatz vermitteln bisweilen den Eindruck, sie hätten noch nie von anderen Berufsgruppen gehört, bei denen Umzüge oder mehrmonatige Abwesenheiten von zu Hause dazugehören. Die Unterworfenheit unter die als willkürlich empfundenen Pläne der Führung scheint vielen Bundeswehrangehörigen den Blick dafür zu trüben, unter welchen Bedingungen andere Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Doch käme keine Ministerin und kein Minister daran vorbei, den Ruf der Bundeswehr als Arbeitgeber aufzuwerten. Afghanistan hat gezeigt, dass auch deutsche Soldaten – wenn auch nur einige von ihnen – ihr Leben zu riskieren haben. Wer eine Bundeswehr im Auslandseinsatz haben will, braucht gute Leute und muss so viel wie möglich auffahren, um dieses Risiko zu kompensieren. Also her mit den Tagesmüttern in den Kasernen.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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7 Kommentare

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  • T
    thogoh

    Kann man die Frau mal aufklären? Es gibt da ein Problem Kinder in oder an militärischen Objekten unterzubringen (das sind Kasernen nun mal). Wir befinden uns im Krieg (Hindukusch und so...). Kasernen in Deutschland, von denen dieser Krieg unterstützt werden sind legitime Kriegsziele. Die Regeln die wir einfordern sollten wir schon auch einhalten :-(

     

    http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19490188/index.html

     

    “Art. 28

    Keine geschützte Person darf dazu benützt werden, um durch ihre Anwesenheit militärische Operationen von gewissen Punkten oder Gebieten fernzuhalten.”

  • Kinderbetreuung beim Militär ist genauso absurd wie Militärpfarrer.

  • F
    Frost

    Was diese Tussi schon alles verändern wollte!Heraus kam bisher nur Flickschusterei- in all ihren Amtsbereichen. "Gut gebrüllt, Löwin"!

  • Die kindliche Unterminierung der Bundeswehr sollte der nächste Schritt sein. Kitas als trojanisches Pferd oder gebt den Kindern das Kommando !

    Wehrkraftzersetzerin Ursula, mach weiter so !

  • I
    ikarus

    Nun hat v. d. Leyen wieder was gefunden wo sie den Eindruck der Kümmerin wieder vermitteln kann, bisher war das in allen ihren Ministerien der Fall, aber tatsächlich umgesetzt wurden nur Kleinigkeiten und die noch hochbürokratisch.

    Für mich sieht es so aus, als wäre sie noch Familienministerin, nicht Verteidigungsministerin, dort wäre sie vermutlich besser aufgehoben.

  • Nun kann der Oberst sich liebevoll um sein Kind kümmern, bevor er den US-Bomber zur Vernichtung der Kinder der anderen herbeibefielt.

     

    Währenddessen stört der Hauptmann im AWACS das Mobiltelefon des Hochzeitspaares, das Minuten später zusammen mit der Hochzeitsgesellschaft von der “Hellfire”-Rakete in Stücke gerissen wird, bevor er abends mit seinen Kindern herumtollt.

     

    Und der Unteroffizier kann noch seiner Frau einen Abschiedskuss auf die Wange drücken, und sein Kind ermahnen, doch die Hausaufgaben zu machen. Erst dann wird er von der Sprengfalle mitsamt seinem Fahrzeug zerrissen.

     

    So wird der Soldatenberuf endlich familienfreundlicher!

    • B
      Blaublut
      @Volker Birk:

      Kurt Tucholsky hätte es so gesagt: "Endlich Kitas für die Mörder!"