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Kommentar Boko HaramEskalation ohne Grenzen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Boko Haram scheint den Armeen immer voraus zu sein. Das wirft die Frage auf, ob sich dahinter wirklich nur verrückte Islamisten verbergen.

Wenn der Krieg sich weiter so ausbreitet, wird es absehbar zu keinen Wahlen kommen. Bild: ap

A ls Nigerias Wahlkommission am 7. Februar beschloss, wegen anstehender Großoffensiven gegen Boko Haram die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom 14. Februar auf den 28. März zu verschieben, hatten manche Beobachter eine finstere Interpretation: Die 175 Millionen Nigerianer und ihr Recht auf freie Wahlen seien nun Geiseln der militanten Islamisten geworden. In Boko Harams Hand liegt es tatsächlich, ob Nigeria Ende März friedlich genug für Wahlen ist. Es liegt aber auch in der Hand des nigerianischen Militärs.

Die Wahlverschiebung ging schließlich auf die Art von „Empfehlung“ seitens der höchsten Generäle zurück, die ein Wahlkommissionspräsident nicht ungestraft ausschlagen darf. Die Gewährleistung friedlicher Wahlen am 28. März hängt ebenfalls davon ab, ob der angekündigte Feldzug gegen Boko Haram funktioniert. Die ersten Anzeichen sind nicht ermutigend.

Anstelle der angekündigten multinationalen Großoffensive gegen Boko Haram ist es Boko Haram selbst, das eine multinationale Großoffensive führt – mit andauernden Angriffen in Niger, den ersten Überfällen im Tschad und der bisher weitestgehenden Bodenoffensive in Nigeria selbst. Am Wochenende fuhren islamistische Kämpfer auf Pick-ups bis in die Stadt Gombe, auf halbem Weg vom traditionellen nordostnigerianischen Kriegsgebiet zur nigerianischen Hauptstat Abuja.

Wer kann der militärischen Eskalation noch Einhalt gebieten? Im Moment scheint Boko Haram den Regierungsarmeen immer einen Schritt voraus zu sein, was die Frage aufwirft, ob sich hinter Boko Haram wirklich nur ein armseliger Haufen verrückter Islamisten verbirgt. Eines ist sicher: Wenn der Krieg sich in diesem Tempo weiter ausdehnt, gibt es nicht nur Ende März keine Wahlen in Nigeria, sondern überhaupt nicht mehr.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Hab ich doch in dem Zusammenhang grade einen Artikel vom Dez. 2012 entdeckt, aus dem folgendes stammt:

     

    "Auch das Sicherheitsbudget ist ein Haupteinfallstor für Selbstbereicherung, weil es kaum öffentlicher Kontrolle unterliegt. Im Zuge des Kampfs gegen Boko Haram hat es der Präsident auf mittlerweile knapp 5 Milliarden Euro hochgeschraubt, etwa 20 Prozent des Gesamtetats. Geld für Trainings wäre also da, aber es wird wohl wie so oft in dunklen Kanälen verschwinden." ......" Es ist ein merkwürdiger westlicher Reflex, anzunehmen, afrikanische Probleme seien immer durch externes Geld und Training lösbar. Die Realität ist komplexer, die Gefahr, nur den Lückenbüßer für korrupte Bürokratien zu spielen ist groß.

    Auch in Nigeria gibt es schließlich genug engagierte Bürger, die in Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Justiz und Medien unter großen Gefahren arbeiten und internationale Unterstützung gut gebrauchen könnten."

     

    http://taz.de/Debatte-Nigeria/!106825/

     

    Will heißen: Das nigerianische Militär müsste wirklich nicht so schwach sein, Unterstützung hat's immer gegeben. Leider konzentrieren sich alle westlichen Anstrengungen zur Hilfe immer nur auf's Militär, wo doch der Wurm ganz wo anders steckt ....