piwik no script img

Kommentar Besetzung Hambacher ForstMut zum Widerstand

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Die Waldbesetzung gegen den Braunkohletageabbau ist legitim. Auch die erneute Räumung wird die Aktivisten nicht vor weiteren Protesten abhalten.

Vor der Räumung: Waldbesetzer im Hambacher Forst. Bild: dpa

E s war nur eine Frage der Zeit, bis auch die zweite Besetzung im Hambacher Forst von der Polizei beendet werden würde. Erfolgreich war sie trotzdem. Mit einem bemerkenswerten Durchhaltewillen haben die überwiegend jugendlichen UmweltaktivistInnen Mut zum Widerstand gegen den Klimakiller Braunkohle gemacht.

Nach der ersten Waldbesetzung, die bis zu ihrer polizeilichen Beendigung im November 2012 ebenfalls rund ein halbes Jahr dauerte, hatte der Energiekonzern RWE noch gehofft, endlich ungestört sein klimaschädliches Treiben fortsetzen zu können. Doch mit List und Tücke hatten sich die KohlegegnerInnen seit September vergangenen Jahres den Wald gewaltfrei zurückerobert. Auch Kriminalisierungsversuche haben sie nicht einschüchtern können. Dass sie nach der abermaligen Räumung nun aufgeben werden, ist unwahrscheinlich. Nach den Plänen von RWE soll das Waldstück erst im Jahr 2018 gerodet werden. Bis dahin ist noch einige Zeit für Kreativität. Nach der Besetzung ist vor der Besetzung.

Seit dem Ausstieg aus der Atomenergie ist der Resonanzraum für Energieproteste nicht mehr groß. Der Protest gegen die Kohle hat früher keine Massen auf die Straße gebracht und wird das erst recht nicht in Zeiten steigender Strompreise tun. Mögen sich auch die Umweltverbände mit ihnen solidarisiert haben, sind auch die rheinländischen WaldbesetzerInnen trotz ihrer Ausdauer immer eine kleine Gruppe geblieben. Aber gerade das macht ihren Protest so wertvoll.

Denn zu einer ökologischen Energiewende gehört eben auch das Ende des umwelt- und klimazerstörenden Tageabbaus im Rheinischen Braunkohlerevier, in der Lausitz und anderswo. Darauf immer wieder hinzuweisen, ist das Verdienst der unerschrockenen AktivistInnen vom Hambacher Forst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Habt ihr beiden euch eigentlich mal mit den Folgen des Klimawandels wirklich auseinander gesetzt, ich meine nicht mit den Lügen der Klimaleugner, von RWE.

    Durch die Folgen werden tausende von Menschen sterben und ihr zu Hause verlieren. Das passiert schon jetzt und wird noch schlimmer werden. Außerdem werden weiterhin zahlreiche Arten aussterben. Wir zerlegen damit den Planeten und hier wird von Versorgungsicherheit geredet. Versorgungssicherheit für wen? Für die Waffen oder Chemieindustrie z.B.? Warum sollten wir weiterhin für eine Gesellschaft, die auf Ausbeutung basiert argumentieren? Warum? Wir müssen nicht nur Widerstand leisten wie im Hambacher Forst sondern konkrete Lebensweisen entwickeln, die nicht auf Ausbeutung basieren. Wenn wir jetzt mal nicht in die Pötte kommen sind, die nächsten Generationen am Arsch.

    Ein gutes Buch als Einführung in das Thema Klimawandel ist: "Der Klimawandel" von S.Rahmsdorf und H.J.Schellnhuber. Um sich bewusst zu machen, was in Deutschland passiert ist z.B. "zwei Grad mehr in Deutschland" gut. Wahrscheinlicher als Palmen an der Nordsee sind jede Menge Algen, Mal krasse Hitzewellen und mal stark Regenfälle die zu Überschwemmungen führen. Aber die Menschen in Deutschland sind ja die, die mit am wenigsten betroffen sind. Richtig krass sind z.B. Menschen in Bangladesch. Aber das scheint den meisten Menschen hier mit ihrem Soliden Alltagsrassismus ja relativ egal zu sein. Wichtiger ist die Versorgungssicherheit für mit sauberen kohlekraftwerken. Was soll das sein? Die gibt es nicht? Jedes Kohlekraftwerk killt das Klima!

    • @Zeilenwanderer:

      Sie verwechseln Wissenschaft und Heilswerwartung.

      Schade wenn Ihnen das naturwissenschaftliche Handwerkszueg zum Verständnis von solchen Künstler wie dem Herrn R. fehlt.

       

      Sonst wüssten Sie auch dass die oberflächennahen Braunkohlevorkommen auch in-situ ausgasen, von Methan bis Schwefelwasserstoff. Und über die Schdstofffahnen im hydraulisch angeschlosssenen Grundwasserwerden PAK und BTEX im gröten Maßstab abgegeben.

       

      Glück auf!

       

      Karl

    • @Zeilenwanderer:

      Bis jetzt haben sich die "Vorhersagen" dieser Herren als falsch erwiesen. Schellnhuber seine Visionen in einem anderen "Werk" zur Gestaltung der "klimafeundlichen" Gesellschaft haben totalitäre Züge. Diesen feinen, vom Steuerzahler alimentierten Herren, wollen im Namen des sogenannten Klimaschutzes unsere Demokratie abschaffen. Alles in "Die große Transformation" nachzulesen.

  • Was wäre denn die Alternative zur Braunkohle derzeit ?

    Atomstrom ? Wird nach und nach abgeschaltet

    Wind & Sonne ? Verliert durch die EEG-Abgabe und explodierende Strompreise zunehmend an politischem Rückhalt in der Bevölkerung (was durch die Ausklammmerung weiter Teile der Wirtschaft/Industrie von den EEG-Abgaben noch verstärkt wird).

    Erdöl ? Ölquellen liegen zumeist in polisch fragwürdigen oder unsicheren Regionen.

    Erdgas ? Kommt grösstenteils aus Russland und ist damit zunehmend als politisch unsicher zu bewerten.

    Bleibt also nur noch Energiesparen und Verzicht auf Wohlstand & Konsum.

    Genau da wird der deutsche Michel aber nicht mehr mitspielen.

    Wenn's an den eigenen Lebensstandard geht, können durch den Klimawandel am Nordseestrand Palmen wachsen, das spielt dann keine Rolle.

    Das wird dann höchstens noch positiv umgewertet, dann spart man sich zum Sommerurlaub den langen Flug in die Karibik.

     

    Ne, mal im Ernst, es entsteht immer mehr der Eindruck, dass wir unsere Kohlegruben an Rhein & Ruhr viel zu früh dicht gemacht haben.

    Es könnten jetzt Zeiten kommen, wo wir die durchaus wieder gut brauchen könnten.

    All die ganzen Kohlekraftwerke, seien es die von Elektrizitätsunternehmen oder auch Industriekraftwerke, die in den letzten Jahren platt gemacht wurden und durch ach so tolle Gaskraftwerke ersetzt wurden, die würden jetzt einen wichtigen Baustein der Versorgungssicherheit darstellen.

    Mal ganz zu schweigen von den durch "Umweltinitiativen" verhinderten Neubauten moderner Kohlekraftwerke, die hochefiizient im Wirkungsgrad und auf dem neusten Stand der Technik gearbeitet hätten, hätte man sie denn gebaut.

    Da hat man jahrelang einen auf (ziemlich verpfuschte) "Energiewende" gemacht, fleissig auf das Erdgas eines "lupenreinen Demokraten" (Zitat "Gas-Gerd") gesetzt und jetzt haben wir den Salat !

    • @Maharishi:

      "Wind & Sonne ? Verliert durch die EEG-Abgabe und explodierende Strompreise zunehmend an politischem Rückhalt in der Bevölkerung "

       

      Weil das Gesetz Mist ist, klammern Sie die Erneuerbaren als Altenative zu Braunkohleverstromung aus ?

      Dann schreiben Sie bitte gegen das EEG und nicht für die Braunkohle, denn beim EEG handelt es sich doch offensichtlich um ein politisch abstellbares Problem und nicht um ein geophysikalisches !

    • @Maharishi:

      Na, ob die Vorstellung einiger Aktivisten auf weitgehend naturwissenschaftsfreier Basis hilfreicher ist als das Treiben von Konzernen, mag dahingestellt sein.

       

      Aus einer Meinung aber eine Legitimität ableiten zu wollen ist immer ganz schön gewagt!

       

      Glück auf!

       

      Karl