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Kommentar Berlusconis neue KapriolenItaliens Lage ist hochgefährlich

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

In Italien droht erneut die Regierungskrise. Die Instabilität gefährdet nicht nur das Land: Das Risiko besteht, dass die EU-Wirtschaftkrise sich verschärft.

Silvio Berlusconi steht wieder mal im Mittelpunkt. Bild: reuters

Das nächste Haushaltsgesetz wird uns die Troika schreiben“ – mit diesem Kassandraruf reagierte Stefano Fassina, Staatsminister im Finanzministerium, auf den Ausbruch der Regierungskrise. In der Tat ist das Risiko groß, dass die politische Instabilität Italiens zur dramatischen Verschärfung der Wirtschafts- und Finanzkrise führt.

Schon die bisherige Regierung unter Enrico Letta verdankte sich ausschließlich der Not des Landes. Eines Landes, das seit zwei Jahren unter der Rezession ächzt, das zudem über keine reale politische Mehrheit im Parlament verfügt – und das unter kontinuierlicher Sonderbeobachtung der Finanzmärkte steht.

Das Kabinett Letta hat Italien bislang nur Zeit gekauft: Zeit, in der der Zinsabstand (Spread) unter 3 Prozent verharrte, Zeit, in der spekulative Attacken gegen Italien ausblieben. Trotzdem hat sich die Situation erneut verschlechtert. Die Staatsschulden für 2013 sind wieder über die 3-Prozent-Marke geklettert, damit droht ein neues Defizitverfahren der EU-Kommission. Und der IWF warnt vor kommenden milliardenschweren Schieflagen bei den Banken.

Sollte die Regierungskrise zu schnellen Neuwahlen führen, so dürfte sich die Lage fatal zuspitzen. Denn das herrschende Wahlrecht lässt die Wiederholung des Resultats der Wahlen vom Februar 2013 wahrscheinlich werden: einen Senat ohne klare Mehrheiten und ein Parlament, in dem die aus europäischer Sicht völlig unkalkulierbaren Truppen Berlusconis und Beppe Grillos weiter starkes Gewicht haben werden.

An einer neuen Notstandsregierung führt deshalb kein Weg vorbei. Sie müsste allerdings eine Regierung sein, die – anders als das bisherige Kabinett Letta – nicht nur aus der Not geboren ist, sondern sich ihr endlich stellt, vorneweg mit einer entschlossenen Wahlrechtsreform.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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3 Kommentare

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  • Wenn man sieht, was EU für eine Wirtschaftspolitik betreibt, dann ist Krise ein Rettungsanker.

  • Q
    Q

    Kann Letta nicht gemeinsam mit der Partei von Beppe Grillo regieren, wo sie auch eine komfortable Mehrheit im Kammer und im Senat haben? Das könnte kein Problem sein, oder?

  • R
    reblek

    "Die Staatsschulden für 2013 sind wieder über die 3-Prozent-Marke geklettert, damit droht ein neues Defizitverfahren der EU-Kommission." - Das mit den 3 Prozent ist angesichts der Situation in Griechenland und anderswo lediglich ein schlechter Scherz.

    "... einen Senat ohne klare Mehrheiten..." - Och, eine Mehrheit würde schon reichen, oder?