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Kommentar BarillaMittelmäßig schwule Nudel

Enrico Ippolito
Kommentar von Enrico Ippolito

Guido Barilla möchte für seine Discounternudeln nicht mit schwulen Paaren werben. Damit spricht er für die Mitte der italienischen Gesellschaft.

Spricht für Italiens Mitte: Guido Barilla. Bild: dpa

G uido Barilla mag nicht so gerne homosexuelle Kundschaft. In einem Interview mit dem italienischen Sender „Radio 24“ sagte der Vorstandsvorsitzende des italienischen Unternehmens Barilla: „Wir werden keine Werbung mit Homosexuellen schalten, weil wir die traditionelle Familien unterstützen.“

Barilla selbst ging in dem Radiointerview so weit, dass er sagte: „Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Nudeln eines anderen Herstellers essen.“ Und in der Tat forderten auch schon die ersten Menschen auf Twitter den Boykott von Barilla-Produkten – mit dem Hashtag #boicottobarilla.

Erinnert sich noch jemand an den berühmten Barilla-Spot mit dem Slogan: „Zuhause ist, wo Barilla ist“? Damals wie heute ist das Marketing der Firma klar auf die „sakrale Familie“ von Mutter, Vater, Kind ausgerichtet. Damit bleibt der Vorsitzende der Barilla Gruppe, die einen Jahresumsatz von zirka vier Milliarden Euro erwirtschaftet, nur seinem Marketingkonzept treu. Er möchte seine Zielgruppe nicht vergraulen – und das sind latent homophobe, heterosexuelle, italienische Familien.

Ein Boykott jedoch würde für den Konzern keinen Schaden bedeuten. Ähnlich wie ein Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi niemanden treffen würde außer die Sportler: Die Spiele sollten eben erst gar nicht an homophobe Staaten vergeben werden.

Auf Linie mit Berlusconi

Was Guido Barilla in dem Interview gesagt hat, spiegelt nur die strukturellen Probleme Italiens: Rassismus, Homophobie, Misogynie. Der 55-Jährige Barilla-Chef steht mit seinen Aussagen in der die Mitte der italienischen Gesellschaft. Wie sie hat er auch keinen Respekt für ein volles Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare. Das zeigt eine Umfrage des italienischen Meinungsforschungsinstitut „Datamedia“. Zwar sind 54,1 Prozent der Italiener für die Gleichstellung der Ehe, aber 77,1 Prozent lehnen ein volles Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ab.

Ansichten die nicht nur Barilla teilt, sondern auch die Politik. Die ehemalige Staatssekretärin für Gleichstellungsfragen Michaela Biancofiore sagte noch im Mai, dass die Italiener ganz „andere Sorgen als die Schwulenehe“ hätten. Oder Berlusconi selbst, der es besser findet, auf Minderjährige zu stehen als schwul zu sein. Und wie Binacofiore behauptet auch Guido Barilla, dass er ja eigentlich nichts gegen Homosexuelle hätte – so lange sie nicht stören.

Aber die Queers sollten stören. Laut sein. Sich gegen das tradierte Familienmodell aufstellen. Sichtbar sein. Sie sollten nicht die Nudeln boykottieren und schon gar nicht die Kekse vom Mulino Bianco oder das Wasa-Knäckebrot, die ebenfalls zum Konzern gehören. Das würde sie nur zu Opfern stilisieren. Nein, ihr Appell sollte lauten: Wir essen eure mittelmäßigen Nudeln einfach weiter – ob ihr uns wollt oder nicht.

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Enrico Ippolito
Redakteur bei taz2/medien
Jahrgang 1982, ist seit 2011 bei der taz. Seit November 2012 wirkt er als Redakteur bei tazzwei/medien. Zuvor hat er ein Volontariat bei der taz absolviert.
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24 Kommentare

 / 
  • M
    Mark2013

    Unsinn. Warum sollte ein Boykott die Firma nicht schädigen? Noch unsinniger, dass Queers aus Prinzip "stören" und "laut sein" sollen. Grundsätzlich haben Schwule, Lesben und alle anderen das Recht total langweilig zu sein. Wir wünschen uns Bausparvertrag und Glück zu zweit. Diese Normalität ist viel radikaler als Enrico glaubt.

  • RB
    Ralf Becker

    @Tim Leuther

     

    Man kann Nudeln auch prima selbst machen. Ei, Mehl, evtl. etwas Hartweizengries, eine Spur Salz. Ausrollen, schneiden, fertig. Dann weiß man auch, was drin ist. Die sind nur nicht ganz so toll goldgelb wie die Ware aus der Tüte, weil die Farbstoffe fehlen.

  • Völlig verquere Logik dieses Artikels. Natürlich schadet ein Boykott von Barilla und von Wasa Knäckebrot dieser Firma. Und Homosexuelle und andere Menschen werden durch einen Boykott nicht zu Opfern, im Gegenteil.

    Indem die Firma Barilla das klassische Familienideal hochhält, diskriminiert sie übrigens auch Alleinerziehende oder Geschiedene oder Singles.

    Abgesehen davon ist Wasa Knäckebrot viel zu dick. Ich bringe also absolut kein Opfer, wenn ich lieber auf dünneres und schmackhafteres Knäckebrot von anderen Herstellern umsteige. Und die Nudeln sind eh überteuert. Da gibt es bessere und preiswertere Alternativen.

  • S
    Smartphoneaffe

    Naja.

    Kann man Leute zwingen einen zu mögen?

    Ein dickeres Fell ist angesagt, wer jetzt noch vorbehalte hat wird sie behalten, die letzten 30 Jahre wurde alles getan für Akzeptanz und Aufklärung.

     

    Selbst der Papst will lieb kuscheln und Bush gibt den Trauzeugen.

    Wobei es an dieser Stelle langsam gruselig wird, das wollte man ja nun auch nicht.

    Aber egal.

    Geht man halt getrennter Wege mit der Nudelschmiede aus Italien.

    Die in Russland haben echte Probleme.

  • die Barilla-Nudel, die 'Müller-Milch' Italiens, aus 'feinstem', afrikanischem Hartweizen. Ein MUSS für alle, die Ausbeutung und Umweltzerstörung fördern wollen.

  • Der Boykott von Barilla-Nudeln macht mich zum schwulen Opfer, Herr Ippolito? Sonst ist aber alles in Ordnung bei Ihnen?

    Mal davon abgesehen, dass ich dieses überteuerte Nicht-Bio-Zeugs ohnehin noch nie gekauft habe und daher gar nicht wirkungsvoll boykottieren kann: ich kaufe als offen schwul lebender Mann doch nicht Produkte eines offen homophob agierenden Unternehmens! Alles andere wäre doch hinverbrannt und selbstschädlich!

    Allerdings lenkt die Boykottdiskussion ein wenig davon ab, dass solche Äußerungen wie die aus dem Munde von Herrn Barilla die auf unsere scheinbar so freiheitliche Gesellschaft zurückfallende Folge des Schweigens und Nichthandelns des Westen in Bezug auf die Homo-Unterdrückungs-Gesetze in Russland und anderen osteuropäischen Ländern sind. Wo bleibt der Olympiaboykott? Wo bleibt der Austritt der deutschen Sportverbände aus dem IOC? Gerade dadurch, dass Putins Schwulenjagd vom Westen achselzuckend hingenommen wird, fühlen sich solche Gestalten wie Herr Barilla doch erst ermutigt, ihre Ewiggestrigen Ansichten öffentlich zu äußern.

  • B
    Barillismus

    Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen", so Guido Barilla im italienischen Sender Radio24. (www.queer.de)

    Wir müssen Barilla nicht boykottieren, sondern nur Herr Guido Barilla beim Wort nehmen!

  • AV
    Art Vandelay

    Mir soll erstmal jemand erklären, wie Produkte aus 100% Hartweizengries sich voneinander unterscheiden? Ich weiß nicht wieso jemand auf diese Schaumschläger von Barilla reinfällt. Nudeln sind Nudeln.

  • B
    Blechstein

    @Thomas Flur

    Meinungsfreiheit gibt es auch für Andersdenkende!

    Dem is nicht hinzuzufügen.

  • Also, warum ein Boykott keinen (wirtschaftlichen) Schaden verursachen soll, müsste mir mal jemand erklären. Sind es zu Wenige oder kann das der Konzern von der Steuer absetzen? Oder gäbe es Unterstützergelage diverser Barilla und Berlusconi-Fans?

  • RF
    Rosa Finkel

    Eine Nudelverschwörung ohne Beispiel.

  • Meinungsfreiheit gilt auch für Andersdenkende!

    Jetzt wo die Kirche immer weniger als Moralapostel funktioniert, macht sich der Gutmensch breit und schreibt seine Dogmen. Weg mit diesen neuen Moralaposteln.

    • D
      Doro
      @Thomas Fluhr:

      Sie fordern: "weg mit diesen moralaposteln". anscheind gilt Ihnen die meinungsfreiheit dann ja doch nicht so viel. oder gilt die nur für firmeninhaber und DEREN moral?

       

      merke: meinungsfreiheit heißt nicht, dass niemand mehr widersprechen darf, sobald irgendwer eine meinung kundgetan hat - schon gar nicht diejenigen, die er er kritisiert.

      • @Doro:

        Liebe Doro, da geben ich Ihnen Recht. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Aber es ist doch ein Unterschied ob ich widerspreche oder zum Boykott aufrufe. Das ist der Punkt wo ich die Moralapostel sehe, die moderne Form des an den Pranger stellen.

  • Discounternudeln?

     

    Das ist jetzt aber eine Aussage die auch schon richtung Sozialdarvinismus geht. Nicht jeder hat so viel Geld im Überfluss um sich Frischgemachte Nudeln von Käfer in sein Anwesen liefern zu lassen.

     

    Zu seinen Aussagen:

    *Das er es kritisch sieht wenn nichtverschiedengeschlechtliche Paare Kinder adoptieren ist eine legitime Position. Das diese als Homophob dargestellt wird ist Propaganda.

     

    *Den rest den er gesagt hat ist natürlich homophober Dünnschiss.

  • SH
    Sebastian H.

    "Ein Boykott jedoch würde für den Konzern keinen Schaden bedeuten. Ähnlich wie ein Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi niemanden treffen würde außer die Sportler."

     

    Wieso sollte ein Boykott den Konzern nicht treffen? Der Vergleich mit den Winterspielen ergibt überhaupt keinen Sinn. Die Winterspiele finden trotzdem statt, aber wenn Barilla weniger verkauft, machen sie weniger Gewinn.

  • F
    Fairtrade

    Boykottieren hilft immer. Wenn die Marke immer weniger nachgefragt wird, merkt das auch Guido im Portemonnaie.

  • MD
    Martin D.

    Barilla-Nudeln kaufe ich schon lange nicht mehr, weil diese in Altpapierkartons verpackt und damit mit Mineralöl belastet sind.

  • K
    Kartoffelmann

    Etwas seltsame Argumentation gegen einen Boykott: Nudeln gibt es von zahllosen anderen Herstellern, warum also sein Geld an Barilla abliefern? Olympische Spiele kann man sich hingegen nicht aussuchen als Sportler. Es spricht also nichts dafür, weiter Barillaprodukte zu kaufen.

  • D
    Denken2012

    Wenn ich jedes Produkt ablehne, bei dem die Unternehmensführung andere Ansichten hat wie ich, würde mein Kühlschrank ziemlich schnell wohl ziemlich leer sein.

  • JI
    j inc

    Vieleicht gefällt es Hertosexuellen aber auch nicht, dass Homosexuelle diskriminiert werden.

     

    Egal: Das Aldizeugs schmeckt mit ein paar echten und frischen Tomaten und Kreutern eh besser als das Barillazeugs, in dem die angepriesenen Zutaten nur in D12 Potenzierung vorhanden sind.

  • S
    Spermadenmundauf

    Mittelmäßig schwule Nudel - das ist gut - wirklich gut

  • R
    Radikal

    Wir haben viel zu lange unsere Fresse gehalten, Teelichter aufgestellt und gekuscht vor einer Gesellschaft die in so vielen Bereichen von uns lebt aber nichts zurückgeben will. Irgendwann ist einfach mal Schluss und es reicht offensichtlich nicht friedlich die Regenbogen-Fahne zu schwingen. Auch in Deutschland nicht mehr. Da muss mehr Radikalität her.

  • G
    Gnocchi

    Muss er doch auch nicht. Früher hat Steffi Graf Werbung für Barilla gemacht. Das war gut.