Kommentar Aus für den US-Klimaplan: Trump stiehlt uns die Zeit

Die US-Regierung plant ein schädliches Revival der Kohle – und bremst mal wieder die Debatte aus. Dabei muss Klimaschutz schneller werden.

Die Schlote des Plant Scherer, ein Kohlekraftwerk bei Juliette im US-Bundesstaat Georgia

Das Plant Scherer ist das größte reine Kohlekraftwerk der USA Foto: ap

Es war kein Zufall, wo und wie der Chef der US-Umweltbehörde EPA das Ende der Klimapolitik aus Washington ankündigte: vor Bergleuten, in einer Stadt mit dem programmatischen Namen „Hazard“ – Gefahr. Der „Krieg gegen die Kohle“ sei vorbei, ­Klimaschutz gefährde den Wohlstand, so die Trump-Regierung. Und deshalb will sie jetzt das Herzstück von Barack Obamas Klimapolitik verschrotten, den „Clean Power Plan“.

Das ist und bleibt ein Skandal. Der größte CO2-Sünder der Geschichte stiehlt sich aus der Verantwortung. Allerdings wird das nicht mit einfacher Basta-Politik gehen. Selbst Scott Pruitts EPA ist per Gesetz gezwungen, irgendwie das Klimagas CO2zu regulieren. Da drohen langwierige Prozesse. Dazu kommt der breite Widerstand von Unternehmen, US-Staaten und Städten, Umweltgruppen und Politikern, die sich mit Trumps klimapolitischer Geisterfahrt nicht abfinden wollen. Erst recht nicht, wenn ein Hurrikan nach dem anderen ihre Städte verwüstet.

Der Angriff auf den Clean Power Plan ist also nicht das endgültige Ende der amerikanischen Klimapolitik. Aber er richtet trotzdem großen Schaden an. Denn es wirft die Debatte zurück, wenn Trump und seine Kumpel die Wissenschaft des Klimawandels in Frage stellen. Sie säen Zweifel und Misstrauen unter den Ländern, die sich in vier Wochen zur nächsten Klimakonferenz treffen. Sie streichen den Opfern des Klimawandels dringend benötigte Hilfsgelder. Und vor allem stehlen sie uns dringend benötigte Zeit. Denn angesichts von Hitzerekorden, Eisschmelze und Monsterstürmen müsste Klimaschutz schneller, nicht langsamer werden.

Das Pariser Abkommen zum Klima muss bis 2020 dringend mit Leben gefüllt werden. Diese Arbeit steht jetzt an, nicht eine irrsinnige Debatte mit einem ignoranten Präsidenten über ein teures und schädliches Revival der Kohle. Wir müssten stattdessen die Ärmel hochkrempeln und die Bergwerke zuschütten, weil sie eine Gefahr für die Zukunft sind. In Hazard und überall.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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