Kommentar Aus für den US-Klimaplan: Trump stiehlt uns die Zeit
Die US-Regierung plant ein schädliches Revival der Kohle – und bremst mal wieder die Debatte aus. Dabei muss Klimaschutz schneller werden.
E s war kein Zufall, wo und wie der Chef der US-Umweltbehörde EPA das Ende der Klimapolitik aus Washington ankündigte: vor Bergleuten, in einer Stadt mit dem programmatischen Namen „Hazard“ – Gefahr. Der „Krieg gegen die Kohle“ sei vorbei, Klimaschutz gefährde den Wohlstand, so die Trump-Regierung. Und deshalb will sie jetzt das Herzstück von Barack Obamas Klimapolitik verschrotten, den „Clean Power Plan“.
Das ist und bleibt ein Skandal. Der größte CO2-Sünder der Geschichte stiehlt sich aus der Verantwortung. Allerdings wird das nicht mit einfacher Basta-Politik gehen. Selbst Scott Pruitts EPA ist per Gesetz gezwungen, irgendwie das Klimagas CO2zu regulieren. Da drohen langwierige Prozesse. Dazu kommt der breite Widerstand von Unternehmen, US-Staaten und Städten, Umweltgruppen und Politikern, die sich mit Trumps klimapolitischer Geisterfahrt nicht abfinden wollen. Erst recht nicht, wenn ein Hurrikan nach dem anderen ihre Städte verwüstet.
Der Angriff auf den Clean Power Plan ist also nicht das endgültige Ende der amerikanischen Klimapolitik. Aber er richtet trotzdem großen Schaden an. Denn es wirft die Debatte zurück, wenn Trump und seine Kumpel die Wissenschaft des Klimawandels in Frage stellen. Sie säen Zweifel und Misstrauen unter den Ländern, die sich in vier Wochen zur nächsten Klimakonferenz treffen. Sie streichen den Opfern des Klimawandels dringend benötigte Hilfsgelder. Und vor allem stehlen sie uns dringend benötigte Zeit. Denn angesichts von Hitzerekorden, Eisschmelze und Monsterstürmen müsste Klimaschutz schneller, nicht langsamer werden.
Das Pariser Abkommen zum Klima muss bis 2020 dringend mit Leben gefüllt werden. Diese Arbeit steht jetzt an, nicht eine irrsinnige Debatte mit einem ignoranten Präsidenten über ein teures und schädliches Revival der Kohle. Wir müssten stattdessen die Ärmel hochkrempeln und die Bergwerke zuschütten, weil sie eine Gefahr für die Zukunft sind. In Hazard und überall.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht