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Kommentar Asylzentren in AfrikaHochtrabender Blödsinn

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Asylzentren in Drittländern sind weder rechtskonform, noch lösen sie das Flüchtlingsproblem. Keine afrikanische Regierung wird sie unterstützen.

In Spanien gerettet: Migranten aus Afrika Foto: dpa

W as macht zukünftig eine Afrikanerin, die Asyl in einem europäischen Land will? Geht es nach den neuesten Vorstellungen der Europäischen Union, reist sie durch die Wüste Richtung Libyen, lässt sich in einem Sklavenlager ausrauben und vergewaltigen, wird dann von Schleppern in ein überfülltes Schlauchboot gesetzt, schließlich von Europäern in internationalen Gewässern aus dem Mittelmeer gefischt und am Ende an die nordafrikanische Küste zurückgebracht, wo sie in eine „regionale Ausschiffungsplattform“ unter UN-Aufsicht kommt. Dort darf sie dann Asyl beantragen und landet irgendwann entweder in Europa oder wieder zu Hause.

So ein Blödsinn! Asylzentren in Drittländern sind weder rechtskonform, noch lösen sie irgendein Flüchtlingsproblem. Sie lösen höchstens ein Befindlichkeitsproblem der deutschen Innenpolitik, indem sie dafür sorgen sollen, dass gar kein Flüchtling mehr die EU erreicht und damit die Frage der Zurückweisung an der bayerischen Grenze sich gar nicht mehr stellt. Das wäre die Festung Europa, von der die AfD träumt. Aber keine afrikanische Regierung spielt dabei mit.

Und die überhebliche Idee, mit genügend Geld könne man afrikanische Folgsamkeit erkaufen, ist spätestens dann absurd, wenn die „Ausschiffungsplattformen“ ein Vielfaches von dem verschlingen, was eine vernünftige Partnerschaft mit Afrika mit einer gemeinsamen Migrations- und Entwicklungspolitik kosten würde. Zumal nicht einsehbar ist, warum nach dem EU-Modell asylsuchende Afrikaner nicht gleich Asyl in Europa beantragen können sollen, statt erst ins Mittelmeer zu fallen.

Was Afrika braucht und was Afrikaner brauchen, ist kein Geheimnis: Legale Wege der Freizügigkeit, die illegale Einwanderung überflüssig machen. Darüber müssen EU und Afrikanische Union miteinander sprechen. Auf Augenhöhe. Das fällt der EU traditionell schwer, besonders wenn es um Afrika geht. Aber irgendwann muss auch dieses hochtrabende Europa einmal erwachsen werden und sich als Teil der Welt statt als Nabel der Welt verstehen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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