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Kommentar Asyl für SnowdenMit Snowden gegen das US-Empire

Wolf-Dieter Vogel
Kommentar von Wolf-Dieter Vogel

Mehrere süd- und lateinamerikanische Staaten haben Edward Snowden Asyl angeboten. Die Antiimperialisten feiern das als Sieg gegen die USA.

Snowden-Sympathisant: Boliviens Präsident Evo Morales mit Konfetti im Haar Bild: reuters

F ür die Regierungen Boliviens, Venezuelas, Nicaraguas und Ecuadors hätte es nicht besser kommen können: Ein Mann, der als Enthüller massiver US-Abhörmaßnahmen in aller Welt verehrt wird, sucht Asyl.

Zahlreiche Staaten, die wie Deutschland eine Konfrontation mit Washington vermeiden wollen, verweigern die Aufnahme. Dann geben sich die Europäer auch noch als Handlanger der „Gringos“ her und stoppen die bolivianische Präsidentenmaschine, weil der Verfolgte an Bord vermutet wurde.

Nichts liegt für die Linksregierungen näher, als Edward Snowden Asyl anzubieten. Sie können sich so wieder als Vorkämpfer gegen das Imperium profilieren. Und das unter günstigen Vorzeichen: Der Whistleblower steht für die Meinungsfreiheit, deren fehlende Umsetzung Washington immer wieder als Vorwand dient, um etwa gegen Venezuela ins Feld zu ziehen.

Die Botschaft der linken Präsidenten dürfte vor allem an die eigene Klientel und an andere Latino-Regierungen gerichtet sein, die in Sachen Snowden zurückhaltender sind. Doch der Vorstoß ist gewagt: Nach Chávez’ Tod hat die Opposition an Stärke gewonnen, auch Ecuadors Staatschef Rafael Correa ist mit Widerstand konfrontiert.

Wolf-Dieter Vogel

ist Autor der taz.

US-Geld für Sozialprogramme

Zwar handeln die Staaten zunehmend mit China, doch die Ölexporte Venezuelas in den verhassten Norden finanzieren weiterhin einen Teil des Sozialprogramms. Sollte Correa, der sich noch nicht eindeutig geäußert hat, einer Aufnahme Snowdens zustimmen, werden die USA ein jüngst vereinbartes Zollabkommen auf Eis legen und damit ökonomisch wichtige Sektoren schwächen.

Zuspitzung ist in allen Ländern programmiert: Regierungstreue werden die antiimperialistische Fahne schwenken, Oppositionelle gegen den wirtschaftlichen Schaden mobilisieren. Zur Entspannung wird diese Geste nicht beitragen.

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Wolf-Dieter Vogel
Korrespondent
Wolf-Dieter Vogel, Jahrgang 1959, ist Print- und Radiojournalist sowie Autor. Er lebt in Oaxaca, Mexiko. Seine Schwerpunkte: Menschenrechte, Migration und Flucht, Organisierte Kriminalität, Rüstungspolitik, soziale Bewegungen. Für die taz ist er als Korrespondent für Mexiko und Mittelamerika zuständig. Er arbeitet im mexikanischen Journalist*innen-Netzwerk Periodistas de a Pie und Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter.
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5 Kommentare

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  • L
    latino

    Wolf-Dieter Vogel, Correa hat das Zollabkommen bereits vor einigen Tagen unwiderruflich aufgekündigt, und zwar als Reaktion darauf, dass die USA mit der Aufkündigung ebendessen gedroht haben.

  • M
    Marolis

    Liber Wolf-Dieter Vogel, informieren Sie sich doch besser, Sie schreiben:

    "Sollte Correa, der sich noch nicht eindeutig geäußert hat, einer Aufnahme Snowdens zustimmen, werden die USA ein jüngst vereinbartes Zollabkommen auf Eis legen und damit ökonomisch wichtige Sektoren schwächen."

     

    1. Correa hat sich eindeutig erklärt.

    2. Es geht um die Verlängerung eines bereits seit Jahren bestehenden Zollabkommens. Dieses hat Ecuador aber bereits unilateral aufgekündigt, um sich von den USA damit nicht erpressen zu können.

     

    All diese Dinge sind schon lange vor Erscheinen Ihres "Kommentars" bekannt gewesen, haben Sie sich nicht erneut informiert, bevor Sie ihn veröffentlicht haben?

  • M
    .maus

    Welches Zollabkommen soll die USA denn kündigen - etwa das Zollabkommen, das Ecuador am 27. Juni *unilateral und unwiderruflich* gekündigt hat?

     

     

    Dies hier http://www.taz.de/!118894/ eventuell?

  • G
    Gonzi

    Über die Starken darf man sich lustig machen. Gegenüber Schwachen und Getretenen ist es widerlich. Wenn man es dennoch macht, muss man einen Vogel haben.

  • M
    Max

    Und was ist daran jetzt ein Kommentar?