Kommentar Arafats Tod: Das Rätselraten bleibt
Die Wahrheit über die Todesursache des früheren Palästinenserführers wird wohl nie richtig bewiesen werden. Damit muss sich die Welt abfinden.
J ERUSALEM taz Nicht so eilig, Soha Arafat. Wenn man die Witwe des Palästinenserchefs von einst Jassir Arafat hört, möchte man meinen, sie habe den Bericht des Schweizer Untersuchungsteams gar nicht erst gelesen.
Die Experten fanden zwar in den Proben von Arafats sterblichen Überresten unerwartet große Mengen von Polonium, ähnlich wie sie sie schon vor zwei Jahren an seiner Unterwäsche, Hut und Brille entdeckten, trotzdem sei auch durch die neuen Erkenntsnisse die Theorie eines Mordes nur mäßig bewiesen. Dazu kommen die vor zwei Wochen veröffentlichten Ergebnisse eines russischen Expertenteams, das weder Polonium noch sonst irgendeinen Hinweis auf Mord gefunden haben will. Hier steh ich nun, wird sich der palästinensische Normalbürger ratlos am Kopf kratzen, und bin so klug als wie zuvor.
Die Palästinenser und der Rest der Welt werden sich damit abfinden müssen, die Wahrheit über Arafats Todesursache nie zu erfahren. Das Rätselraten bleibt und es passt ja auch ganz gut zu dem Volkshelden mit dem originellen Kopftuch. Zu Lebzeiten war er so von Mythen umwoben wie jetzt auch nach seinem Tod. Wie profan wirkt dagegen seine junge Witwe, die aus dem Spektakel um den toten Mann Profite herauszuschlagen hofft.
Nach einer Serie von Skandalen klopfen die Journalisten nun wieder höflich an ihre Tür, und mit etwas Glück, so wird sie meinen, springt vielleicht noch der ein oder andere Euro einer Wiedergutmachung für sie und ihre bedauernswerte Tochter heraus. Nur: Wer sollte das bezahlen?
Der arme Kerry
Wer zahlt überhaupt die Unkosten für die drei Forschungsteams, die parallel über Monate mit nichts anderem als den pathologischen Proben Arafats und seiner Unterwäsche beschäftigt waren? Auftraggeber war die Palästinensische Autonomiebehörde, die zu weiten Teilen aus EU-Töpfen gefördert wird. Oder begleichen die Palästinenser die offenen Rechnungen mit den 75 Millionen Dollar, die US-Außenminister John Kerry aufbrachte, um die PLO im Friedensprozeß bei der Stange zu halten, und die eigentlich in die Wirtschaft und mehr Arbeitsplätze hätten investiert werden sollen?
Der arme Kerry. Erst kündigt Israel den Bau tausender neuer Siedlerwohnungen an, dann wird der erzkonservative Avigdor Lieberman freigesprochen, und nun auch noch das. Einer positiven Atmosphäre bei den Friedensverhandlungen sind die Gerüchte über einen Mord an Arafat nicht gerade förderlich.
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