Kommentar Amazon: Es bleiben noch genug Probleme

Amazon hat nicht nur schlechte Arbeitsbedingungen. Auch viele Datenschutzfragen bleiben unbeantwortet, Steuertricks sind üblich.

Warum hat Amazon wohl seinen Sitz im Steuerparadies Luxemburg? Eben. Bild: reuters

Am Ende ging es schnell: Nur wenige Tage nachdem die Zusammenarbeit des Onlinehändlers Amazon mit einem problematischen Dienstleister bekannt wurde, hat Amazon die Kooperation beendet. Schnell reagieren, Verantwortung zeigen, so funktioniert das heute in der Krisenkommunikation. Doch damit ist längst nicht alles gut.

Denn auch falls sich die Situation damit bessert – Defizite bei den Arbeitsbedingungen sind nicht das einzige Problem von Amazon. Da wären zunächst die Anstrengungen, die Steuerlast so niedrig wie möglich zu halten. Klar, das möchte jeder gern, doch transnationale Konzerne können mit ausgeklügelten Konzepten ihre Gewinne so lange hin und her schieben, bis am Ende kaum etwas zum Versteuern übrig bleibt. So zahlten vier der bekanntesten US-Unternehmen – darunter Amazon – innerhalb von vier Jahren gerade mal 37 Millionen Euro Steuern in Europa.

Und dann die persönlichen Daten. Der Versandhändler weiß ziemlich genau Bescheid über einen der sensibelsten Bereiche in unserem Leben: das Kaufverhalten. Es offenbart Vorlieben und Abneigungen, Gewohnheiten und manchmal sogar Krankheiten. Erst ein Vornamenbuch, dann der Fläschchenwärmer, später ein Dachgepäckträger – alles klar, oder? Je größer das Sortiment, aus dem die Kunden wählen können, und je geringer die Preise, desto mehr Waren werden über Amazon geordert. Und desto mehr persönliche Daten erhält das Unternehmen. Dazu Informationen über Zahlungsarten, Adressdaten und Bonität.

ist Redakteurin im Wirtschaftsressort der taz.

Was damit passiert, wissen die Kunden nicht. Doch schon aus dem „Patriot Act“ ergibt sich, dass US-Unternehmen Daten, sogar die aus den Cloud-Diensten – also dort, wo Kunden etwa Fotos oder die Sicherheitskopie ihrer Festplatte auslagern –, an die Geheimdienste herausgeben müssen.

Genug Gründe also, sich zweimal zu überlegen, bei welchem Händler man seine Waren bestellt.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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