Kommentar AfD-Wahlparteitag in Sachsen: Hass und Hysterie

Beim Wahlparteitag erreichen die härtesten Rechtsausleger vordere Listenplätze. Man kann hoffen, dass die Radikalisierung die AfD stärker isoliert.

In einer Kiste mit einem AfD-Sticker werden Stimmen eingesammelt

Jedem potenziellen AfD-Wähler müsste nun endgültig klar sein, wem er seine Stimme geben will Foto: dpa

Deutlicher konnte die AfD Sachsen nicht vor sich selber warnen als bei der Aufstellung ihrer Kandidatenliste für die Landtagswahl, dass die fortschreitende Radikalisierung der AfD sie nun auch stärker isoliert. Die 500 Delegierten in Markneukirchen wurden vor allem von jenen Rednern in Erregung versetzt, die allein an dumpfe Gefühle und Ängste appellierten. Bei der klebrigen und langwierig-langweiligen Dreitagesveranstaltung bildeten einzig infantile und pseudoreligiöse Patriotimus-Ausbrüche die Highlights.

Die Partei hat eben keine „Alternative“ bei konkreten Sachfragen zu bieten, wofür auch die äußerst mühsame Aufstellung eines Wahlprogramms spricht. Sie lebt nur von Hass und Hysterie. Man kann dieser zunehmenden Radikalisierung aber auch etwas Positives abgewinnen.

Jedem potenziellen AfD-Wähler müsste nun endgültig klar sein, wem er seine Stimme geben will. Und wer in der sächsischen CDU bislang darauf schielte, eventuell mit einer domestizierten AfD im Herbst zu koalieren, muss seinen Irrtum spätestens jetzt erkennen. Diese AfD hat sich endgültig selbst disqualifiziert. Zumindest die Parteispitze, die eine Koalition ausschließt, scheint das auch selbst begriffen zu haben.

Man kann also durchaus hoffnungsfroh sein, dass die fortschreitende Radikalisierung der AfD sie nun auch stärker isoliert. In Markneukirchen war beim besten Willen niemand mehr zu entdecken, der als Anschlussfigur an bürgerliche Kreise gelten könnte.

Immer irrationaler

Gleichzeitig zeigen sich erste Zerfallserscheinungen am rechten Rand. Ex-AfDler André Poggenburg, der die Partei „Aufbruch deutscher Patrioten“ gegründet hat, war am Wochenende ebenfalls in Sachsen. Er schluckte die rechtsextreme „Sächsische Volkspartei“. Rechtsausleger wie diese könnten die Wahlergebnisse der AfD deutlich verringern und das rechte Lager spalten.

Gut möglich, dass die immer irrationaler agierende AfD den Zenit ihrer Massenmobilisierungsfähigkeit bereits überschritten hat.

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Seit 2001 Korrespondent in Dresden für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Geboren 1953 in Meiningen, Schulzeit in Erfurt, Studium Informationstechnik in Dresden. 1990 über die DDR-Bürgerbewegung Wechsel in den Journalismus, ab 1993 Freiberufler. Tätig für zahlreiche Printmedien und den Hörfunk, Moderationen, Broschüren, Bücher (Belletristik, Lyrik, politisches Buch „System Biedenkopf“). Im Nebenberuf Musiker.

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