Kommentar Abgesagtes Vor-WM-Spiel: Messi diente nur als Symbol

Argentinien sagt das Freundschaftsspiel gegen Israel vor der WM in Russland ab. Dahinter steckte eine fiese Kampagne gegen Fußballstar Lionel Messi.

Porträt von Argentiniens Fußballstar Lionel Messi

Fiese Kampagne: Der Palästinensische Fußballverband forderte das Verbrennen von Messi-T-Shirts Foto: ap

Dschibril Radschub ist nicht nur Präsident des Palästinensischen Fußballverbandes, er will auch bald das politische Erbe des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas antreten. Wer solche Pläne hat, muss punkten, und die Chance auf einen Erfolg erblickte Radschub, als der Israelische Fußballverband ein simples Freundschafts- und WM-Vorbereitungsspiel gegen Argentinien von Haifa nach Jerusalem verlegte. Wer denkt, wie Radschub denkt, sieht darin sofort eine Provokation.

Nun mag es sein, dass auf israelischer Seite Überlegungen zur Stärkung des Standings Jerusalems eine Rolle spielten, aber schon die Ansetzung in Haifa dürfte einem wie Radschub ein Ärgernis gewesen sein.

Bei Argentinien spielt schließlich Lionel Messi, der beste und beliebteste Fußballer der Gegenwart. Entsprechend gibt es Millionen Messi-Trikots, Messi-Poster und Messi-T-Shirts, auch bei palästinensischen Jugendlichen. Auf das Symbol Messi hatte es Radschub abgesehen. Also fokussierte sich die ganze Kampagne um das letztlich abgesagte Länderspiel ganz auf die Person Messi, die mit der Entscheidung, wo die Partie stattfindet, nichts zu tun hat. Radschub forderte sogar das Verbrennen von Messi-Fotos und Messi-T-Shirts.

Die Botschaft kam an, bei der Begründung der Absage ist von Drohungen speziell gegen Messi die Rede. Herr Radschub wusste, was zu tun ist, er dankte „den argentinischen Spielern, angeführt vom Star Messi“. Dass es Radschub und seinen Leuten bei dieser Kampagne nur um Messi ging, den sie, wie unseriös und verquast auch immer, zu einem Symbol machen wollen, das auf keinen Fall mit Freundschaft zum jüdischen Staat in Verbindung gebracht wird, ist kaum zu übersehen.

Mit der Forderung nach Anerkennung Ostjerusalems als Hauptstadt einer künftigen „Republik Palästina“ hatte die Kampagne definitiv nichts zu tun: Das Stadion, in dem das nun abgesagte Freundschaftsspiel gegen Argentinien stattfinden sollte, liegt im wirklich unumstritten israelischen Westteil Jerusalems.

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Jahrgang 1964, Mitarbeiter des taz-Sports schon seit 1989, beschäftigt sich vor allem mit Fußball, Boxen, Sportpolitik, -soziologie und -geschichte

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