piwik no script img

Kommentar 4.-Juli-Feier in WashingtonKulisse für Trumps Ego

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Trump macht zum Nationalfeiertag die Wiese vor dem Weißen Haus zur Kulisse für seinen nächsten Wahlkampf. Gut dürfte ihm das nicht bekommen.

Vorbereitungen zur Feier am Vortag Foto: ap

N ormalerweise steigen am 4. Juli Rauchwolken über den USA auf. Das Volk grillt, trinkt Bier und erfreut sich an Feuerwerken, von denen ein besonders großes in Washington stattfindet. Ursprünglich erinnerte der Nationalfeiertag an das Ende der britischen Kolonialherrschaft und die schriftlich fixierten neuen Grundwerte, inklusive Freiheit und Glück. Aber all das kommt höchstens in Festreden vor.

So war es bislang. Aber in diesem Jahr tritt Donald Trump, der schon so viele andere Gepflogenheiten über Bord geworfen hat, auch den zivilen Charakter des Nationalfeiertags mit Füßen. Während frühere Präsidenten am 4. Juli allen­falls Gäste im Weißen Haus bewirteten, sich aber ansonsten heraushielten, will Trump die Mall für eine Machtdemonstration nutzen. Er lässt Kriegsflugzeuge darüber fliegen. Er lässt Panzer und gepanzerte Fahrzeuge am Rand parken. Er hat seine Basis aufgefordert, nach Washington zu kommen. Und er will zu allem Übel auch noch eine Rede vor dem Lincoln Memorial halten.

Es ist der offensichtliche Versuch, ein ziviles und parteiübergreifendes Volksfest zu militarisieren und zu politisieren. Zusätzlich ist es eine Vertiefung der Spaltung der Gesellschaft in jene, die Trump verehren und in der Mall willkommen sind, und jene, die von ihm als „Lügner“ und „Verlierer“ beschimpft werden. Vor allen Dingen aber ist es die Vereinnahmung einer nationalen Tradition für persönliche Zwecke: Trump drängt sich wieder einmal selbst in den Mittelpunkt. An symbolträchtigem Ort will er den Eindruck erwecken, dass er das Volk hinter sich hat.

Es ist die Vereinnahmung einer nationalen Tradition für persönliche Zwecke

Aber die Bewohner der US-Hauptstadt verachten Trump. Fast die Hälfte von ihnen sind Afroamerikaner, die nichts Gutes von einem Präsidenten erwarten können, der die Zeiten der ­Weißen Vorherrschaft als Idylle betrachtet. Und fast alle Washingtonians wählen demokratisch. Im November 2016 bekam Trump dort nur 4 Prozent der Stimmen. Seither hat er sich im ­Weißen Haus eingebunkert. Denn die Washingtonians haben ihn spüren lassen, wie unerwünscht er in ihrer Stadt ist.

Trump reagiert nun auf seine Weise und macht die Wiese im Zentrum der US-Hauptstadt zur Kulisse für seinen nächsten Wahlkampf.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • taz: "Während frühere Präsidenten am 4. Juli allen­falls Gäste im Weißen Haus bewirteten, sich aber ansonsten heraushielten, will Trump die Mall für eine Machtdemonstration nutzen. Er lässt Kriegsflugzeuge darüber fliegen."

    So lange Trump die US-Kriegsflugzeuge nur über die Mall fliegen lässt - ansonsten aber mit den Kriegsflugzeugen keine Frauen und Kinder in fernen Ländern bombardiert werden - kann Trump meinetwegen sein "Volksfest" so feiern wie er es gerne möchte.

  • gegen das Trump-Bashing ist hier kein Kraut gewachsen. Morgens aufstehen und nach Trump (oder Putin oder Erdogan oder Brexit) rufen, sonst schlecht geschlafen. Leute, jeder Präsident eines Landes hat das Recht und den Wunsch nach einer Militärparade. Trump hat sich das vor zwei Jahren von den Franzosen abgeschaut, hat ihm gefallen, er kann sich den diesjährigen Pomp leisten, gönnt es ihm einfach.

  • Bei all den Staatsbesuchen bei Despoten, die Trump so offensichtlich genossen hat, ist er wohl ein bisschen neidisch geworden und will jetzt auch so ne Parade abfeiern. Wie könnte einen gefährlichen Narzissten soetwas nicht ergötzen.