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Kolumne PressschlagMuss der DFB so gut sein wie die Fifa?

Kommentar von Johannes Kopp

Die viel belächelte Fifa hat mit beachtenswerten Demokratie-Beschlüssen vorgelegt. Damit setzt sie den deutschen Verband fies unter Druck.

Kehrt der DFB mal tüchtig fifamäßig aus? Foto: dpa

K ann sich die Fifa eigentlich noch unter Wert verkaufen? Diese Frage muss eindeutig bejaht werden. Es ist natürlich schon etwas blöd gelaufen, dass der Interimspräsident des Fußballweltverbands Issa Hayatou vor der Weltpresse einen epochalen Kulturwandel seiner Organisation ankündigte und dann bei der Präsentation des großen Reformwerks einschlief.

Und doof war gewiss auch, dass zwei südamerikanische Funktionäre des Exekutivkomitees wegen Korruptionsvorwürfen inhaftiert wurden, bevor sie in ihrem Gremium für eine neu strukturierte, weniger korruptionsanfällige Fifa votieren konnten. Und dass das US-Justizministerium wenig später bekannt gab, gegen 16 weitere Funktionäre würde Anklage erhoben, trübte fraglos sehr nachhaltig den Tag, der als Wendepunkt in die Geschichte der Fifa eingehen sollte.

Dennoch sind die Maßnahmen, die in Zürich am Donnerstag beschlossen wurden durchaus beachtenswert. Nach Maßstäben von Antikorruptionsexperten mögen sie etwas halbherzig erscheinen. Vergleicht man aber die Fifa mit den demokratiefeindlichen Strukturen anderer Sportverbänden, dann sind die jüngsten Beschlüsse als revolutionär einzustufen.

Bereits zuvor landete der so schlecht beleumundete Verband in einer Studie der Katholischen Universität im belgischen Löwen zu Leitungs- und Lenkungsformen von 35 olympischen Fachverbänden auf dem zweiten Platz. Untersucht wurden Kriterien wie Transparenz, Kontrolle, demokratische Abläufe, Kommunikation und Solidarität. Mit den neuesten Veränderungen hat die Fifa womöglich nun auch noch der Internationalen Reiterlichen Vereinigung den Spitzenrang abgelaufen.

Muss sich der DFB Regeln geben wie die Fifa?

Unter gehörigen Druck setzt der Fußballweltverband damit aber insbesondere seine eigenen Unterorganisationen. Und damit sind gar nicht mal vornehmlich die süd- und mittelamerikanischen Vereinigungen gemeint, die gerade im Fokus der US-amerikanischen Ermittlungsbehörden stehen. Beim Deutschen Fußball-Bund, der sich vor dem Skandal rund um die eigene Weltmeisterschaft 2006 der Fifa moralisch noch hoch überlegen fühlte, muss es den Herren bange zumute sein, wenn sie das Reformwerk von Zürich genauer studieren.

Nach den jüngsten Erschütterungen muss der DFB sich schließlich ebenfalls neu aufstellen. Um eine Ethikkommission, die bei der Fifa schon vor ein paar Jahren einberufen wurde, kommt man hierzulande vielleicht nicht mehr herum. Aber wie steht es denn mit den anderen Beschlüssen des Weltverbands? Soll sich künftig etwa einer wie Franz Beckenbauer einer Integritätsüberprüfung aussetzen müssen? Soll man nun tatsächlich auch die Amtszeit des DFB-Präsidenten beschränken? Und muss man die Frauenquote von 16,6 Prozent im neuen Fifa-Council unbedingt auf den Deutschen Fußball-Bund übertragen?

Vergleicht man die Fifa mit anderen Verbänden, sind die Beschlüsse als revolutionär einzustufen

Im 16-köpfigen Präsidium des nationalen Verbands gibt es bislang mit Hannelore Ratzeburg ja schon eine Frau. Und ihr wurde die exklusive Aufgabe anvertraut, sich doch um den Frauenfußball zu kümmern. Womit sollen sich denn die möglichen weiteren Quotenfrauen befassen? Muss der DFB jetzt wirklich so gut werden wie die Fifa?

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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