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Kolumne LiebeserklärungDie Waffe

Ambros Waibel
Kolumne
von Ambros Waibel

Zum Menschsein gehört, sich zu wehren. Wer glaubt, dass Wort sei Waffe genug, belügt sich selbst – aber vor allem andere.

Waffen unterwegs. Bild: dpa

Z u den Allgemeinplätzen der so gegenwärtigen wie ewigen Waffendiskussion gehört die Feststellung, Waffen könnten in bzw. dürfen nicht in falsche Hände geraten.

Dabei geht es doch, jedenfalls solange die autonome Tötungsfunktion der Drohne noch nicht freigeschaltet ist, eher darum, dass Menschen nicht in falsche Hände geraten dürfen: Und zwar erstens nicht die Opfer in die ihrer Mörder; und zweitens nicht die potenziellen Nachwuchskiller in die von besoffenen Separatistenchefs oder beängstigend nüchternen IS-Ausbildern.

Die Arterhaltungsregel ist irgendwo bei der Intelligenzentwicklung flöten gegangen oder war schon beim kreativen Design nicht vorgesehen. Im Film „Planet der Affen – Revolution“ wird sehr schön vorgeführt, wie vernunftfähige Wesen heilige Regeln umgehen: „Affe nicht töten Affe“ gilt zwar weiter; aber souverän ist bekanntlich, wer den Ausnahmezustand definiert: „Du bist kein Affe“.

In Deutschland, jedenfalls im westlichen Teil, galten Waffen lange Zeit als böse, und die abtrudelnden Starfighter der Bundeswehr taten wie schwachgeredete Kinder alles, um dem über sie verhängten Urteil gerecht zu werden. Das linksliberale Milieu und seine Kabarettisten erklärten statt Knarren und Kanonen das Wort zur Waffe, in einem Akt grotesker Selbstüberschätzung: Denn nicht Thomas Mann oder Kurt Tucholsky war es gelungen, die Nazis zu stoppen, sondern nur einer Welt in Waffen.

Am Ende stand die absolute Waffe, die Atombombe. Für sie schien die Kalte-Kriegs-Regel zu gelten, dass, wer sie besitzt, unangreifbar geworden ist – aber, wie das Beispiel Sowjetunion zeigte, keineswegs unbesiegbar, und wie die USA und Israel belegen, mitnichten unverwundbar. Da ist es tröstlich zu sehen, wie ein guter alter Colt gegen säbelschwingende Fanatiker gute Dienste leistet – jedenfalls //www.youtube.com/watch?v=GkLXdLgOybE:Indiana Jones.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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8 Kommentare

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  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Hier schimmert das Argument der NRA durch: Nicht Waffen töten, sondern die Menschen, die sie führen. Demnach also ist eine Knarre in jedermanns Hand völlig OK, oder?? Natürlich nur zur Selbstverteidigung, klar.

  • Lieber Ambros Waibel, Ihre Texte schätze ich sehr - bin nur hier bei diesem mit Ihnen ganz über Kreuz. Denn Sie vermengen Dinge, die scharf zu trennen wären: Es ist ein Unterschied, ob sich ein Individuum, mit welcher Waffe auch immer (und sei es ein solides Kampfsporttraining), in Notwehr verteidigt (da scheint mir die Arterhaltungsregel auch immer noch zu funktionieren) - oder ob Staaten und staatsähnliche Gebilde, die über Armeen und Rüstungsgüter, also über die Macht verfügen, handeln. Genau in dieser Sphäre der "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" erleben die Opfer solcher Aufrüstungspolitik von "Feinden meines Feindes" seit Jahrzehnten, wie tatsächlich Waffen in die "falschen Hände" geraten oder die hochgerüsteten "Verbündeten" außer Kontrolle geraten (Mudschaheddin, Al-Kaida, ISIS, Nusra-Front ...). Bei all diesen schrecklichen geostrategischen Spielen sind "Menschenrechte" immer nur das, was man dem Publikum der westlichen Demokratien als Köder hinhält, damit es zustimmt. Ginge es tatsächlich um Menschenrechte, gäbe es viele Staaten und Krisengebiete auf der Erde, wo die westlichen Armeen eingreifen müßten - in den derzeit ca. 40 Kriegsgebieten sind fast überall Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung.

  • Die Nazis wären nie an die Macht gekommen ohne den Raubkapitalisms in der Weimarer Republik und in der Kaiserzeit.

    Ohne die Stimmen der Banken, Großkonzerne und das "Adels" (Hindenburg und so) hätte Hitler niemals Kanzler werden können.

     

    Hätten Sie schon einmal einen Krieg als Zivilist im Bombenhagel erlebt würden Sie keine Bomber oder oder Panzer lieben.

     

    Ich habe den US-Bombenterror 1943 in Leipzig und noch mehr erlebt.

    Im ersten Moment des Lesens Ihrer Artikel dachte ich spontan: "Werde erstmal erwachsen, Kerlchen".

  • Waibels Ambros -

     

    sorry - aber so was Wirres -

    hab ich mit Verlaub. -

    von Ihnen noch nicht gelesen;

    einfach zuviel von den

    Allgemeinplätzchen genascht;

    gaahrp.

  • Nur Waffen konnten die Nazis stoppen blabla

     

    Das ist so hohl, da lohnt es gar nicht das auseinanderzunehmen. Entweder ist dieser Kommentar eine von taz gezielt gesetzte Provokation um Leser zu aktivieren, oder taz und Autor sind nicht ganz bei Trost.

  • Was ist die Waffe? Atombombe ist keine Waffe, Intelligenz schon.

    • @Gregor Hecker:

      Was ist Intelligenz? Ist Töten und Zerstören intelligent? Dann ist dumm wer keine Waffe hat.

      • @friedjoch:

        Töten ist manchmal notwendig. Wie? ist die Frage der Intelligenz.