Kolumne Jung und dumm: Eine versöhnliche Vorstellung
Was haben ein Herzchirurg, ein Jade-Meister, eine Taube und Roland Kaiser gemeinsam? Sie tauchen in dieser Kolumne auf.
N ehmen Sie den Herzchirurgen, der sich zur Beruhigung den Finger ins Hinternloch steckt. „Ist doch sauber dort unten“, wird er Ihnen sagen. „Ich stecke ja ständig meinen Finger hinein. Und ich bin schließlich Herzchirurg, weiß Bescheid über Sauberkeit.“ Irgendwas muss man ja tun. So bewegen Sie sich in einer Falle, aus der Sie nicht rauskommen, und fühlen sich mitunter auch ganz wohl. Ihr Leben zieht vorüber, irgendwann ist es vorbei.
*
Eine neue Figur hat mein Leben betreten. Jade-Meister Atong Chen heißt der Mann, der sich in meinem Tee figuriert. Sein Name steht auf der Packung, deren Inhalt man fünfmal aufgießen kann, wie der Verkäufer stolz erzählte. Das habe ich jetzt, anderthalb Jahre später, zum ersten Mal gemacht. Mit Recht frage ich mich, wer ist der Mann in meinem Tee? Auch von ihm wurde verkäuferseits geschwärmt.
Jade-Busen kenne ich. Jade-Meister? Sitzt da etwa ein Mann auf einem großen Stuhl und siebt Teeblätter, den ganzen Tag, das ganze Leben lang, oder fermentiert sie, was auch immer das heißt?
Ja, was heißt das eigentlich? Wir fragen viel zu selten als Gesellschaft: Was trinken wir da? Und was ist das? Und was hat uns das alles zu sagen?
*
Warum sollte eine Taube nicht, einem Alligator gleich, ihre Beute mit dem Schnabel packen, festhalten und sich selber dreimal um die eigene Achse drehen, um ein Stück Fleisch aus ihr herauszuschrauben? Ich persönlich halte das für vollkommen denkbar.
*
Sex-News: Günter Grass ist tot.
*
Weniger Energieverlust in den Kurven durch patentierte Gumminoppen; ergonomische Fliesenmechanik; vertikale Horizontverriegelung dank doppelvexiertem Belmondo-Graphit: Das ist Omas Geheimnis.
*
Energische Vorbereitungen für Blockseminar „Eigenverschalung“ bei neuer Lieblingsdozentin Henriette Müssen. Müssen ist 62, stets adrett gekleidet, eine elegante, weitgereiste Dame mit einem Ruf bis nach dort hinaus. Gutes Benehmen ist Pflicht, Ahnung unabdingbar.
*
Weitere Sex-News: Roland Kaiser hat gerade Sex.
*
Was, wenn der übliche Zimmerlärm gar nicht durch rostige Türen oder morsche Holzmöbel verursacht wird, sondern durch kleine Schrei- und Quietschmonster, die in den Spalten und Fugen meiner Gegenstände wohnen?
Sie sind zwar oftmals unerträglich und es ist unmöglich, sie dingfest zu machen; aber letztlich läuft bei ihnen auch alles zusammen. Sie halten die Welt, wie sie ist. Eine versöhnliche, fast schon erschreckende Vorstellung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken