piwik no script img

Kolumne Gott und die WeltSelber selbstreinigen

Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, hat die Selbstreinigung des Islam gefordert. Ein offener Brief.

Polizisten erweisen 2007 mit einem Trauerzug in Böblingen (Baden-Württemberg) ihrer in Heilbronn ermordeten Kollegin Kiesewetter die letzte Ehre. Bild: dpa

S ehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sie haben sich kürzlich für eine Selbstreinigung des Islam ausgesprochen. Als bekennender Christ ist ihnen das Wort aus dem Evangelium des Matthäus (7,3) bekannt: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ In diesem Sinne erlauben wir uns als besorgte Bürger, sechs Fragen und Forderungen an Sie zu richten. Vorausgeschickt sei:

Nahezu acht Jahre nach dem Mord an Michèle Kiesewetter und dem Mordversuch an Martin Arnold am 25. April 2007 in Heilbronn, über eineinhalb Jahre nach dem Beginn des Münchner Prozesses gegen Beate Zschäpe und weitere vier Angeklagte ist ungeklärt, wer die Täter waren. Es ist nicht einmal eindeutig geklärt, wer am Tatort war.

Das zuständige baden-württembergische Innenministerium hat weder gegenüber dem Untersuchungsausschuss des Bundestags noch den Aufklärungsversuchen des Stuttgarter Landtags zur Aufklärung beigetragen: die nachgeforderten Ermittlungsakten der Soko-„Parkplatz“ sowie anderer Akten zum Attentat sind durch Innenminister Reinhold Gall (SPD) so verzögert beim Untersuchungsausschuss des Bundestags eingegangen, dass sie nicht mehr Gegenstand seiner Arbeit sein konnten.

Die vom Landtag von Baden-Württemberg 2014 eingesetzte Enquetekommission glich einer Farce. Über Wochen wurde gestritten, ob man die Zuständigen überhaupt befragen dürfe. Dieser Streit gipfelte in Gutachten, die mit dem Ziel bearbeitet wurden, das Nachfrage- und Untersuchungsrecht der Enquetekommission zu beschneiden.

Die Autoren

Micha Brumlik lehrt am Zentrum für Jüdische Studien in Berlin Hajo Funke ist emeritierter Politikwissenschaftler der FU Berlin und Rechtsextremismusexperte

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Uli Schkerl, hat sich dabei in solche Widersprüche verstrickt, dass er in dem nun eingesetzten Untersuchungsausschuss nicht mehr tragbar ist. Die Mordermittlungen im Fall Kiesewetter gehören – so Stefan Aust und Dirk Laabs in ihrem Buch „Heimatschutz“ – zu den schlampigsten in der jüngeren bundesdeutschen Geschichte.

Ein Schlag ins Gesicht der Opfer

Sehr geehrter Ministerpräsident, es liegt in Ihrer Hand, dem Hickhack der Parteien um den richtigen Weg der „NSU“-Aufklärung ein Ende zu setzen. Ihr Schweigen und jeder Tag, den Sie zögern, ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer, befördert Verschwörungstheorien und senkt das Vertrauen der BürgerInnen in den demokratischen Rechtsstaat. Daher regen wir an:

(1) Die Akten zu Heilbronn dem Untersuchungsausschuss vollständig vorzulegen.

(2) Die Öffentlichkeit wissen zu lassen, was die Sicherheitsbehörden an terroraffinen Netzwerken des Neonazismus in Baden-Württemberg festgestellt haben: Zu den Aktivitäten der rechtsextremistischen Musikszene, der verbotenen Organisation „Blood & Honour“ sowie der Band Noie Werte, deren Stücke „NSU-Bekennervideos“ untermalten, zum Ku-Klux-Klan in der Polizei von Baden-Württemberg, zur Rolle der V-Mann-Einsätze von „Piatto,“ dem Anfang April 2014 tot aufgefunden „Corelli“, von Achim Schmid; zur „Neoschutzstaffel“ (NSS), zur „Standarte Württemberg“ – und zu einem Geheimbund in Heilbronn, der in den Akten beschrieben und bisher von Ihren Sicherheitsorganen nicht einmal benannt worden ist. Welche V-Männer waren in Baden-Württemberg im Einsatz? Wurde die Kameradschaft Karlsruhe, die Kontakte zum NSU-Umfeld unterhielt, von V-Leuten des Staats-/Verfassungsschutzes aufgebaut bzw. mitgetragen?

(3) Die Öffentlichkeit darüber zu unterrichten, mit wem und worüber die ermordete Michéle Kiesewetter auf ihren Handys und in ihrem Computer Informationen ausgetauscht hat.

(4) Lassen Sie die Öffentlichkeit wissen, was Thomas Bartelt, der Leiter der Einheit von Michèle Kiesewetter, was Kolleginnen und Kollegen aus der Einheit und benachbarter Sicherheitsorgane, also die beiden bisher nicht angemessen vernommenen Polizisten Daniel S. und Matthias S. in den Stunden des Attentats getan haben? Warum waren sie wann am Tatort?

(5) Lassen Sie ermitteln, welche Dienste eventuell noch in der Nähe des Tatorts waren: wer und wie viele vom Verfassungsschutz oder von US-amerikanischen Diensten, etwa dem FBI, den Special Forces und Navy Seals? Wie konnte es sein, dass in kürzester Zeit eine MEK-Einheit aus Karlsruhe am Tatort war und Flüchtende per Hubschrauber verfolgen konnte?

(6) Wie war es möglich, dass über Jahre unabhängig voneinander gemachte Zeugenaussagen zu möglichen Tätern (mindestens 4 bis 6 Täter) nicht zureichend weiterverfolgt wurden? Das gilt auch für das Phantombild, das das überlebende Opfer des Attentats, Martin Arnold, hat zeichnen lassen!

In respektvoller Hoffnung auf eine Selbstreinigung des baden-württembergischen Staatsapparats.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Autor und Kolumnist
1947 in der Schweiz geboren, seit 1952 in Frankfurt/Main. Studium der Philosophie und Pädagogik in Jerusalem und Frankfurt/Main. Nach akademischen Lehr- und Wanderjahren von 2000 bis März 2013 Professor für Theorien der Bildung und Erziehung in Frankfurt/Main. Dort von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts – Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust. Forschung und Publikationen zu moralischer Sozialisation, Bildungsphilosophie sowie jüdischer Kultur- und Religionsphilosophie. Zuletzt Kritik des Zionismus, Berlin 2006, Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts, Weinheim 2006 sowie Kurze Geschichte: Judentum, Berlin 2009, sowie Entstehung des Christentums, Berlin 2010.Darüber hinaus ist er Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik.“
Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Überschrift und Untertitel sind mißverständlich. Sie verweisen mit keinem Wort auf das Hauptanliegen der Autoren (Widersprüche beim NSU-Komplex). Eben deshalb wird niemand beim Scrollen auf die Idee kommen, hier werde der NSU verhandelt - und dazu noch in einem der brisantesten Texte, die dazu je in der TAZ erschienen sind. Es geht hier um Kretschmann doch höchstens in zweiter Linie - sondern um Vertuschung und staatliche Verstrickung beim Mordanschlag auf Michèle Kiesewetter und Martin Arnold. Die offizielle Theorie zu Tätern und Tathintergründen ist in diesem Fall vollkommen unglaubwürdig - ebenso wie die Anklageschrift im derzeitigen Prozeß am Münchner OLG. Den Verdacht, daß hier tatsächlich ein "tiefer Staat" wirken könnte, haben die Brumlik und Funke in der TAZ bereits geäußert: http://www.taz.de/Der-deutsche-Staat-und-der-NSU/!137385/ Allerdings ohne, daß dies die nachfolgende NSU-Berichterstattung in irgendeiner Weise verändert hätte.

  • Was denn nun? Bibelexegese ("Wort aus dem Evangelium des Matthäus")? Über die NSU aufklären? Selbstreinigung des Islam (Charlie Hebdo!)? Kretschmann? Worum gehts? Gehirnpudding?

    • @Arcy Shtoink:

      Wenn das so schwer ist, mal eine kurze germanistische Erläuterung:

       

      Es geht um die Vertuschung, die im Land Baden-Württemberg bei der NSU-Aufklärung gemacht wird. Der Ministerpräsident ist ein Herr Kretschmann..

      Dieser Herr Kretschmann hat den Islam zu irgendetwas wie einer Selbstreinigung aufgerufen. Dies nutzen die Autoren des offenen Briefes als Aufhänger für ihre Geschichte und nehmen als Überleitung ein Bibel-Zitat, da Herr Kretschmann gerne auf seine Karriere als Po̶̶l̶̶ ̶̶p̶̶o̶̶t̶̶ ̶̶v̶̶e̶̶r̶̶e̶̶h̶̶r̶̶e̶̶n̶̶d̶̶e̶̶r̶̶ ̶̶k̶̶b̶̶w̶-̶a̶̶n̶̶h̶̶ä̶̶n̶̶g̶̶e̶̶r̶ Messdiener verweist.

       

      Jetzt den Aufbau des Textes verstanden? Ansonsten einfach mal in alten Deutschbüchern nachschauen.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    ach BW,das ländle halt...

    kretschmann weiß halt auch, das er nur gewählt wurde weil S21 und fukoshima zeitnah zusammen kamen.also bedient er brav die rechtskonservative wählerschaft und wähnt sich vermutlich noch auf der guten seite.

    leider gelingt es nicht gesetze wie die schulreform(sexualkunde)am BW-stammtisch vorbeizudrücken.

    es halt auch ziemlich egal ob in einem bundesland wie BW die grünen,die spd oder die cdu am regieren ist.

    die einen sind rechtskonservativ,die anderen müssen durch populistische massnahmen die rechtskonservative wählerschaft bedienen.

    rauskommt ungefähr die selbe politik,wobei mir die cdu fast lieber ist weil sie dies nicht unter dem deckmantel eines "links angehauchten"moralismus betreibt.

  • Gut gebrüllt, Löwen!

    Das Kind kehrt solange vor fremden Türen, bis der Besen in den Brunnen gefallen ist. (ndt. Sprichwort)

  • Herr Kretschmann, einst bekennender KBWler, dann in den Schoß der katholischen Kirche zurückgekehrt, ist ein zynischer Politiker.Ihm geht es vor allem um den Machterhalt in seinem schwäbischen Vorgarten. Kürzlich echauffierte er sich über die Presse die hinter der bisher ausgebliebenen Aufnahme traumatisierter Flüchtlingsfrauen in Baden-Württemberg politisches Taktieren vermutete. Da geriet er so in Rage. wie man es einst von F.J. Strauß in Bayern gewohnt war. Dabei hat Kretschmann mit den anderen Ministerpräsidenten kürzlich Massenabschiebungen hier unerwünschter Roma ins angeblich sichere Serbien und Mazedonien abegnickt. Die reale Situation vor Ort interessierte ihn und seine Partei dabei einen Dreck. Er will Ruhe im Ländle - er hat Angst vor einer PEGIDA-Bewegung in Ba-Wü. Die klerikal-reaktionären Demonstrationen in Stuttgart gegen Sexualkunde in Schulen waren für ihn ein Menetekel. Gleichzeitig erntet er jetzt die Früchte seiner Anbiederung an die Wirtschaft. Weshalb bekamen die GRÜNEN wohl kürzlich 100 000 € aus der Spendenkasse der Metallindustrie? Nur ein Grund spricht für die Wahl 2016 gegen Schwarz-Grün - die einstige Ökopartei könnte nicht mehr den Ministerpräsidenten stellen. Aber vielleicht Konvertiert Kretschmann ja zur CDU - die würden Ihn mit Freuden aufnehmen...

  • ... und nix, aber auch gar nix unternimmt die ba-wü "landesregierung", um den unsäglichen sumpf willfähriger filbinger-juristen trocken zu legen. ich erinnere an die aufarbeitung des wasserwwerfereinsatzes in schuttgart am 30.9.2010. als es brenzlich wurde, wurde das verfahren kurzerhand eingestellt!

     

    und da labert der grüß-gott-onkel gauck immer von unrechtsstaat (schaut aber dabei nur in eine richtung)!

  • ich denke, alle sind damit beschäftigt zu reden, abzuwiegelen und richtigzustellen, dem Volk weise Ratschläge zu geben, dass man das eigentliche Ziel im Lande geordnetet Verhältnisse zu schaffen, komplett aus den Augen verliert!

    • @Georg Schmidt:

      Was meinen Sie mit "im Lande geordnete Verhältnisse schaffen"? Demokratische Republik Kongo? Nigeria? Mali? Tschad? Zentralafrika?

      • @Ute Krakowski:

        Zur Klarstellung: Das mit dem "Ziel im Lande geordnetet Verhältnisse zu schaffen" ist möglicherweise ein bißchen missverständlich. Denn etliche Leute würden Maßnahmen wie das Niederknüppeln von Demonstranten oder das Vertuschen von unliebsamen Fakten durchaus als legitimes Mittel zu diesem Zweck empfinden. Ich weiß nun nicht, ob Sie auch zu diesem Personenkreis gehören.

  • Danke - voll auf die Zwiebel - Danke

    &leider mühelos ergänzbar -

     

    "…Es gibt dieses Jahr nicht mal einen Winterabschiebestopp in Baden-Württemberg. Den haben selbst CDU-regierte Bundesländer verhängt, weil sie es als inhuman empfinden, Menschen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Grün-Rot hat darauf verzichtet.…"

     

    Das - sind sie also die

    REALOS -

     

    Angekommen am rechten Rand;

     

    Wäre schön - (aber nutzlos - klar - aber wie lange - thats our törn!))

    Wenn Sie - Herr Kretschmann -

    &Sie - Herr Gabriel -

    & ihre SpießgesellInnen -

    kapieren würden -

     

    WARUM SIE -

     

    Für jeden anständigen Menschen,

    Der das Herz auf dem linken Fleck trägt

     

    NICHT WÄHLBAR SIND

     

    &Ein Ruck -

    & ein Aufstand der Anständigen

     

    wurden in 'schland bigott

    schon beschworen -

     

    Das hier - ist wirklich Anlaß genug -

    das in Eigenregie Wirklichkeit

    werden zu lassen -

    &ein guter weiterer Anfang -

     

    auf daß die von uns gewählten

    HerrschaftaufZeitBeliehenen -

    endlich - irgendwann begreifen -

    &beherzigen !!

     

    NO PASSERAN 2.0

     

    wird zwar zwischenzeitlich a weng anders buchstabiert -

     

    Ist aber weiter ernst gemeint.

    • @Lowandorder:

      Im Schländle werded net dieselbe Leut, die wo den Kretschmaaa gwählt hend, noo amole de Grüne wähla, sell isch mol gaaanz klaaar.

    • @Lowandorder:

      Hey, Ersatz-Dante - schreib ma Prosa, dann klappts vielleicht mit dem Ernstgenommenwerden.

      • @Spin:

        Hölderlein Dante …was denn bitte noch¿

         

        Gern nochmals -

         

        Auch hier empfiehlt der

        Onkel Doktor Doolittle*

        das nebenwirkunkungsfreie

        Bullrichsalz Avant-Propos

        aus dem Hause Hans Bötticher

        http://www.aphorisme..._quelle=&thema=

        Prosit - Wohl bekomm es Euch

         

        (ps * - vor allfälligem Rebleken ~>

        auf platt gesprochen;)

      • @Spin:

        Thumbs up!

    • @Lowandorder:

      1982 Grün.

      1999 Olivgrün.

      2014 Braun.

      2016 Schwarz?

       

      Der Kretsche weiß halt, daß es 2016 keinen S21-Bonus mehr gibt bei der Schlandtagswahl, da muß er seine Partei halt ein bissel stammtischisieren und weil er net so genau weiß, ob das dann reicht, sagt er sich: Viel hilft viel. Also besser net nur CDU, sondern vorsorglich gleich noch AfD rechts überholen.

       

      Kretschmann: Der beste Mappus, den die CDU nie hatte.

    • @Lowandorder:

      Also, früher wurde es mal "¡No pasarán!" buchstabiert...

      Ansonsten volle Zustimmung!

      • @Der_Peter:

        mein Vater sprachs fließend -

        leider nicht vererbt;)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Man darf sich schon auf Kretschmanns Antwort freuen, die wahrscheinlich das pomologisch ausführlichst begründete Thema "Vergleich von Äpfeln mit Birnen" zum Inhalt haben dürfte.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Und ewig lockt die Schuld- und Sündenbocksuche, die Finger in den logischen Wunden ..., wo die "Verantwortungslosigkeit" / Mitverantwortung ziemlich deutlich auch systemimmanent zu verorten ist und Schadenfreude ...!?

  • War da nicht mal was mit "weiblicher" DNA in dem Zusammenhang, was nach einiger Zeit auf verunreinigte Wattestäbchen zurückgeführt wurde?

    Man könnte glatt zum Verschwörungstheoretiker werden.

  • Wieso mauern hier die Grünen? Sie waren nicht in der Regierungsverantwortung und haben auch sonst nicht den Ruf den Verfassungsschutz zu protegieren.

    Wird da Druck ausgeübt? Ist es der Koalitionspartner SPD der aus seiner Eingebundenheit in die Koalition im Bund die Aufklärung verhindert? Sind es andere Druckmittel der entsprechenden Dienste?

    • @Velofisch:

      Warum wohl?

       

      Auch die "Grünen" stecken mindestens bis zum Hals mit in den Strukturen zum eigenen Machterhalt. Dazu sein nur am Rande auf die extra zu diesem Zweck, nämlich die politische Kontrolle der Stellenbesetzung bei der Landespolizei, vorgenommenen "Umstrukturierung" in BWü.....

       

      Und es wäre bemerkenswert, wenn sich auch nur in einer Partei Menschen befänden von denen nicht einer nachrichtendienstlich erpressbar wäre, wenn ein solches Parteimitglied anfängt zu "stören".

       

      Daüber hinaus ist es doch recht bizzar und lustig, wenn sich ausgerechnet ein Christ über mangelnde Reformbereitschaft der Konkurrenz ereifert, schon im eigenen Laden hätte er genug zu reformieren.

       

      Das wird auch verleichsweise einfach werden, jedenfalls leichter politisch und ggf. physisch zu überleben, als der Versuch das Gespinst aus nachrichtendienstlicher Einflussnahme von In-und Ausland aufzuklären.

      Da sind schon Leute tot in der Badewanne aufgewacht...

    • @Velofisch:

      Immer noch halte ich die Grünen für eine im Kern ehrliche und lautere Partei. Eine Erklärung wäre, dass da tatsächlich nichts ist. Dass im Gegenteil versucht wird, durch Gerüchte unMutmaßungen über den "tiefen Staat" das System zu delegitimieren und moralisch vor sich herzutreiben - diesmal von Links.

    • @Velofisch:

      Ein Wort: Machterhalt.

  • Die Justiz in Baden-Württemberg ist seit vielen Jahren in der Krise. Sie ist seit 1945 nie wirklich reformiert worden.

     

    Der schwarze Filz hat das Land wie die Jahrzehnte zuvor immer noch fest im Griff. Städte wie Konstanz sind keine Ausnahme, in denen der neue grüne Bürgermeister kapituliert hat. Anderswo wird das halt nicht öffentlich geäußert.

     

    In der Justiz herrscht Obrigkeitsdenken vor: viele sehen ihre Aufgabe darin, die Macht der Herrschenden durchzusetzen. Mit rechtsstaatlichem Denken hat das nur wenig zu tun.

     

    Kretschmann ist vor allem eines: angepasst. Er hat sich arrangiert. Sein grün ist so dunkel, dass es leicht für schwarz gehalten werden kann. Es wäre auch keine Verwechslung.

     

    Und so werden viele, viele Kriminalfälle in Baden-Württemberg ununtersucht bleiben. Und vermutlich bleibt auch die Verflechtung von weiten Teilen von Justiz und Polizei in rechtsextreme Kreise ununtersucht.

     

    Die Grünen standen einst für Hoffnung für Baden-Württemberg. Mit der Kretschmann-Regierung hat sich jedoch nicht das geringste geändert.

     

    Alles bleibt, wie es ist.

  • Sehr gut, dieser Text!

     

    Jetzt bitte noch so einen über den blinden Fleck bei der Pegida-Anti-Pegida-Auseinandersetzung: Wer oder was steckt eigentlich hinter dem Flüchtlingselend? Wer sorgt dafür, das die Heimatländer der Flüchtenden derart aufgemischt werden, dass sie ihre Heimat verlassen? Ist das Absicht? Welche Ziele verfolgen die Strategen im Hintergrund?

    • @Bernhard Meyer:

      Sie sind ja echt witzig! Über Flüchtigselend, Fluchtgründe und die Lage im Afrika oder im Nahen Osten wird gerade in dieser Zeitung sicherlich genug berichtet. Neu ist allerdings, dass Leute ankommen, und diese Themen vor den Pegida-Karren spannen.

      Ganz nebenbei: Hier geht es um NSU -Nationalsozialistischer Untergrund. Und dieses Phänomen gabs schon lange vor der breit vorgetragenen "Überfremdungsangst". Etwas haben sie allerdings gemeinsam: Beides aus dem Osten. Wenn das mal nix heißen soll!

  • Eine offene Frage: so sehr der Hinweis auf die Mißstände bei der Aufarbeitung des "NSU Komplexes" stimmt, macht das den offenen Brief von Kretschmann in Bezug auf die Selbstreinigung des Islam weniger richtig?

    • @Sophokles:

      Nicht weniger als die Selbstreinigung

      a) des Katholizismus von patriarchaler Kultur (Männerbünde!) und Homophobie, Verwicklung in das Elend im gobalen Süden (Kondomverbote und HIV-Förderung) und perfide-heuchlerischer Reichtumsanhäufung, oder

      b) der deutschen Gesellschaft, in der rassistische Übergriffe Alltag sind, das Phänomen Pegida überhaupt möglich ist, in der die Spaltung in arm und reich Alltag ist, sowie

      c) des globalen Nordens (USA, Europa, Kanada, Japan) von einer Politik des Ausplünderns und Ausblutens des globalen Südens (Billigproduktion, Billigrohstoffe, Landgrabbing mit täglich mehreren 1000en Opfern).

    • @Sophokles:

      Keine offene Frage, das, sondern eine rein rhetorische. Die Antwort lautet: Ja. Wer Ablenkungsmanöver braucht, hat selber Dreck am Stecken. Dieser Dreck aber relativiert alles, was der Haltet-den-Dieb-Schreier sonst noch tut. Das, jedenfalls, kommt bei einer sogenannten Michmädchenrechnung raus. Sagen jedenfalls all die, die nicht kritisiert werden wollen für ihre Scheinheiligkeit von Milchmädchen wie mir.

    • @Sophokles:

      Genau das tut es, Sie haben richtig geraten. Denn auch "realste" und "verantwortungsbewußteste" grüne "Realo"-Politik erlaubt es einem grünen, erzkonservativen Katholiken nicht, gegen Minderheiten zu hetzen, selbst wenn laut Kretschmann in der Politik nicht Wahrheiten, sondern Mehrheiten zählen sollten.

       

      Kretschmann: Der beste Mappus, den die CDU nie hatte. Von so einem kann der rechte Flügel der Union nur träumen. Auch Kretschmanns entscheidende Zustimmung zum Antiromagesetz gibt einen Hinweis auf dessen wahre, sehr stammtischnahe Gesinnung.

       

      Vielleicht sollte Kretschmann endlich Farbe bekennen und nächsten Montag auf der Stugida-Demo sprechen.

       

      Zu Kretschmanns gern vorgetragener Verehrung Hannah Arendts ist zu sagen, daß Kretschmann selbst in Wort und Tat mehr und mehr an deren lebenslang ambivalenten Geliebten Martin Heidegger, denn an Arendt selbst erinnert.

  • Lasst alle Hoffnung fahren! hat nun jemand gedacht, in Stuttgart bricht eine neue Zeit an, weil ein grüner Lehrer MP wurde, ach Gott, wie kann man so naiv sein!

  • Gut, daß wieder auf diese skandalösen Mißstände hingewiesen wird. Wenn der Staat - hier die ba.-wü. Landesregierung, weder willens noch fähig ist, den Mord an einer eigenen Bediensteten aufzuklären, wie erst mag es um das Schicksal "gewöhnlicher" Bürger bestellt sein, die zufällig oder absichtlich ins Visier geraten? Und was müssen die ehrlichen Polizisten denken, wie sie sehen, wie mit dem Schicksal ihrer Kollegin umgegangen wird? Man fühlt sich wie in einer Bananenrepublik. :-(

    • @Der_Peter:

      Ich glaube fast, verehrter PETER, dass ich mich in einer „Bananenrepublik“ ein ganz klein wenig besser fühlen würde. Da weiß man wenigstens, woran man ist. Die Herrscher über die Bananen stehen öffentlich zu ihrem Arschlochtum. Sie kennen keine Scham. Man brauch von ihnen also nicht erwarten, dass sie sich ändern wollen. In Deutschland sind die Fronten nicht so klar. Man weiß nie ganz genau, gegen wen man mit Gewalt vorgehen müsste und gegen wen nicht unbedingt. Das macht die Sache nicht grad leichter, finde ich. Und überhaupt – man soll ja nie Vergleiche ziehen, die hinken. Aber irgendwo her kenne ich dieses Gefühl. Das, meine ich, das ich beim lesen des Artikels hatte. Ich bin Jahrgang 1965 und im Osten sozialisiert. Können Sie mir vielleicht sagen, woran ich mich erinnert fühle?

      • @mowgli:

        Auch ich bin im Osten groß geworden (wenn auch etwas älter). Da wurde schon mal über gewisse Todesfälle der Mantel des Schweigens gelegt, vor allem bei den "Grenzverletzern".

        Was die Bananenrepublik betrifft, so hatte ich erst hin- und her überlegt, welchen Vergleich ich nehmen soll, denn wie Sie richtig sagen, in einer solchen wüßte man von vornherein, woran man ist. Es gab vor einer Reihe von Jahren ein paar gute Politthriller aus Italien und Frankreich, z.B. "Staatsraison" oder "Das Verfahren ist eingestellt: Vergessen Sie's!", die würden auch gut passen.

      • @mowgli:

        Also ich fühle mich zumindest an die 58 Jahre CDU-Regierung im Schländle erinnert.