Kolumne Generation Camper: Tief verwurzelt, weit verzweigt

Die Deutschen und ihr Wald – eine nicht endende Liebe. Zwei Bücher zu Ehren des Waldes und dem Leben der mächtigen Bäume weltweit.

Das Bild zeigt die Silhouette eines Baumes bei Sonnenuntergang.

Eine von Wind und Wetter gestählte Kiefer. Foto: imago/Hohlfeld

Der Autor Peter Wohlleben äußert sich über seinen Sachbuch-Dauerbestseller „Das geheime Leben der Bäume“: „Ich versuche nur, wissenschaftliche Erkenntnisse in eine verständliche Sprache zu übersetzen, damit die Menschen Bäume nicht mehr nur als Bioroboter betrachten.“ Mit großem Erfolg. Inzwischen weiß alle Welt von den strengen Erziehungssitten im Buchenwald-Kindergarten, weiß, dass Bäume zählen können und mittels Pilzen im „Wood Wide Web“ miteinander kommunizieren.

Neu ist dieses Menscheln mit dem Wald allerdings nicht. Gern erinnere ich mich an mein erstes Lesebuch „Tannenwalds Kinderstube“. Da trugen die kleinen Tännchen, die gut bewacht von ihrer Muhme im Dickicht des schönen Waldes dem Leben entgegenstrebten, sogar noch Gesichter. Ich erinnere mich aber auch an meinen Horror, als es auf Weihnachten zuging: Die Bäumchen wurden gefällt. Und alles nur für den Lichterglanz an Heiligabend. Geschichten, die prägen. Vielleicht haben uns diese Geschichten damals auch für das Waldsterben sensibel gemacht.

Aber die Beziehungen der Menschen zu den Bäumen sind sowieso, wie man so schön sagt, tief verwurzelt und weit verzweigt. Nicht nur im waldverliebten Deutschland. Weltweit gibt es kaum einen steinalten Baum, der nicht abgelichtet, kartografiert wurde. Und es gibt darüber wunderbare Bücher. „Das Leben der Mächtigen“ ist das Highlight dieser Buchsaison, ein wunderbares Reisebuch.

Die Autorin und Fotografin Zora del Buono hat vierzehn dieser ganz alten Bäume besucht. Darunter das älteste Lebewesen der Welt, den 80.000 Jahre alten Pando in den USA. „Ich habe Bäume als Persönlichkeiten wahrgenommen“, sagt del Buono.

Und nicht nur das: Sie berichtet auch von dem Berührungsreflex, den sie auslösen. Del Buono zeigt hier Ehrfurcht und eine Zuwendung, die man nichts und niemandem so leicht entgegenbringt. Fast schon kultisch: die Wertschätzung des Alters. Was es unter Menschen selbst kaum noch gibt. Aber bei Bäumen sehr schön zur Geltung kommt.

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