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Kolumne Geht’s noch?Linke Verschwörungsfantasten

Steinmeier gratuliert dem Iran zum Geburtstag – als handele es sich nicht um ein verbrecherisches Regime. Aber es geht noch schlimmer.

Bundespräsident Steinmeier begrüßt den iranischen Botschafter beim Neujahrsempfang in Bellevue Foto: dpa

D as Eine ist: Die USA sind im vergangenen Jahr aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen. Das Andere ist: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem iranischen Präsidenten zum Nationalfeiertag, dem 40. Jahrestag der Islamischen Revolution, „herzliche Glückwünsche“ übermittelt. Und in der Bild-Zeitung, aber auch an anderen Stellen, wurde er dafür – beziehungsweise für das, was bei diesen Glückwünschen offensichtlich ungesagt blieb – scharf kritisiert.

Ralf Stegner (SPD) und Jürgen Trittin (Grüne) mischen dies nun zusammen, heraus kommt ein übler verschwörungstheoretischer Cocktail. Nach Stegner bekommt Trump Hilfe „durch einige Gesinnungsfreunde in der deutschen Medienwelt“, Trittin verknüpft die gleiche Kritik mit einem Essen, das sich Bild-Chef Julian Reichelt mit dem US-Vizepräsidenten auf der Münchner Sicherheitskonferenz gegönnt hat. Was zwischen den Zeilen steht: Deutsche Medien werden durch die Trump-US-Regierung gesteuert. Was für ein Unsinn.

Dass sich ein Bundespräsident an diplomatische Gepflogenheiten halten muss, ist richtig. Die Gratulation „auch im Namen meiner Landsleute“ und ausgerechnet zum Jahrestag der Revolution auszusprechen, war allerdings ein fataler Fehler.

Nicht in meinem Namen“, teilten unter anderem jüdische und exil-iranische Organisationen und Einzelpersonen mit. Bekanntlich finanziert das verbrecherische iranische Regime die Terrororganisationen Hisbollah und Hamas, droht Israel mit der Vernichtung, zwingt Frauen seit 40 Jahren unter das Kopftuch und vollstreckt so viele Hinrichtungen wie kein anderes Land auf dieser Welt.

Maximale Schäbigkeit

Auch in Deutschland sollen iranische Agenten jüdische Einrichtungen ausspioniert haben. Die Kritik am Mullah-Regime und die Solidarität mit der unterdrückten iranischen Protestbewegung ist also dringend notwendig. Und wenn das Bundespräsidialamt sich jetzt darauf beruft, dass Steinmeier genau wie die meisten seiner Vorgänger gehandelt hat, macht das die Sache schlechter und nicht besser.

Die Kritik an Steinmeier kann man berechtigt oder übertrieben nennen. Man macht sich allerdings ziemlich lächerlich, wenn man die Bild als Marionette der Trump-Administration fantasiert. Den dort zu Wort gekommenen Kritikern ein selbstbestimmtes Handeln abzusprechen und sie als unmündigen Teil einer „Kampagne“ zu betrachten, wie es Stegner und Trittin tun, ist an Schäbigkeit schwer zu überbieten.

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Frederik Schindler
Freier Mitarbeiter
Bis Juni 2019 freier Mitarbeiter in den Ressorts Gesellschaft/Medien und taz.de. Themenschwerpunkte: Antisemitismus, Islamismus, LGBT-Politik und Fankultur. Jahrgang 1993.
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13 Kommentare

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  • A) Diplomatie hin oder her, ich möchte nicht ungefragt in eine Gratulation einbezogen werden 😉 , bei der ein derart großes – ich sag's mal freundlich – Problem des Missverstanden-Werden-Könnens mitschwingt. Das muss so formuliert sein, dass sich die heutige iranische Regierung nichts darauf "einbilden" kann – und das ist nicht passiert.



    B) "Nach Stegner bekommt Trump Hilfe „durch einige Gesinnungsfreunde in der deutschen Medienwelt“, Trittin verknüpft die gleiche Kritik mit einem Essen, das sich Bild-Chef Julian Reichelt mit dem US-Vizepräsidenten auf der Münchner Sicherheitskonferenz gegönnt hat. Was zwischen den Zeilen steht: Deutsche Medien werden durch die Trump-US-Regierung gesteuert. Was für ein Unsinn."



    Das steht aber gar n i c h t "zwischen den Zeilen" – und d e s w e g e n ist es Unsinn.



    Denn aus einer wie auch immer gearteten Verbindung von Trump-USA "in der deutschen Medienwelt", die als "Gesinnungsfreunde" bezeichnet werden, abzuleiten, dass "(Teile?) die deutschen Medien" "durch die Trump-US-Regie-rung gesteuert" werden, d a s ist – richtig – Unsinn.



    Die deutsche Medienwelt (allein schon dieser Begriff geht gar nicht, weil zu einschließend aller Medien!), zumindest die "rechte" und die an dem Wohlwollen der Herrschenden orientierte, muss gar nicht "durch die Trump-US-Regierung gesteuert" werden - das besorgen d i e s e Medien leider, leider ganz von alleine. Schließlich geht's um viel Geld (Waffen) und dem Untermauern|Festhalten an den bestehenden Machtverhältnissen, beider-seits des Atlantiks.

  • Ich habe nicht verstanden, worum es geht.

  • Eine Gratulation zum Nationalfeiertag (ja, wann sonst?) ist völlig normales diplomatisches Geschäft. Eine "Kritik" daran ist interessengeleitet, was sonst? Das korrupte Marionetten-Regime des sog. "Schah" hinweggzufegen, war eine gute Sache, primär unabhängig von der weiteren Entwicklung. An diesem Tag kann man keine Kritik festmachen.

    • @Laurenz Kambrück:

      Dass das darauf folgende Mullah-Regime noch viel mehr Menschen auf dem Gewissen hat (Zehntausende hingerichteter Oppositionelle in den 1980ern, bis heute das Land mit den meisten Hinrichtungen pro Kopf), Unterstützung von Kriegen in Syrien und im Jemen und Terrorgruppen) scheint Sie nicht weiter zu stören? :o Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar ...

  • Stegner und Trittin?

    Als politisch eher links stehender Mensch wundert man sich über manche "linke" Ansichten (siehe auch Gysis Haltung zu Putin).

  • Unsinniger Artikel.



    "Die Gratulation „auch im Namen meiner Landsleute“ und ausgerechnet zum Jahrestag der Revolution auszusprechen, war allerdings ein fataler Fehler."



    - Nein das ist vollkommen logisch. Wann soll man sonst zum Nationalfeiertag gratulieren als am Nationafeiertag?

    Dass nicht alle damit einverstanden sind, ist zu erwarten und deswegen auch nicht weiter tragisch.



    Die Frage ist eher, ob man überhaupt zu solchen Anlässen gratulieren soll. Man stelle sich vor, er gratuliert demnächst noch dem US-Präsidenten und damit jenem Land mit den 8-meisten Hinrichtungen, die Terroristen unterstützt, Regierungen stürzt, massiv Massenvernichtungswaffen ausbaut, Länder überfallt, etc.



    Um sich eine solche Peinlichkeit zu ersparen (möglicherweise noch in meinem Namen!) sollte diese Gratuliererei sofort eingestellt werden.

    • 9G
      93138 (Profil gelöscht)
      @luetzowplatz:

      Recht ham'se.

  • Bonhoeffer schrieb schon am 14. April 1933 an seinen Freund Erwin Sutz über den Antisemitismus, dass -die verständigsten Leute ihre Kopf und ihre Bibel gänzlich verloren hatten-.



    Heute kann kein Deutscher behaupten, die Haltung derer, die Steinmeier hofiert, zum Staat Israel nicht zu kennen.



    Man kann nur noch verzweifeln über unser politisches Establishment, die, das muss man leider sagen, bei dem was sie sagen und tun, es den Leuten am Stammtisch vom Maul abschauen.

  • So viel ich weiß verzichten Springer-Journalisten schon bei Vertragsunterschrift auf selbstbestimmtes Handeln.



    Schäbig ist die Aufregung über die Gratulation von Steinmeier. Wer sich darüber aufregt, wünscht sich, dass der Iran sturmreif ausgehungert wird und wie eine reife Frucht Briten und Amerikanern in die Hände fällt wie der Irak.



    Wer sich glaubwürdig aufregen will über Steinmeier, der sollte anfangen bei den Gratulationen an USA, UK, Israel und Indien zum Nationalfeiertag.

  • 9G
    93138 (Profil gelöscht)

    Der Artikel ist ja schon von Beginn an 'starker Tobak', schon die Überschrift. Als ich aber zur Stelle



    "Was zwischen den Zeilen steht: Deutsche Medien werden durch die Trump-US-Regierung gesteuert."



    kam, habe ich aufgehört.

  • Auf den Punkt gebracht!!

  • Ich verstehe die Kritik von Seiten der Linken jetzt auch nicht. Linke haben doch dabei geholfen, diese Art von Regime zu etablieren:

    www.audiatur-onlin...an-und-der-linken/

    • @*Sabine*:

      Und was verstehen Sie jetzt daran nicht?

      Dass man keine 40 Jahre in die Zukunft schauen kann oder dass man seine Meinung ändern kann?

      Sie können uns ja erzählen, wie man in die Zukunft schaut oder warum man in 40 Jahren seine Meinung nicht ändern kann. Das verstehe ich nämlich nicht.