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Kolumne Die eine FrageTür an Tür mit Katrin

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Was will uns das Groupietum der Grünen Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt eigentlich sagen?

Katrin Göring-Eckardt, grüne Fraktionsvorsitzende und Carpendale-Groupie Foto: dpa

P elzig wollte ihr gerade ein neues Glas hinstellen, als Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen) intervenierte: „Kann ich das von Howard Carpendale haben?“

Der Moderator der Plaudersendung „Pelzig hält sich“ (ZDF) war im Begriff abzulehnen. Doch da schnurrte die Spitzenpolitikerin: „Och, bitteeeee!“

Der Grünen Wille ist ihr Himmelreich, dachte sich Pelzig und schob ihr das Glas rüber, das soeben noch Popstar Carpendale, 69, abgeschlabbert hatte. Vermutlich glaubte Pelzig da noch, das habe etwas mit Ökoeffizienz oder einer neuen grünen Moralenzyklika zu tun. Weit gefehlt. Göring-Eckardt, 49, erfüllte sich ganz offenbar einen kinky Groupietraum.

Es war so: In der Thüringer Tanzschule von Katrins Eltern lief zu DDR-Zeiten Carpendales 70er-Jahre-Superhit „Tür an Tür mit Alice“ in heavy rotation. Sie habe das früher „dreitausendmal“ gehört. „Das ist sooooo drin in mir“, seufzte sie, „und wenn ich jetzt noch sein Glas …“

taz.am wochenende

Eine Familie flieht 1945 aus dem Sudetenland. Zwei Brüder landen in der DDR, einer in der BRD. Einer empfindet sein Schicksal als gerechte Strafe. Der andere darf es als Vertriebenenvertreter zelebrieren. Der dritte stirbt.

Die persönliche Generationengeschichte unserer Autorin zum Tag von Flucht und Vertreibung lesen Sie in der taz.am wochenende vom 20./21. Juni 2015. Außerdem: Anfangs war sie die hübsche Frau zwischen nicht mehr ganz jungen Professoren. Jetzt plant Frauke Petry, AfD-Chef Bernd Lucke von der Spitze zu verdrängen. Wie weit will sie nach rechts? Und: Ein Paar wurde inhaftiert, weil es Sex im Schwimmbad hatte. Lohnt das? Oder bleibt man besser im Bett? Die Streitfrage „Rein oder raus?“ mit Gastbeiträgen der Rapperin Lady Bitch Ray und des Schriftstellers Saša Stanišić. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Na, und dann trank die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag Pelzigs grüne Bowle aus Howies Glas, und die Sonne ging auf in ihrem Gesicht. Und man weiß gar nicht, ob es daran lag, dass sie ihre Performance für extrem gelungen hielt oder weil es sie wirklich total kickte. Ich denke mal, Letzteres. Berechnung wird ihr ja oft genug unterstellt. So einen extraordinären Abgrund hingegen hätte auch der Abgebrühteste nicht von ihr erwartet.

Avantgardistisch oder windkraftfeindlich?

Aber weil parteiintern alles auf geheime Strategien abgetastet wird, lautet die große grüne Frage: Ist Göring-Eckardts Aktion korrekt, unkonventionell, sozial, liberal, progressiv, bewahrend und emanzipatorisch oder womöglich sogar avantgardistisch und zukunftsweisend?

Sowohl die Realo-Grünen als auch der linke Flügel dürften sich schwer damit tun, das in ihre jeweilige Programmatik einzuordnen. Die Grüne Jugend hat es offenbar noch nicht mitgekriegt, sonst hätte Theresa Kalmer längst ein Howard-Carpendale-Trinkglas-Verbot zur Abwendung des grünen Neoliberalismus gefordert.

In der Tat stellen sich Fragen. Zum einen könnten abgehobene grüne Mittelschichtseltern gesundheitliche Bedenken haben und das Trinken aus benutzten Gläsern als problematisches Leitbild für ihre Blagen einschätzen. Zum anderen könnte es Diskussionen geben, ob Howie in seinen Songs angemessene Leitbilder widerspiegelt.

„Das schöne Mädchen von Seite eins / das will ich haben und weiter keins.“ Ist das womöglich zu hetero- und oberflächenfixiert? „Du fängst den Wind niemals ein.“ Ist das windkraftfeindlich? In „Hello Again“ heißt es: „Ein Jahr lang war ich ohne dich / ich brauchte diese Zeit für mich.“ Geht man in grünen Partnerschaften so miteinander um, oder ist das Zeitpolitik des 21. Jahrhunderts? In „Wie frei willst du sein“ säuselt Carpendale: „Doch wie frei willst du sein, ohohoho?“ Eine zentrale Frage der grünen Gegenwart.

Und dann ist da noch etwas: Auch Gregor Gysi (Die Linke) hat 2012 beim Göttinger Parteitag aus einem benutzten Glas getrunken. Allerdings nicht aus dem von Howie. Dennoch eine Gemeinsamkeit, auf die man Rot-Grün-Rot aufbauen kann?

Das alles schreit förmlich nach einem Schlagerkongress und einer Grundsatzrede von Göring-Eckardt.

Oder man nimmt ernst, was Carpendale in „Tür an Tür mit Alice“ postuliert: „Sie hat wohl ihre Gründe / und es geht misch auch nichts an.“

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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31 Kommentare

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  • Wenn Brüderle gewagt hätte, Helene Fischers Glas abzuschlabbern, au Backe!

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      ... dann wäre sein schlechter Geschmack abermals offenbar geworden.

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Ich verstehe nicht, warum mein Kommentar "Würdelos." hier gelöscht wird. Er verstößt nicht gegen die Netiquette, und er bewegt sich im Rahmen dessen, was andere hier äußern (dürfen).

     

    Und wenn ihr das hier löscht, ohne zu antworten, dann löscht meinen Account bitte gleich mit.

    • @889 (Profil gelöscht):

      Die Besetzung der diensthabenden Zensuroberstabsleitstelle der taz ist am Wochenende meist schlechter als dieser Kommentar von Peter Unfried - und das muss man erst mal hinkriegen.

      • @Rainer B.:

        Ich habe auch immer den Eindruck, dass das hier manchmal die Schülerpraktikanten machen müssen.

         

        Da hilft nur den Onlinebeitrag mal etwas zu erhöhen in der Hoffnung, dass das auch mal andere machen.

         

        Btw: Ich kenne zwar die Software nicht, die die taz nutzt, aber es passiert schon mal, dass man auch was versehentlich löscht. Man sollte sich dann aber angewöhnen, sich dafür zu entschuldigen.

        • @Age Krüger:

          Wer`s merkt, kann sich ja entschuldigen: "Oh, pardon. Ich hab da irrtümlich was gelöscht. Aber was war das noch?" :-(

           

          ("Eines Tages werden wir uns verantworten müssen für jeden Kalauer - den wir ausgelassen haben." -Harry Rowohlt-)

      • @Rainer B.:

        Der Höör - Alles könns werrrn -

        Auch persönlich -

        Aber nich frech!;)

         

        Insgesamt aber doch erfreulich -

        Wer sich wehrt - lebt jedenfalls - &

        Nicht verkehrt.

         

        &Unfrieds Peterle -

        Hat mal ne richtig lautgebende

        Presse -

        &das ist doch auch mal schön

        &nicht gar häufig. - kurz -

        Alter Drechsler.

        • @Lowandorder:

          Wenn's was Persönliches oder Frechheiten gewesen wären, könnte man das alles ja noch irgendwie nachvollziehen, aber hier löscht der Zensor am Wochenende kurzerhand alles, was er (noch) nicht verstanden hat, oder in keine seiner Schubladen einordnen kann. Auch Zensur erfordert ein Mindestmaß an Intellekt und Phantasie, sonst trifft sie ihr Ziel nie - aber es scheint sich dieser Tage mal wieder eines zu bewahrheiten: "Phantasie haben nur die Geschäftsleute, wenn sie nicht zahlen können".

    • @889 (Profil gelöscht):

      Vielleicht ist der Netti die Kette abgesprungen und jetzt dreht sie leer.

       

      Unverständlich und nicht nachvollziehbar.

       

      P.S.: Löschen können Sie ihren Account in der Verwaltung ihres Profils. Aber bitte noch mal drüber schlafen. Ich würde Sie vermissen.

    • @889 (Profil gelöscht):

      Ja nun, Sie sind halt nicht Frau Stokowski. Sonst hätten Sie problemlos auch "Fotzenschleim" schreiben dürfen.

      • 8G
        889 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Mir ist es durchaus ernst mit dieser Nachfrage, also lass doch bitte die Frau Stokowski da raus.

        • @889 (Profil gelöscht):

          Auch mir ist es ernst.

        • @889 (Profil gelöscht):

          Es ist freilich ärgerlich, zumal oft genug keine Begründung erfolgt. Wird Zeit über den Einzug von Demokratie in die Foren nachzudenken; Gründung eines Forenrats etc. Das Forum müsste sich dazu rechtlich von der taz lösen.

          Nur mal so ne Idee, die gern auch veröffentlicht wäre.

          • 8G
            889 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Private und 'unabhängige' Foren hat's schon viele gegeben. Wenn das die Lösung gewesen wäre, wären wir uns hier nie begegnet.

          • @lions:

            So etwas ist ja durchaus machbar, völlig losgelöst von der taz-Redaktion. Sie müssten dazu nur ein Internet-Forum eröffnen, in dem Sie auf taz-Artikel verlinken, die dann dort kommentiert werden können (oder möglicherweise eine Facebook-Seite, aber so etwas benutze ich aus Prinzip nicht, und mir scheinen die auch extrem unübersichtlich).

             

            Das eigentliche Problem an solchen Seiten ist allerdings, dass sie viel Pflege, also auch viel Zeitaufwand benötigen. Außerdem ist so etwas nur bei einer hohen Nutzer-Frequenz sinnvoll, sonst stirbt es schnell wieder.

             

            Immerhin hat nahezu jede x-beliebige Forensoftware eine bessere "Usability", wie es heute so schön heißt, als die taz-Leserkommentarspalten mit ihrer miserabelst gestalteten Oberfläche.

    • @889 (Profil gelöscht):

      @@Sicher&würdig

       

      Jau - irgendson Spinner hantiert hier

      mit Löschkalk rum -

      glasklar würdelos!

       

      Aber schlabbern würde -

      ich das getzt nich -

      =Zunge&hautlos!

       

      Nicht nur - würde!

      Glasklar.

  • Mann, ist das peinlich. Der Carpendale hätte sicher der Katrin nach der Sendung ein Bussi aufs Wangerl spendiert, doch so ein Fetisch. Vll sah Frau G.-Eckardt in der Verbindung von grüner Bowle und Howards DNA die herrliche Verschmelzung politischen Leitmotivs mit ihrer jugendlichen, unerfüllten Sehnsucht. Eine Liaison mit hoher Aussage- und Symbolkraft.

    • @lions:

      Ich an Carpendales Stelle hätte unter lautem Protest gegen diese sexistische Entwürdigung die Sendung verlassen.

  • Was Frauen sich alles erlauben können.

     

    Das war ja schon regelrecht exibitionistisch, diese öffentliche Inszenierung spätpubertärer Hormonüberflutung.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Männer können es sich erlauben Sigmar Gabriel zu sein.

      • @pippilotta_viktualia:

        Wobei Sigmar Gabriel und Angela Merkel in politischer Hinsicht eigentlich nichts unterscheidet.

  • Hab´s mir gerade auf Youtube angeschaut. Ich fühle mich beschmutzt.

  • Ich glaube da hat es weniger bei Frau Göring-Eckardt gekickt, sondern eher bei Herrn Unfried. Also wenn man sich an sowas festbeißt, muss man schon einen sehr überzogenen Hygiene-Fetisch haben.

    • @tazzy:

      Als Buurenenkel sach ich mal:

      "Die Tasse kannste ruhig für den Tee nehmen - da hab ich gestern nur Brühe draus getrunken!"

       

      Das war dem Pastorensohn denn doch was drüber - OVG-Richter der eine - Anwalt der Gastgeber -

      beide(s) was später.

       

      Klar - umbringen tuts ersichtlich nicht.

      Aber das - war selbst für

      Unfrieds Peterle nicht die Frage -

      Das wär nämlich sicher rausadorniert -

      Jedenfalls aber nich -

      geschlabbert worden.

      Wetten das!

  • Katrin Göring-Eckarts Auftritt bei Pelzig war sicher keine intellektuelle Glanzleistung. Doch wirkte sie menschlich und sympathisch ... und allemal besser als so mancher Politroboter.

    • @DorianXck:

      Deppert aber menschlich? Wer will denn sowas?

      • @lichtgestalt:

        Mann, Pelzig ist noch immer eine Unterhaltungssendung und kein intellektueller Debattierklub. Ich bin selbst kein großer Fan von KGE, aber in der Sendung hatte sich von Pelzigs Bowle getrunken und verhielt sich danach doch auch ganz liebenswert.

  • bei den letzten Landratswahlen in Hessen betrug die Wahlbeteiligung oft bei 24%, bei solchen POlitikernInnen dürfte sich das auch nicht änern unverständlich , dass in einer Zeitung wie der TAZ diesem Grossereigniss soviel Raum eingeräumt wurde!

  • …er (also ich) kanns nicht lassen…

    rhaberrhabarber… schnackeldidackel …

    Er liest's - schon wieder ->conclusio -

     

    Glasklar. Antje Vollmer gehört zu den seltenen Menschen - die ihrer

    Reinkarnation - schon zu -

    Lebzeiten begegnen konnten -

    können.

     

    kurz - vom Flurschaden zum

    Dachschaden - nur ein /-Winkelement.

    Es gibt halt kein richtiges Leben -

    Im Falschen.

  • Da krieg isch Herpes.