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Kolumne Die KriegsreporterinSie meinen „Pimmelmacht“

Kolumne
von Silke Burmester

„Focus“, „Stern“, „SZ“: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Die Medien! Und wenn er kommt? Dann hyperventilieren sie.

Viele Würste zeigend, grüßen wir Frau Burmester zurück! Foto: dpa

H allo taz-Medienredaktion!

Ich bin total erledigt. Ich weiß nicht, wer mir dieser Tage mehr Toleranz abfordert. Die beknackten Grabschemänner, die es – obschon wir sie in fröhlichen Gruppen in Baumärkten und Zelten unterbringen und ihnen die Freizeit zur Gestaltung völlig überlassen – nicht dankbar genug sind, um ihr Achtsamkeitsdefizitsyndrom im Griff haben zu wollen.

Oder die Medien, die sich wie eine Kindergartengruppe benehmen. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Die Medien! Und wenn er kommt? Dann hyperventilieren sie.

Bevor wir hier loslegen, hätte ich eine Bitte: Könnten meine Worte bitte in einer anderen Farbe als in Schwarz gedruckt werden? Vielleicht in Grün? Oder Lila? (Ist in der gedruckten Ausgabe vom 13. Januar so, geht online leider nicht, Anm. der Online-Redaktion) Ich würde doch gern den Eindruck vermeiden, ich würde durch die Farbe Schwarz – Symbol für das Dunkle und Unbekannte – dem unschuldigen Weiß die Gewalt meiner Worte aufdrücken.

Überhaupt würde ich mich gern heraushalten, was ja selten genug vorkommt. Aber das, was wir „Berichterstattung“ nennen, wird mit jedem Tag bescheuerter. Die Süddeutsche bringt am Wochenende ein unsäglich dämliches, rassistisch zu interpretierendes Cover und entschuldigt sich dann. Da fragt man sich: Warum entschuldigen? Warum nicht vorher nachdenken? Oder einfach mal zu dem stehen, was man denkt? Wäre ja auch eine Haltung. Zu sagen: Wir sehen das so.

Überhaupt würde ich mich gern heraushalten, was ja selten genug vorkommt.

Aber nö. Hinterher sagen: Och ja, das war ein wenig blöd. Anstatt dass die sicherlich recht dufte bezahlten Blattverantwortlichen vorher denken. So mit hin und her. Ich frage mich, wie man die noch ernstnehmen soll. Voll viel Geld, voll fetter Posten, voll fette Hose und dann „Och ja …“

Das „Seelenheil von Männern“

Aber ich muss da gar nicht mich fragen. Ich kann auch die fragen. Montag ist der Jahresempfang der Süddeutschen. Und schon muss ich mich wieder ärgern. Ich wollte nämlich zur Abwechslung mal einfach nett sein auf dem Empfang. Reizend. Anmutig aussehend in der Gegend rumstehen und so charmant sein, wie ich es an guten Tagen sein kann. Und nun wieder nix. Scheißflüchtlinge.

Überhaupt die Flüchtlinge. Was die anrichten! Wozu die gebildete, in der Regel weitsichtige Menschen bringen! Die Kollegen vom Stern zum Beispiel. Christian Krug, ein Chefredakteur, der weiß, dass zum Jahresbeginn eine Halbnackte zum Thema „Schlankheit„ aufs Cover gehört, lässt sich von den Flüchtlingen dazu bringen, „An die Waffen“ auf den Titel zu schreiben „Deutsche Bürger rüsten auf – aus Angst vor Flüchtlingen“. Nicht etwa einen erschreckenden Umstand mit Abstand benennen. Nein. Der benutzt gleich den militärischen Appell.

Oder der Chefredakteur von Focus, Ulrich Reitz. Auch so ein Mann, der keine Gelegenheit auslässt, die Kernthemen seines Heftes – Heizkosten, Einbrecher, Alzheimer – mit nackten Frauen zu bebildern, sorgt sich im Editorial um „das Seelenheil von Männern, die ihre Partnerinnen nicht mehr beschützen können“.

Einer, der seinen Beschützerinstinkt gewöhnlich in der Hose hält, lässt sich dazu hinreißen, seine Ängste zu offenbaren: Davor, die Hoheit und die Kontrolle über seine Partnerin zu verlieren. Was in den gedanklichen Albtraum mündet, sie könnte hingebungsvollen Sex mit einem Mann aus der Fremde haben. Der natürlich – die Männerangst kennt da keine Begrenzung – einen Schwanz hat, der viel, viel länger, wohlgeformter und wohlproportionierter ist als so eine blässliche deutsche Schlabberwurst.

Ja, und so offenbaren die männlich dominierten Medien, worum es beim Thema „Flüchtling“ eigentlich geht: Pimmelmacht. Warum brauchen wir noch mal ’ne Quote? Mit der Knackwurst wedelnd zurück nach Berlin!

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Kolumnistin
Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!
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13 Kommentare

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  • Das mit der Männerangst trifft vermutlich genau den Punkt - anders lässt sich der schier endlose Fluss von Xenophantasien in Medialen Land(smann)schaften kaum erklären.

     

    Bemerkenswert auch wie (und das trotz Stahlhelm) Burmester das hinkriegt über Penise zu schreiben ohne das das komisch klingt oder irgendwie peinlich wäre.

     

    Helm ab!

  • "Was in den gedanklichen Albtraum mündet, sie könnte hingebungsvollen Sex mit einem Mann aus der Fremde haben"

     

    Auch deutsche Frauen haben Angst vor Flüchtlingen (m/w). Wenn Sie diese These in den Raum stellen, muss sie aber auch umgekehrt im gedanklichen Albtraum deutscher Frauen münden, er könnte hingebungsvollen Sex mit einer Frau aus der Fremde haben...ist das so?

    • @Andrea Meier:

      "Was in den gedanklichen Albtraum mündet, sie könnte hingebungsvollen Sex mit einem Mann aus der Fremde haben"

      Ja, genau.

      Vielleicht, Frau Burmester ist es ja sogar der heimliche Traum der deutschen Frauen gewesen, das hundert fremde Hände ihnen unter den Rock langen. Was würde Sie zu einem Polizisten sagen, der ein Frau, die so was anzeigen will, sagt: Sie wollten das doch eigentlich, oder?

       

      Ich habe aber eben einige Kolumnen von Frau Burmester durchgeschaut und bin schon viel entspannter. Denn: Eigentlich kommt in jedem ihrer Beiträge irgendwie ein Pimmel vor. Also vermutlich alles nicht so ernst gemeint. Hamburg, was geht?

  • "Der natürlich – die Männerangst kennt da keine Begrenzung – einen Schwanz hat, der viel, viel länger, wohlgeformter und wohlproportionierter ist als so eine blässliche deutsche Schlabberwurst."

     

    Hihi, köstlich. Arno Orzessek fragt im DRadio am 13.1.16, ob die Autorin hier nicht Ihre eigenen Träume offenbart. Fürchtet sie vielleicht darüber hinaus, etwas wichtiges in ihrem Leben verpasst zu haben?

  • Sollte Freud am Ende doch noch recht bekommen mit seinem Penisneid? Will die Frontfrau hier ganzen Generationen von Feministinnen mit ihrer Theorie von der "blässlichen deutschen Schlabberwurst" in den Rücken fallen? Und vor allem: Wie bringt man jetzt anerkannten Phallussymbolen (z.B. Eifelturm, Funkturm, Olaf Scholz' Schatten kurz vor Sonnenuntergang) ein blässliches Schlabbern bei?

    • @Rainer B.:

      Da hat jemand vertiefte Kenntnisse über den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sowie über die Morphologie des Olaf Scholz und - nicht zuletzt - des (männlichen) Pimmels.

  • Schlabberwurst. Soso. Ich kenne Ihren Bekanntenkreis nicht Frau Burmester. Jungs, die sich Mädchen mit Gewalt nehmen, das sind für mich am ehesten "Schlabberwürste".

  • Die Stimme des (deutschen?) Propheten:

     

    „Erich: Und wie schaut er* aus?

    Bruno: Besser wie wir

    Erich: Wie besser?

    Bruno: Besser gebaut ist er.

    Erich: Wo?

    Bruno: Am Schwanz.“

     

    * Der "Griech aus Griechenland"

    R.W. Fassbinder, Katzelmacher, 1968

  • Die Wahrheit: Die ängstlichen Schlabberwurstträger haben die Täter von Köln selbst engagiert, um den blassen Damen die wirklich dunkle Seite der schön- und gutbestückten Adonisse vorzuführen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Wenn dieses Thema in meinem Bekanntenkreis diskutiert wird, habe ich bisher noch nie eine pauschale Verurteilung von Ausländern generell gehört. Sehr wohl aber eine große Sorge, wie sehr sich unser Land schon binnen weniger Monate verändert hat. Dieses Thema beschäftigt alle Menschen die hier in Sicherheit leben wollen, egal welcher Herkunft."

     

    Ich habe keine Angst vor den Flüchtlingen, aber durchaus Angst vor all jenen "deutschen" "Mit-Würgern", die jetzt hyperventilierend ihre PC-Höhlen verlassen und die Arme zur Abwehr zu Hakenkreuzen formen, so als stehe mindestens der IS oder gar der Leibhaftige selbst vor der Tür.

     

    Was hier momentan abgeht, hat mit realer Bedrohung nichts zu tun. Es zeugt vielmehr von der schon von Adorno geäußerten Befürchtung, nach der die Gefahr nicht von den dezidiert Rechten ausgeht, sondern von einem Klientel aus der Mitte der Gesellschaft, das seinem feigen Spießermütchen bisher am Stammtisch Luft gemacht hat und es jetzt - ermutigt und angestachelt durch Presse, Politik und persönliche Umgebung - einmal wieder an veritablen Objekten kühlen will.

  • Das ist doch das ganze Drama : Die Pimmelmacht hat den Glauben an sich verloren . Darum schlagen die Schlabberwürste wie wild um sich und markieren den dicken Mann .

    Hoffen wir , dass sie von den mitfühlend wohlgesetzten Worten der Kriegsreporterin nicht auch noch vollends geknickt werden ... :-)

  • Der Grund wozu dieser Artikel dienen und was er sagen soll, kann man nur erahnen.

    Er soll natürlich relativieren.

     

    Was Frau Burmeister hieraus allerdings macht, ist m. E. menschenfeindlich, weil es im Prinzip, jeden anständigen Menschen der hier lebt, verhöhnt. Wenn dieses Thema in meinem Bekanntenkreis diskutiert wird, habe ich bisher noch nie eine pauschale Verurteilung von Ausländern generell gehört. Sehr wohl aber eine große Sorge, wie sehr sich unser Land schon binnen weniger Monate verändert hat. Dieses Thema beschäftigt alle Menschen die hier in Sicherheit leben wollen, egal welcher Herkunft.

     

    Wenn nun jemand wie Frau Burmeister versucht, dieses Thema zu relativieren, sodaß man den Eindruck gewinnen könnte, es sind nur zufällig genau die besagten Bevölkerungsgruppen gewesen und es könnte quasi jedem Mann mal passieren, verhöhnt sie dadurch nicht nur die Opfer sondern auch die vielen Männer die hier von Geburt an oder seit vielen Jahren friedlich leben.

     

    Der Gipfel ist der vermeintliche Penisneid, der uns anscheinend dazu treiben soll, uns um unsere Sicherheit und vor allem um die unserer Kinder zu sorgen.

     

    Diese Aktion war nicht auf Köln beschrenkt, sie war im deutschsprachigen Raum sehr weit verbreitet. Wie kann man denn ernsthaft versuchen, das kleinzureden (a la Augstein)

     

    Überlegen Sie bitte einen Moment was sie hier tun und warum? Warum kann man dieses Thema in der taz nicht offen diskutieren. Warum sollen wir das diskutieren denn der Welt und dem Focus überlassen. So kommen wir doch nicht weiter...

    • @Nobodys Hero:

      Was wir der Welt und dem Focus überlassen sollten, sind extrem bescheuerte und wiederum sexistische Aufmacher und Artikel. Ein Teil der Kritik von Frau Burmester richtet sich dagegen, dass Stern und Focus (den ich schon immer für extrem dämlich gehalten habe, aber egal) jetzt fröhlich mitmachen bei wahlweise Sexismus, verkleidet als Idee vom Beschützen, oder Fremdenfeindlichkeit, schlecht verkleidet als Nachdenken. Er richtet sich nicht gegen gute Texte. Was allerdings die Sorge Ihrer Freunde betrifft, dann meinen Sie vermutlich die massiv aufbrechende Fremdenfeindlichkeit in der "Mitte" der Gesellschaft?

      Allerdings vermisse ich auch in der taz (aber auch in vielen anderen Medien) seit Jahren Analysen zu Migration, Marginalisierung, Gettoisierung, Bildungsabbau, vielleicht Überlegungen zum Thema Religionsfreiheit usw. Und mit Analysen meine ich Analysen, nicht Berichte über Studien oder Proteste. Irgendwie funzt diese Zeitung nicht so recht. Aber vielleicht ist eine Tageszeitung auch nicht der Ort für so etwas.