piwik no script img

Kolumne Der Kommissar #10Ohne Holland machen wir EU!

Keiner kennt sie, keiner braucht sie, immer stehen sie dumm im Weg rum. Zwergstaaten wie Luxemburg, Malta oder Holland gehören nicht in die EU.

Das kommt davon, wenn man mit den Großen mitspielen will. Bild: ap

E uropa ist voller sinnloser Zwergstaaten. Keiner kennt sie, keiner braucht sie, immer stehen sie dumm im Weg rum. Aber einige sind sogar EU-Mitglied. Nerven bei jedem Gipfeltreffen, wollen mitreden, wenn die Erwachsenen sich unterhalten, sogar wenn das Treffen bis tief in die Nacht dauert. Wahnsinn!

Zum Beispiel Luxemburg. Das ist kein Staat, sondern eine Postfachadresse für dubiose Geschäftemacher, eine Steueroase mitten in Europa. Noch mehr Investmentfonds gibt es nur in den USA – bei nur halben Million Einwohnern, so viele wie in Bremen! Und die Hälfte sind ausländische Geschäftemacher. EU-Rekord-Ausländerquote. Und Rekord-Durchschnittseinkommen dank schmutzigem Geld, das anderswo fehlt, um Schulen und Straßen zu bauen.

Oder Malta: „Malta ist eine Mittelmeerinsel“, berichtet taz-Expertin Franziska Seyboldt (30). Gegründet von Raubrittern („Malteser-Orden“), ebenfalls eine Steueroase, wo alles käuflich ist, sogar die Staatsbürgerschaft.

LÄNDERLEXIKON ZWERGSTAATEN

Hauptstädte: Luxemburg/La Valetta/Amsterdam

Größe: winzig

Bevölkerung: voller Komplexe

Exportgüter: Steuerhinterziehung, Plastik-Gemüse

Berühmte Leute: Rosa Luxemburg, Frau Antje, Arjen Robben

Berühmte Orte: Banken, Coffeeshops, Grachten

Kultur: Vincent van Gogh, Theo van Gogh, RTL2

EU-Tauglichkeit: null

Oder Holland: Auch dort ist alles käuflich: Drogen, Frauen, Lekker Kaas (Holländisch für: „Jeder Mist“). Und dann diese Gewächshäuser. Zuchtanstalten für Zombiewesen, wo Geschosse des Grauens gezüchtet werden, die ganz Europa bedrohen: „Gemüse“, „Sylvie van der Vaart“, „Geert Wilders“. Überhaupt sind die Holländer im Nachmachen ganz groß: „Amsterdam: das Venedig des Nordens“, „Rotterdam: das Bochum des Nordens“.

Schon die Hymne zeigt, dass dieser Staat ein Problem hat: „Wilhelm von Nassau (Südhessen!) bin ich, von deutschem (!) Blut, ein Prinz von Oranien (Südfrankreich!) / bin ich, frei und furchtlos, / den König von Spanien (!) hab’ ich allzeit geehrt.“ Völlig gaga. Aber wir kennen ein besseres Lied: Ohne Holland machen wir EU!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Früher waren die Holländer mal ein aufgeschlossenes, gastfreundliches und hilfsbereites Völkchen. Wenn man sich die politische Landschaft heute da mal ansieht, scheint sich das innerhalb weniger Generationen komplett rausgewaschen zu haben.

  • Nein, wie originell. Holland ohne EU würde vielleicht bedeuten, dass die Blumenzwiebeln knapp werden. Anscheinend werden es die Moffen nie lernen, dass Holland eine von vielen niederländischen Provinzen ist.

     

    Vielleicht wetten dann wieder die Banken auf Tulpenzwiebeln, was ja schon einmal zu einer geplatzten Spekulationsblase vor Jahrhunderten führte.

     

    Aber für den Herrn Yücel habe ich noch ein ganz besonderes Präsent, das ich ihm zu gern kredenzen würde. Der Mann heißt Ivo Opstelten, ist urdeutsch, also nicht weit entfernt vom Folterknecht und wäre eine echte Bereicherung ür den deutschen Überwachungsstaat. Bei Abnahme im Doppelpack mit Geert Wilders gibt es einen alten Gouda umsonst. Ist das nicht ein tolles Angebot für einen "Bayern" wie Deniz Yücel? Oder regt sich da etwa Widerspruch? Wegen des "Bayern"?

  • Bitte verlinken sie diesen Artikel nicht in Welt oder FAZ. Die Neurechten dort rufen Yuksel sonst umgehend zu ihrem neuen Propheten aus.

  • Ich brauche NL noch. Ich wohne hier in einem Kaff an der Grenze und brauche dringend die Coffeeshops, die die BRD ja nicht hat.

    Außerdem ist das Gras da preiswerter und in besserer Qualität wie in der BRD.

     

    Außerdem sind deren Kibbelinge lekker!

  • Die Taz auf speed.

    Durayürcel-Karnikel ist los.

    Der alte Hase schlägt kurz und klein, was drum herum liegt und piept.

    Oder steht.

    Oder schweigt.

    Und geruchlos ist.

    Aber egal.

    Immerhin werden gerüttelt, Schlafhirn und Spaßdrüse.

     

    O Deniz! Kolumn-Beau der Satire, möge Deine Batterie in Freiheit sich karnickeln.