Kolumne B-Note: Célia Nochwas
Sie könnte zum Star dieser WM werden, doch die Gastgeber kennen nicht mal ihren Namen. Frauenfußball hat noch immer zu kämpfen.
M it Namen kann man schon so seine Probleme bekommen. „Miki-nochwas“ taufte einst Bundestrainer Joachim Löw den Dortmunder Spielmacher Henrikh Mkhitaryan, weil sein Gedächtnis ihn etwas im Stich ließ. Ganz falsch lag er ja nicht, die Richtung stimmte.
In Ottawa leuchtete am Sonntagmittag auf der Anzeigetafel unterdessen der falsche Name auf, als die deutsche Ausnahmestürmerin Célia Šašić ihr erstes WM-Tor für die Deutschen erzielte. Die kanadischen Gastgeber hatten ihre Namenliste wohl für diese WM nicht aktualisiert. Okoyino daMbabi hieß Šašić vor ihrer Heirat – vor knapp zwei Jahren.
Wenn es sich bei Sasic nicht ausgerechnet um eine der ganz Großen im Frauenfußball handeln würde, wäre der Fauxpas wohl kaum aufgefallen. So aber erhielten die Organisatoren diskrete sachdienliche Hinweise und konnten beim zweiten und dritten Tor von Šašić die Namenskorrektur vornehmen.
Man erzählt sich ja gern so manchen Schwank aus der Vergangenheit, um die rasante Entwicklung des Frauenfußballs zu illustrieren. Furchtbar rückständig ging es schließlich einst zu, als der DFB den Frauenfußball noch verbot oder dann ein paar Jahrzehnte später den WM-Sieg mit einem 41-teiligen Kaffeeservice honorierte.
Sollte diese Frau, von der man in Kanada nicht genau weiß, wie sie heißt, auch noch Torschützenkönigin dieser WM werden, dann dürfte der Namenskonfusion von Ottawa großer Erinnerungswert zukommen. In 20 Jahren wird sie zur Veranschaulichung dienen, mit wie viel Ignoranz man selbst den Protagonistinnen damals noch begegnete. Und Geschichtskenner werden anmerken: Ja, und damals gewannen die auch noch 10:0! Bei einer WM! Unglaubliche Zeiten!
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