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Kolumne Aufm Platz80 Meter zu weit vorn

Kolumne
von Markus Völker

Lars Bender hilft bravourös in der Abwehr aus – und nicht nur das. Bundestrainer Löw kann derzeit auf die Flexibilität seiner Spieler vertrauen.

Verteidiger und mehr: Lars Bender. Bild: dpa

J oachim Löw hatte noch nie Scheu vor Umbauten im Team. Schon bei seinem ersten Spiel als Bundestrainer puzzelte er sich eine neue Defensive zusammen.

Kurz nach der Weltmeisterschaft 2006 war im Spiel gegen Schweden eine funkelnagelneue Viererkette zu bestaunen: Löw hatte Arne Friedrich in die Innenverteidigung beordert, Linksverteidiger Philipp Lahm spielte auf Friedrichs rechter Abwehrseite, Lahms Platz wiederum hatte Marcel Jansen übernommen. Es ging zu wie auf einem Verschiebebahnhof für Planstellen.

Bei dieser Europameisterschaft steht zwar das Gerüst der ersten Elf, aber wenn umgebaut werden muss, dann baut Löw eben um. Im Zweifelsfall wird ein Mittelfeldspieler zum rechten Außenverteidiger. Geht schon irgendwie.

Markus Völker

ist Sport-Redakteur der taz und während der EM in Polen unterwegs sowie bei den Spielen der deutschen Mannschaft dabei.

Lars Bender hat in der vergangenen Saison bei seinem Verein Bayer Leverkusen kein einziges Mal auf dieser Position gespielt. Und dann musste er sich am Sonntagabend im entscheidenden EM-Gruppenspiel bewähren. Nicht übel. Löw glaubt offenbar an seine Spieler und ihre Flexibilität. „Ich war relativ locker“, hat Lars Bender nach dem 2:1-Sieg gegen Dänemark und dem Einzug ins Viertelfinale gesagt.

Er klang wie ein Routinier, wie einer, der immer schon mal rechter Verteidiger spielen wollte, aber nie gewagt hatte zu fragen. Aber das stimmt natürlich nicht, denn Bender sieht sich bei seinem Verein im Mittelfeld. „Da kommt rechter Außenverteidiger gar nicht in Frage“, sagte er am Montag. Das hat er seinem Heimcoach Sämi Hyypiä auch schon so mitgeteilt. Nicht dass Missverständnisse aufkommen.

Bender schoss nicht nur das Siegtor nach einem 80-Meter-Sprint über den Platz, er machte vergessen, dass es sich für ihn um eine Positions-Premiere handelte. Nur gegen Nicklas Bendtner sah er in Kopfballduellen manchmal schlecht aus. Löw lobte: „Hat er gut gemacht“, und Bender selbst, dessen Handy wegen der vielen Anrufe „explodiert“ sei, sagte: „Ich werde mich lange an diesen Tag erinnern.“ Er hofft jetzt auf einen Einsatz im Viertelfinale gegen Griechenland, aber vorerst will er „kleine Brötchen backen“.

Sein Konkurrent, Jérôme Boateng, wäre am Freitag wieder einsatzbereit. Löw will sich noch nicht festlegen. Einen Vorteil gegenüber Boateng sieht Bender freilich: „Ich habe ein Tor mehr.“

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