Kolumne American Pie: Tierchen-wechsel-dich
Wie im nordamerikanischen Sport aus Hornissen Pelikane werden und warum ein Team nach Seen benannt ist, das am Meer zu Hause ist.
A ch ja, Michael Jordan. Einst: der beste Basketballspieler des Planeten. Der größte aller Zeiten. Eine Ikone. Heute: Immerhin noch der Besitzer eines Basketball-Teams, das in der NBA mitspielt. Oder besser: mitspielte. Denn zum einen sind die Charlotte Bobcats wieder mal nicht dabei, wenn es in der NBA um den Titel geht, nur ein einziges Team war schlechter in der abgelaufenen Saison. Und zum Anderen sollen die Bobcats nicht einmal mehr Bobcats heißen.
Der mittlerweile 50-jährige Jordan, der seit sieben Jahren zuerst als Sportchef und später als Inhaber für die dürftige sportliche Bilanz des Klubs verantwortlich zeichnet, verkündete am Dienstag, dass die Bobcats umbenannt werden. In Zukunft werden sie Charlotte Hornets heißen, so wie jenes Team, das von 1988 bis 2002 in der Stadt residierte.
Diese Mannschaft war damals nach Louisiana umgezogen, spielte dort bis eben unter dem Namen New Orleans Hornets und benannte sich kürzlich um in New Orleans Pelicans. Kurz: Aus frustrierten Rotluchsen werden neue Hornissen, weil die alten Hornissen lieber Pelikane sein wollen. Dieses neueste Tierchen-wechsel-dich-Spiel wird allerdings aus logistischen Gründen frühestens in anderthalb Jahren abgeschlossen sein. Ob eine neue Tierart auf dem Trikot helfen wird, das sportliche Vermögen der Spieler zu verbessern, darf bezweifelt werden.
ist taz-Autor und schreibt vor allem über US-Sport und Popmusik.
Es dient vor allem dazu, dem schlechten Image der Mannschaft in der eigenen Stadt zu begegnen: Weil Michael Jordan es nicht geschafft hat, seinem Klub die eigene Siegermentalität einzuimpfen, der prominente, aber nicht immer beliebte Besitzer aber auch verhindert, dass sich die Bobcats als liebenswerte Verlierer vermarkten, gehören die Zuschauerzahlen zu den schlechteren in der Liga.
Der Namenswechsel aus reklametechnischen Gründen hat eine lange Tradition in der Geschichte des nordamerikanischen Profi-Sports. Oft findet er statt parallel zu einem Umzug der Mannschaft in eine andere Stadt, wo sich die Eigentümer ein schöneres Stadion, potentere Sponsoren oder größere Zuschauermassen erhoffen. Vor allem in der Frühzeit des Profisports, als im 19. Jahrhundert Baseball-Teams wie Wanderzirkusse durch die USA zogen, wechselten die Klubs ihre Namen bisweilen häufiger als die Spieler ihre Spikes.
Seltsame New York Yankees
Der erste Umzug eines bis heute noch existierenden Teams datiert aus dem Jahr 1902: Damals verwandelten sich die Milwaukee Brewers in die St. Louis Browns. Die heißen seit 1953 allerdings Baltimore Orioles. Andere Baltimore Orioles zogen 1903 um nach New York, nannten sich Highlanders und 1913 schließlich New York Yankees. Die New York Yankees heißen seltsamerweise immer noch so. Die Milwaukee Brewers gibt es übrigens seit 1970 wieder, sie hießen allerdings vorher Seattle Pilots.
Nicht ganz so unübersichtlich geht es im Basketball zu, schon allein, weil die NBA erst im Jahr 1946 gegründet wurde. Und damals übrigens noch nicht National Basketball Association hieß, sondern Basketball Association of America. Drei Jahre später erst wurde aus der BAA die NBA.
Aber schon bevor 1946 der Spielbetrieb aufgenommen wurde, wurden die Detroit Gems nach Minnesota verpflanzt und nach den dort die Landschaft prägenden Seen in Minneapolis Lakers umbenannt. 1960 zog der Klub weiter nach Kalifornien und wurde zu den Los Angeles Lakers – auch wenn es im Süden von Kalifornien zwar eine Menge Swimmingpools, aber so gut wie keine Seen gibt.
Und nicht nur der Name, auch der Erfolg wurde beibehalten. Den fünf NBA-Meisterschaften, die die Lakers in Minneapolis gewannen, ließen sie in ihrer neuen Heimat elf weitere folgen. Vielleicht sollte Michael Jordan mal darüber nachdenken, ob er nicht lieber den Namen behält, aber dafür die Stadt verlässt.
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