Kohleförderung bei Lützerath: Die Bagger rollen
Das Dorf Lützerath wird abgerissen, damit der Energiekonzern RWE einen Tagebau erweitern kann. Kohlegegner:innen kritisieren Polizeigewalt.
Die Gruppe „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, die am Montag einen Protest-Gottesdienst abhielt, kritisiert den begleitenden Polizeieinsatz als brutal. Eine Theologin sei nach ihrer Predigt „von Polizisten umringt, gestoßen und wiederholt auf den Rücken geschlagen“ worden. Anderen Teilnehmer:innen sei es ähnlich ergangen.
Die Polizei hingegen behauptet in einer Mitteilung, die „als Gottesdienst deklarierte Kundgebung“ sei ohne Störungen abgelaufen. Auf Nachfrage hieß es, der beschriebene Vorfall sei „nicht bekannt bzw. nicht aktenkundig geworden“. Nach jetzigem Erkenntnisstand sei es vonseiten der Polizei „zu keinem rechtswidrigen Verhalten gekommen“.
Seit Montag läuft der Abriss im Auftrag des Energiekonzerns RWE. Die ersten Häuser sind dem Erdboden gleich. Man sei an den ersten zwei Abrisstagen „sehr gut vorangekommen“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der taz. Wann das Unternehmen mit den Arbeiten fertig sein will, wollte er aber nicht angeben.
Weitere Dörfer sollen abgebaggert werden
Neben dem Gottesdienst gab es weitere Proteste. Unter anderem blockierten Aktivist:innen Zufahrtsstraßen. Am Montag löste die Polizei Sitzblockaden nach eigenen Angaben ohne Widerstand der Aktivist:innen auf. Ein Protestierender sei leicht verletzt worden, hieß es trotzdem.
Schon während der Vorbereitung des nun laufenden Abrisses waren Aktivist:innen der Klimabewegung in Lützerath präsent gewesen, einige besetzten Hausdächer und Zufahrten.
Sie stützen sich auch auf ein kürzlich bekannt gewordenes Gutachten, das die „energiewirtschaftliche Notwendigkeit“ infrage stellt, die das Kohleausstiegsgesetz dem Tagebau Garzweiler attestiert.
Durch eine andere Reihenfolge bei der Abschaltung der Kohlekraftwerke und eine dadurch veränderte Tagebauplanung hätten demnach mehrere Dörfer gerettet werden können. Das Dokument nennt allerdings konkret lediglich die Orte, Keyenberg, Kuckum, Westrich sowie Berverath.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens