Kohleausbaustopp in Indien: Keine neuen Kraftwerke

Indien will verstärkt in die Energiewende investieren. Langfristig soll das Land von Kohle, Erdöl und Erdgas wegkommen.

Rauch steigt aus Schornsteinen einer Ziegelsteinfabrik in Jammu im Norden Indiens in einen grauen Himmel auf.

Von Kohleverbrennung verursachter Smog ist in Jammu im Norden Indiens Dauerzustand Foto: Foto: Channi Anand/AP/dpa

BERLIN taz | Das bevölkerungsreichste Land der Erde – Indien – wird voraussichtlich keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen. Das Kabinett und Premierminister Narendra Modi müssen der neuen Strategie zur Stromversorgung allerdings noch zustimmen.

Wird die Neuausrichtung abgesegnet, werden in Indien keine neuen Kohlekraftwerke mehr geplant. Der Ausbaustopp gilt allerdings nicht für Kraftwerke, die sich bereits im Bau befinden. Zum indischen Strommix werden daher noch 28 Gigawatt Kohlestrom hinzukommen.

Zwar hat die indische Regierung ehrgeizige Klimaziele und investiert viel in grüne Technologien. Doch bei der Umsetzung hapert es. Um den großen Energiebedarf durch Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum zu decken, setzte Indien bisher stark auf Kohlekraft. So werden knapp drei Viertel des Stroms und die Hälfte des gesamten indischen Energiebedarfs durch das schwarze Gestein gedeckt. Indien ist in diesem Jahr zum bevölkerungsreichsten Land der Welt aufgestiegen.

Der CO2-Ausstoß ist im Vergleich zu den Industriestaaten zwar vergleichsweise gering: Mit knapp 2 Tonnen pro Person und Jahr beträgt er etwa ein Viertel der deutschen Emissionen. Doch im Vergleich zu den 1990er Jahren verzeichnet Indien weltweit das höchste Plus beim Kohlendioxidausstoß, sogar mehr als China. 39 der 50 am stärksten verschmutzten Städte der Welt liegen in Indien, wie der im März veröffentlichte „World Air Quality Report“ von IQAir, einem Schweizer Unternehmen, das sich auf den Schutz vor Luftschadstoffen spezialisiert hat, herausfand.

CO2-neutral bis 2070

Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens hat Indien zugesichert, bis 2030 die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Energieträgern zu gewinnen. Laut einer Aussage des ehemaligen Staatssekretärs Rameshwar Prasad Gupta wird Indien zwischen 2040 und 2045 seine höchsten Emissionen erreichen. 2070 will das Land gänzlich CO2-neutral sein. Alles, was dann noch emittiert wird, soll auf anderem Wege kompensiert werden.

Wird die neue Strategie von der Regierung in Neu-Delhi umgesetzt, verbleibt China als einzige große Volkswirtschaft, die sich noch offen zeigt, neue Kohlekraftwerke zu planen.

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