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Körpersprache der Politiker in HessenMeist trostlos, verkappt wütend

Die SPDler traurig, Grüne und Linke gut gelaunt, CDUler betroffen – mit ihrer Mimik und Körperhaltung spiegeln Politiker das Hessen-Wahlergebnis.

Tarek Al-Wazir kondoliert, Thorsten Schäfer-Gümbel bedröppelt, Bouffier grandseigneural Foto: dpa

Berlin taz | Der erste, der nach den von ARD und ZDF veröffentlichten Prognosen zur Hessenwahl in die Kameras spricht, ist Helge Braun, Hesse, Kanzleramtsminister und CDU. Er ist neben verschiedenen Leuten der Grünen, der offen lächelt: Seine Partei hat gerade schwerst verloren, und dieser robuste Mann aus Gießen guckt nicht verdrießlich. Der weitere Verlauf des Abends gibt ihm recht, und das zeigt er wenige Minuten nach 18 Uhr auch habituell: mit dem Ausdruck von Zufriedenheit beim Blick aufs Gesamtbild. Seine Partei, die von Ministerpräsident Volker Bouffier, wird die hessische Regierung weiter führen – Rot-Rot-Grün ist kurz nach Ende des Wahlgangs unwahrscheinlich.

Der Rest seiner Partei guckt ernst und angemessen betroffen: Annegret Kramp-Karrenbauer in der Berliner CDU-Zentrale etwa. Die Generalsekretärin sieht auch nicht so aus, als lüge sie mit ihrer Performance das Publikum an – sie muss enttäuscht sein, nicht nur wirken, denn ihre Partei, die sich anders als die CSU in Bayern, hatte sich ja in Hessen nicht von Kanzlerin Angela Merkel absetzen wollen.

Gut gelaunt, natürlich, fast jauchzend, die Grünen-Parteichefin Annalena Baerbock. Ihre Erscheinung – ein Quell des Optimismus selbst. Auch sie wird wissen, dass ohne ihre Partei eine hessische Landesregierung kaum gebildet werden kann. Nicht minder erfrischend gut gelaunt die Linkspartei-Chefin in Hessen, Janine Wissler, die sich nur zur AfD scharf abgrenzt, aber sich fast glücklich zeigt, dass ihrer Partei in einem westdeutschen Flächenland locker der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelingen wird.

Und die SPD? Armer Thorsten Schäfer-Gümbel, könnte man sagen. Er hat als Spitzenkandidat seiner Partei das schlechteste Ergebnis sie seit mehreren Jahrzehnten eingefahren – und die Zahlen, die der ARD-Analyst Jörg Schönenborn ihm im TV-Studio unterbreitet, führen auch nicht zu einem Nervenzusammenbruch, nicht einem zu einem seine Miene ins Wächserne härtenden Ausdruck: Dass das Wahlvolk die SPD – ebenso wenig wie die Union – mit Zukunftsthemen verbindet: TSG, wie er parteiintern genannt wird, guckt wie einer, dem objektives Unglück, das ihm nicht zuzurechnen sein kann, widerfahren ist. Er schaut wie ein Schwerstarbeiter nach täglichen Doppelschichten, der die Überstunden nicht entgolten bekommt.

Bouffier kann nicht den Söder geben

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Volker Bouffier, als amtierender Ministerpräsident, weiß früh, dass er grandseigneural zu sein hat – körpersprachlich neigt er ja ohnehin zur fiesen Attackigkeit, die etwa der unselige Roland Koch so eigen war: Er kann aber nicht den Markus Söder geben, der neulich nach seiner Landtagswahl sehr rasch mit den ersten Hochrechnungen wusste, dass er anstandshalber mit den Grünen um eine Koalition sprechen muss, aber sich doch der Freien Wähler sicher konnte. Soviel Befriedigung der allerersten Machtlüste – alles könnte bleiben, wie es war – kann es in Hessen nur schwer geben, wahrscheinlich ist die FDP nötig.

Deren Spitzenmann mit dem Namen René Rock war kameratechnisch neben Janine Wissler von den Linken die Überraschung des Abends: Nix Depression und Erklärnot wegen GroKo in Berlin, wegen Merkel und Seehofer und überhaupt – da war Zuversicht und so etwas wie Lust an demokratischer Zuversicht. Stattdessen eine Körpermotorik, die ihn wie einen das Telegene noch nicht Gewohnten markierte. Der kann noch was werden, der hat in diesen Zeiten, die das sog. Authentische so präferiert, gute Chancen.

Immerhin: Andrea Nahles wie auch ihr Generalsekretär Lars Klingbeil sahen nach dieser Hessenwahl nicht wie fleischgewordene Dokumente vom Niedergang einer demokratischen Partei aus, zumal die SPD-Chefin nach Hessen und den schweren Prozenteinbußen nicht als erschöpftes Wrack vor die Kameras im Willy-Brandt-Haus trat. Aber auch sie sah, wie alle Sozialdemokraten, vor allem so aus: traurig.

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12 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Zeiten des Authentischen? Davon wüsste ich aber etwas.

  • Tatsache ist, dass weniger Bürger irgendwelchen Vertretern eine Generalvollmacht gegeben haben, obwohl vor der Wahl es selten unklar war, wer denn nun nach der Wahl ermächtigt wäre, eine Landesverwaltung zu wählen. Da scheint die Athener Erkenntnis, dass man die Posten der Exekutive halt verlosen sollte - von mir aus nur unter Leute, deren Befähigung unbestritten wäre, noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein.



    Dass die durch das Wahlergebnis Enttäuschten ebenso wie die Beglückten, deren Erwartungen erfüllt wurden, nach der Wahl so reagieren, wie der Artikel beschreibt, zeigt deren begrenzten Horizont.



    Die Bürger sollten sich die Entscheidungshoheit über die Sachfragen nehmen und den Staat aufs Minimum beschränken. Ein starker Staat zeichnet sich dadurch aus, dass er diejenigen, die eins der wenigen Gesetze brechen, halt im Normalfall auch ohne Ansehen der Person und der Motive schnell bestraft. Dass dann die Entscheidung über wenige Gesetze endlich im Mittelpunkt stünde, statt selbst Verfassungsänderungen unter ferner liefen abzuheften, wäre Ausdruck einer lebendigen Demokratie, an der sich jeder beteiligen könnte und wohl auch gerne wollte...

  • Sanfter Realismus? & дружба druzhba*



    schwatz-immergriien mit stichlindner

    Will vande Anne - Körpersprache -



    Ton&bodenlos - nur kurz erträglich.

    Na Mahlzeit

    unterm-----Yes --Aber wirklich*¿*



    www.taz.de/CDU-bei...n-Hessen/!5546148/



    * Fotto & Text - Aber Hallo.



    Von Angie lernen. Heißt Siechen -



    Gelle. Lernen - aach in Gießen.

    &Däh! Ei wie? Aasch hinne - Vonne Knie*¿*

    Nu. “…Der wichtige Unterschied zwischen genauer Festlegung und Richtungsangabe wird häufig außer Acht gelassen, wenn Hegels Geschichts- bzw. Gesellschaftsphilosophie diskutiert wird. Dieser Unterschied steckt auch in dem viel diskutierten Zitat

    „Was vernünftig ist, das ist wirklich;

    und was wirklich ist, das ist vernünftig.“ (HW 7: 24)



    An anderer Stelle schreibt Hegel selbst: „[…] wer wäre nicht so klug, um in seiner Umgebung vieles zu sehen, was in der Tat nicht so ist, wie es sein soll?“ (HW 8: 49). Und in der Vorlesung von 1821/22 sagt er noch deutlicher: „Man muß das Unausgebildete und das Überreife nur nicht wirklich nennen.“ (PR 1821/22: 37).…"

    Na si'cher dat. Da mähtste so fix - Nix.



    Normal.

    & unterm------

    www.google.de/amp/...nd-vernunft-4/amp/

    kurz - „Was vernünftig ist, muss geschehen.“ (VL 17/18: 192)

    Liggers. Das - wäre ein Anfang.

    (Booey - 06:26 - Jung träum weiter.



    Normal & …Heiter.;) No! - Aahls wigger.

    • @Lowandorder:

      Ei jo. Für blinde Nicht-Hesse …servíce:;)

      " Ei wie? Aasch hinne - Vonne Knie*¿*"

      = Wie geht's?

  • Ja wie*¿* - JAF JAF - Gibt am Wahlabend - doch doch!



    Samy-molcho-like: “Der Taucher“ bis hück noch.



    vande Friedrich von Schiller. Aber - oh. Hallo.

    kurz - “Die Dame - Danke - Begehr ich nicht!“ Aber Sowieso.



    (o.s.ä.) - wa! Nur - Ja Ma… - ik - Haa! Naa.

    Ha noi. ”Was wir sind, sind wir durch unseren Körper.



    Der Körper ist der Handschuh der Seele, seine Sprache das Wort des Herzens.



    Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen, Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus.”



    (em. o. Univ.-Prof. Samy Molcho)

    Ha no. Sagen der Jan & ich doch: - Der Körper - Der Handschuh - Die Seele.



    Liggers. Aber a.E. - Wenn ich‘s richtig sehe. Gellewelle - Ahldewehle & - Ohje!



    Nu. Frisch aageriehrt. Ahl yellow-griiensstichig Soup - mit MP Bouffier. Upp.

    kurz - Wieder nix passiert. Nur’a - Pupp! Newahr.



    Wiedermal. Da mähtste nix. Normal.



    Njorp.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Nicht so voreilig. Heute Morgen sehen die Dinge etwas anders aus. Leider auch nicht besser.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Gemach Gemach - Gellewelle.

        Yellowlindnerstichig - (aka one-word -



        SOWASVONVERZICHTBAR - Blödmann)



        Könnense Immergriiens



        (Ha no - have a look via Mr. PUzbV.;((

        Ganz prima ganz voll&alleine. Newahr.

        (Bedbruder Kretsche BW et al. lasse Grüße) . Na Si’cher dat. Normal

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Sehe ich das richtig: versuchen Sie mit Ihrem prall gefüllten Archiv aus Poesie, Philosophie und eigenem Hirnschmalz Ihre Gefühle von Ärger, Zorn, Hilflosigkeit und Ohnmacht in Schach zu halten? ;-)

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Ach was! (Loriot;)

            Humor reicht da völlig (+ Neugierde & Selbstermächtigung;) - Das ja;)



            &



            Ansonsten hatte ich schon immer Einfälle wie´n altes Haus.



            & einer meiner innerfamilieären.... ---;))



            "Arthur ärgert alle Leute" via "Humor um uns" by Roda Roda



            (einst abgelehnt - hück in Neuausgabe "Fabian" -



            by Erich Kästner;).



            &



            (Vom "Guten Vetter Theodor" by Robert Högfeld -;))



            ein andermal;)



            de.wikipedia.org/w...bert_H%C3%B6gfeldt

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              Danke.

              Was Humor angeht, kann ich sicher noch von Ihnen lernen. Bei den Einfällen klappt es schon gelegentlich.

              ^^

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Es freut mich zu lesen - daß Sie das mit



                Sei Licht 'nunnern Scheffel stelle -

                Bi lütten ad acta lege -;)



                & hilfreich mächt dabei sei - gelle:

                Soran lausige Poindilisde - doch doch.



                Mit nem in die Jahre gekommen‘ -



                'aag’näh’rd fodographische‘ Gedäch’nis Nich ers‘ zu überschädze.;) Gelle.



                &



                Dafür wissese - wie im around aach.



                Hald annerso Sach. Newahr.



                &



                Darüber frei i mi dann diebisch. Liggers. Normal. - de aal Fooljack!;)



                (Ende der Werbeeinblendung;)

  • Negativtrend der SPD -- Schlimm ist vor allem, dass inzwischen nicht nur die potenziellen Wähler/innen sondern auch die eigenen Leute nicht mehr so recht wissen, wohin der parteipolitische Kompass der Sozialdemokratie in dieser Republik zeigt. Das Herumlavieren und die lähmende Angst vor der Reaktion der Wähler vor allem in der GroKo in Berlin scheint die Antwort darauf zu geben, warum niemand mehr an die die (alte) SPD und an die Kraft dieser ehemaligen Volkspartei glaubt. -- Sie hat es nicht geschafft, die großen Herausforderungen dieser Zeit anzugehen: Rentenfrage, Klimaschutz, Energiewende, Mobilitätswende, bezahlbare Wohnungen, Solidarität und Zusammenhalt der Gesellschaft, Agrarwende, Reform der EU.