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Koalitionsverhandlung zur EnergieUnterstützung für Kohle-Kraft

Die SPD schickt den brandenburgischen Braunkohle-Freund Dietmar Woidke in die Koalitionsverhandlungen. Aber auch Kritiker sind vertreten.

Lässt baggern: Der Lausitzer Dietmar Woidke setzt auf Braunkohle. Bild: dpa

BERLIN taz | Hannelore Kraft bleibt als Anhängerin klimaschädlicher Braunkohlekraftwerke nicht allein in der Energie-Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Großen Koalition. Neben der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin, die die Verhandlungen für die SPD leiten soll, schickt die Partei den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke in die Arbeitsgruppe, der ebenfalls als glühender Verfechter von Braunkohle gilt.

Er halte sie „bis auf Weiteres für einen unverzichtbaren Energieträger“, sagte Woidke bei seiner Amtseinführung Ende August. Und mit dem saarländischen Wirtschaftsminister Heiko Maas sitzt ein weiterer Kohlefreund für die SPD in der AG.

Mit einigen Vertretern der Union können sie dort problemlos eine Große Kohlekoalition eingehen. Mit dem nordrhein-westfälischen CDU-Chef Armin Laschet beispielsweise, dessen Landesverband sich für weiteren Braunkohleabbau ebenso einsetzt wie für das Kohlekraftwerk Datteln IV.

Flankiert wird er von Frank Kupfer, dessen sächsischer Landesverband Strom aus Braunkohle in einem im Oktober verabschiedeten Positionspapier für „unverzichtbar“ erklärt und den Neubau von Kohlekraftwerken fordert. Dazu kommt Thomas Bareiß, energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Er setzte sich unter anderem gegen höhere Preise für CO2-Zertifikate ein, die besonders klimaschädliche Energieträger wie Braunkohle verteuern würden.

Solarfreunde und Kohlekritiker

Allerdings hat die Union neben Umweltminister Peter Altmaier auch andere eher ökologisch orientierte Politiker in die Arbeitsgruppe entsandt: Mit dem Vorsitzenden des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung, Andreas Jung, etwa einen Abgeordneten, der sagt, Kohle sei keine Alternative.

Dazu kommt der CSU-Mann Josef Göppel, Anhänger einer dezentralen, vor allem von Solarenergie getriebenen Stromversorgung; er sah in der Debatte um höhere Energiepreise eine Kampagne gegen die Energiewende und stellte sich gegen den Wirtschaftsflügel um Bareiß.

Und auch die SPD schickt mit Thorsten Schäfer-Gümbel aus Hessen, Stephan Weil aus Niedersachsen und Peter Friedrich aus Baden-Württemberg sowie der neuen Bundestagsabgeordneten Nina Scheer auch Vertreter in die Gruppe, die für einen progressiveren Energiekurs stehen. Der kohlekritische SPD-Experte Ulrich Kelber, der zunächst ebenfalls auf einer Liste der AG-Mitglieder stand, ist nun doch nicht dabei; er leitet stattdessen eine Unter-AG zum Thema Verbraucherschutz.

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7 Kommentare

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  • Seit wann ist Umweltminister Peter Altmaier ein eher ökologisch orientierter Politiker? Seine Aufgabe war doch, den umweltorientierten Kurs von Norbert Röttgen jäh zu beenden.

  • die sogenannten "Anhänger" der Braunkohle in dieser Arbeitsgruppe, Herr Woitke, Frau Kraft, Herr Mass, Herr Kupfer kommen aus den Bundesländern wo Braunkohle seit Jahrzehnten abgebaut wird, also müssen sie als Politiker auch Rücksicht nehmen auf die Wirtschaft in Ihren Bundesländern ( Lobbyismus, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen u.s.w.)

    Politik besteht nun mal aus Kompromissen, dies ist ganz normal...

  • J
    jannos

    Schreibt man bei der taz so ähnlich auch über grüne IPCC-Fans, Meeresspiegelanstiegshysteriker und Weltuntergangspropheten?

     

    Etwa derart:

    „Cem Özdemir bleibt als Anhänger fledermausmordender und landschaftsverschandelnder Windräder nicht allein in der grünen Energie-Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Oppositionsarbeit.“

     

    Oder so:

    „Solarsegel-Anton neuer Vorsitzender der Bundespartei.“?

     

    Mit seriöser Berichterstattung hat eure Simmungsmache jedenfalls nichts mehr zu tun.

    Nur hätte ich nicht vermutet, dass man schon in der Überschrift so plump und durchsichtig seine Abneigung gegen Politiker kundtut, die nicht das grüne Mantra von den bösen fossilen Energieträgern herunterbeten.

  • S
    Sören

    Man muss abwarten, was für Ergebnisse in den Verhandlungen erzielt werden. Aber es scheint sehr unwahrscheinlich zu sein, dass wir in der Energie- und Klimapolitik eine progressive und mutige Bundesregierung bekommen werden.

     

    Bei der Energiewende gibt es eine Reihe von Problemen, aber keine, die unlösbar sind - wenn man denn will. Es ist bedenklich, wie sehr es die Industrie immer wieder schafft, von ihrem eigenen Versagen abzulenken. Der Atomausstieg wurde nicht 2011, sondern 2000 beschlossen. Die Energieunternehmen hatten lange Zeit, ihre Versorgung umzubauen. Aber in der Hoffnung auf eine Atom-freundliche Regierung wurde zu wenig getan.

     

    Die SPD muss aufpassen, nicht auf einem weiteren Feld fortschrittliche Ideen aufzugeben. In einigen Bereichen ist diese Partei strukturkonservativ, und schadet damit am Ende ihrem eigenen Klientel. Man kann den Abbau von Kohle künstlich verlängern, aber am Ende wird dadurch der notwendige Strukturwandel nur herausgezögert. Statt auf Innovation zu setzen klammert man sich an der Vergangenheit fest. Damit ist am Ende niemandem, weder den Menschen, noch dem Klima geholfen.

     

    Bei der Förderung erneuerbarer Energie sollte man Überlegen, statt auf eine Umlage auf Subventionen aus dem Bundeshaushalt zu setzen. Dann hätten wir an dieser Stelle eine Entlastung bei den Preisen. Aber wir haben auch zu wenig Wettbewerb zwischen den großen Unternehmen. Eine Trennung vom Netzbesitz wäre eine Überlegung, die die neue Regierung anstellen sollte.

  • O
    olli36

    Böse sind Kohle, Braunkohle und Atom

     

    Gut sind Solarmodule aus China (das betrifft über 80% der hier installierten Module), vogelschreddernde Windkraftanlagen und Biogasanlagen in denen Lebensmittel verbrannt werden oder die Felder ausschließlich mit Mais bestellt werden (Monokultur)

     

    Das ist die Energiewende Deutschlands.

  • Ist Kohle nicht irgendwie noch beschissener für die Umwelt als Atomkraft, jedenfalls wenn man vom Risiko eines GAU absieht?

    • Malte Kreutzfeldt , Autor des Artikels, ehemaliger Redakteur
      @Viccy:

      Beides ist schlimm. Aber glücklicherweise ist das nicht die Alternative, vor der wir stehen. Die Lösung sind Erneuerbare + Gas (flexibler und deutlich weniger klima- und gesundheitsschädlich als Kohle).