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Koalitionsoptionen nach der WahlRechenunterricht mit Armin Laschet

WählerInnen sind flatterhafte Wesen: Gut möglich, dass die CDU doch stärkste Kraft wird. Aber dafür müsste Laschet wenigstens einmal etwas gelingen.

Auf dem Weg zum Triell wurde Armin Laschet von seinen AnhängerInnen angefeuert Foto: Frederic Kern/imago

Vielleicht verstehen wir Armin Laschet besser, wenn wir an Andi Brehme denken. Der war Verteidiger mit Offensivdrang. Laschet, ein Mann für die Mitte des Mittelfeldes, probiert sich in seiner Verzweiflung nun in dieser Rolle. Er verlangte kürzlich von Olaf Scholz in Sachen Rot-Grün-Rot „drei Worte: Ich mache es nicht“. Das war eine Hommage an Andi Brehmes berühmten Satz: „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank“.

Nun will Laschet ja nicht Finanzminister werden, sondern Kanzler. Kann er das noch? Wenn man ein wenig präziser als Laschet auf die Zahlen schaut, zeigt sich ein Hoffnungsschimmer für die deutsche Staatspartei. Die Union liegt zwar in allen Umfragen hinter der SPD. Aber nur ein paar Prozent. Das könnte man locker noch aufholen.

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Umfragen werden sowieso überschätzt. Am 16. September 2005 meldeten Allensbach und Forsa, dass die Union mit 42 Prozent locker die Wahl gewinnen werde. Zwei Tage später machten nur 35 Prozent ihr Kreuz bei der Union.

WählerInnen sind flatterhafte Wesen, die zum Schwindeln neigen. US-Präsident Trump soll mal an einem einzigen Tag, dem 7. September 2018, 125-mal gelogen haben. Ist es nicht verwegen anzunehmen, dass Menschen ausgerechnet dann die Wahrheit sagen, wenn jemand am Telefon wissen will, wen sie wählen?

Serie: Die taz liest im Kaffeesatz

Damit wir hinterher sagen können, dass wir es schon vorher gesagt haben: Unsere Au­to­r:in­nen deklinieren bis zum 26. September durch, wie die Wahl ausgehen könnte. Alle Texte der Serie hier.

Es gibt also Hoffnung für den Unglücksraben aus Aachen. Vielleicht kehren ja doch noch ein paar Ampel-verschreckte FDP-WählerInnen zur Union zurück. Auch jenseits der Zahlen sieht es besser aus. Die Grünen wollten bis vor ein paar Tagen unbedingt mit der Union regieren. Davon liest man derzeit wenig, aber das heißt nicht viel. Die Sondierungen können lange dauern. FDP-Chef Lindner hat wenig Lust, mit der SPD zu regieren. Die Wahl ist also offen, und der Opportunismus der Grünen nie zu unterschätzen.

Allerdings bräuchte Laschet nach all den Pannen mal etwas anderes. Einen glänzenden Moment, einen gelungenen Auftritt. Eine Katastrophe, bei dem er sich als Mann der Tat in Gummistiefeln … ach nein, das hatten wir schon. Was gegen den späten, spielwendenden Konter von Armin Laschet spricht, das hat Andi Brehme übrigens auch präzise beschrieben: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“

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8 Kommentare

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  • Lieber Stefan Reinicke, "Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank!" stammt mitnichten von Andi Brehme, sondern vielmehr von Horst Hrubesch. Das zweite Zitat mit der "Scheisse am Fuss" ist dagegen tatsaechlich von Brehme.

  • Da wir hier gerade beim Fußball sind - wie wär's denn mal mit diesem Zitat von Andi Möller aus dem Munde von Armin Laschet gesprochen? „Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.“

  • Laschet muss nur darauf hinweisen, daß Grüne die private Krankenversicherung abschaffen wollen, daß man dort die Steuern erhöhen will, daß man ein Tempolimit will oder das man als Autofahrer im Zweifel in Zukunft öfters Platz für Radfahrer machen muss.



    Es gibt über 40 Mio Autofahrer in Deutschland, noch mehr Steuerzahler und eine gar nicht so kleine Zahl an Menschen mit Privatversicherung.



    Das könnte also durchaus Wähler noch mobilisieren.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Paul Rabe:

      " nicht so kleine Zahl an Menschen mit Privatversicherung."



      Ja. Und die meisten Mitglieder dieser Gruppe sind staatsalimentierte Beamt(e)*innen. Diese "Privatversicherung" lebt also hauptsächlich vom Staat und darum lautet ja das Motto der FDP: "Privat vom Staat."

  • Laschet hin oder her.



    Das wirkliche Problem ist das Programm der CDU, in dem Sehr-gut-verdiener und Vermögene entlastet werden und den Markt weiter entfesselt werden soll, damit der oft beschworene neoliberale "trickle-down-effekt" vielleicht doch funktioniert und nebenbei das Klima sogar rettet. Ein Märchen. Ich teile Herr Reineckes Hoffnung für die CDU definitiv nicht! Als TAZ-Leser allerdings sicherlich keine unerwartete Position.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Trotzdem wird bei solchen Zahlen wohl nochmal eine "große" Koalition (evtl. mit Anhängsel) kommen. Die beiden Konkurrenten der ehemaligen Volksparteien tun sich ja eh nicht viel programmatisch. Scholz wird mit RG nicht genug haben, mit der Linken will er nicht, und mit Lindner-FDP wird das auch ganz schön schwierig, wenn die den Königsmacher spielen soll. Jamaika hat schon vor 4 Jahren nicht geklappt, und Union/FDP wird auch nicht genug haben.

      Daher wird jetzt etwas Wahl-Zirkus veranstaltet, und danach geht's wieder um Pfründe-sichern. Kann ja noch ein paar Jahre gut gehen im Land der Glückseligen. Aber vielleicht auch ganz gut so, da es dann in 4 Jahren richtig krachen wird.

  • Dazu fällt mir nur Peggy March "Male Nicht den Teufel an die Wand" ein.



    www.youtube.com/watch?v=qTG1IIthQpo

    • @Boiteltoifel:

      Genau! Mir auch!