Klimaschutz in Schleswig-Holstein: „Ein Schlüsselmoment“

Kiels Bürgermeister Ulf Kämpfer will die Wirtschaft dekarbonisieren. Dazu ließ er sich zum Präsidenten des Verbands der Kommunalen Unternehmen wählen.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer

Ist jetzt ehrenamtlich auch Präsident des Verbands Kommunaler Unternehmen: Kiels OB Ulf Kämpfer Foto: Markus Scholz/dpa

NEUMÜNSTER taz | Viel Zeit zum Feiern blieb nicht: Am Dienstag wurde Ulf Kämpfer zum Präsidenten des Verbands der Kommunalen Unternehmen (VKU) gewählt, direkt nach dem Antritt des Ehrenamts musste der Kieler Oberbürgermeister bereits die Sitzung leiten. „Aber einer muss es machen, und ich freue mich auf die Herausforderung“, sagte der SPD-Politiker der taz. Das Ziel sei, neben der Bewältigung der Energiekrise, die kommunale Wirtschaft so schnell wie möglich zu dekarbonisieren.

Themen hat der VKU mehr als genug auf dem Zettel: Die dort angeschlossenen Unternehmen versorgen mit rund 283.000 Beschäftigten einen Großteil der Bevölkerung mit Gas, Öl, Strom und Wasser, betreiben Schwimmbäder, räumen den Abfall weg und bauen das Internet aus. Doch aktuell bringen hohe Energiepreise die Stadtwerke in Bedrängnis. Sich beim Verband zu engagieren, sei wichtiger denn je, sagt der gebürtige Eutiner Kämpfer: „Jetzt haben wir einen Schlüsselmoment für die Energie- und Klimawende. Wie wir die Weichen jetzt stellen, wird den Pfad für die nächsten Jahre vorgeben.“

In früheren Texten rügte der Jurist, der in Göttingen, Galway, New York und Berlin studierte und seine Doktorarbeit über Sterbehilfe schrieb, schon einmal „Beharrungsvermögen und starre Strukturen“ in Kommunen. Als frisch gewählter Präsident drückt er es diplomatisch aus: „Einige sind schon weiter als andere. Das ist ein zweiter Grund für den Verband: Man kann viel voneinander lernen.“

Aktuell fordern die Kommunen finanzielle Hilfen des Bundes – von einem „Sicherheitsschirm“ spricht Kämpfer – für bedrängte Stadtwerke, die kurzfristig Geld brauchen. Eine ähnliche Forderung kam bereits vom Deutschen Städtetag, dort sitzt Kämpfer ebenfalls im Präsidium. Kein Zufall: „Es hat Tradition, dass jemand aus dem Städtetag für den VKU gewählt wird. Das erhöht die Schlagkraft.“ Dabei hilft auch, dass die Gremien „politisch austariert“ seien, um zu jeder Regierungskoalition Zugang zu haben.

Draht zu den Grünen

Kämpfer hat einen Draht nicht nur zur SPD, der er seit 1996 angehört, sondern auch zu den Grünen: 2012 holte der Grüne Robert Habeck ihn als Staatssekretär ins Umwelt- und Energieministerium in Kiel. Dieselbe Funktion hatte danach Kämpfers Ehefrau Anke Erdmann, zuvor Landtagsabgeordnete der Grünen und heute Landesvorsitzende der Partei. Das Paar zog im Jahr 2000 nach Kiel, weil Erdmann eine Stelle im Umweltministerium erhalten hatte. Kämpfer arbeitete als Richter am Landgericht Kiel.

Sie seien geblieben, „weil uns der raue Charme der Stadt gefiel“, schreibt Kämpfer auf seine Homepage. Das Paar bekam einen Sohn und zog 2009 in ein Wohnprojekt am Kieler Stadtrand. Nach dem Ausflug ins Ministerium kandidierte er 2014 für den Oberbürgermeisterposten, „eine der besten Entscheidungen in meinem Leben“, wie er schreibt.

Dabei hat die Stadt genug Probleme. Bundesweit machte Kiel Schlagzeilen wegen Bus-großer Luftfilteranlagen, die an einer viel befahrenen Straße die Schadstoffmenge senken sollten. Die CDU bekrittelt Leerstände in der Innenstadt, die Linke bemängelt hohe Mieten und fehlenden Wohnraum. Immerhin: Gerade haben sich alle Fraktionen des Stadtrats auf den Bau eines Straßenbahnnetzes geeinigt. Im Idealfall könnte 2033 die erste Linie in Betrieb gehen – ein weiteres Unternehmen unter dem Dach des VKU.

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