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Klimaschädlicher BrennstoffKohlebranche wächst weiter

Trotz Klimakrise: Die weltweite Produktion von Kohle ist auf einem Allzeithoch. Zu wenige Anlagen werden stillgelegt, zeigen Daten der NGO Urgewald.

Kraftwerk in Xining in der chinesischen Provinz Qinghai: China setzt noch immer stark auf die extrem klimaschädliche Kohle Foto: Zuo Xiaoming/EPA/dpa

Berlin taz | Als gäbe es keine zunehmende Erderhitzung und kein Pariser Klimaabkommen: Die Produktion von Kraftwerkskohle hat einen neuen historischen Höchststand erreicht und der globale Kraftwerkspark wächst ungebrochen. Das geht aus der Global Coal Exit List (GCEL) für 2024 hervor. Die umfangreichste Datenbank zur Kohleindustrie wird von der NGO Urgewald und 51 Partnerorganisationen aus der ganzen Welt betrieben. Sie erfasst Daten von 1.560 Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Kohle ist der klimaschädlichste fossile Brennstoff. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht vor, dass die Erderhitzung nicht über 1,5 Grad steigen soll. Ohne den Verzicht auf Kohle ist das nicht zu erreichen. „Während Erneuerbare boomen, hält die Kohleindustrie an ihren zerstörerischen Geschäften fest“, sagte Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald. 2015 hatten alle Kohlekraftwerke auf der Welt zusammen ein Leistungsvermögen von 1.910 Gigawatt. Heute sind es 2.126 Gigawatt. Den Angaben in der Datenbank zufolge wuchs die Kapazität von Kohlekraftwerken allein im vergangenen Jahr um 30 Gigawatt – mehr als Polen an Kapazitäten hat. Und das Geschäft geht weiter: Weltweit ist der Ausbau von Kohleminen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 2.636 Millionen Tonnen pro Jahr geplant – das entspricht etwas mehr als einem Drittel der heutigen weltweiten Produktion. Die größten Projekte befinden sich in China, Indien und Australien.

Stillgelegt wurden dagegen im vergangenen Jahr weltweit nur Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 21 Gigawatt. Um das Pariser Klimaziel zu erreichen, müssten laut Urgewald in den kommenden 17 Jahren jährlich 126 Gigawatt abgeschaltet werden. Aber nur weniger als fünf Prozent der Betriebe in der Datenbank haben einen Kohleausstiegsplan. Nur sieben Unternehmen orientieren sich an den Pariser Klimazielen und werden ihre Kohlekraftwerke durch erneuerbare Energien ersetzen. Dabei handelt es sich um fünf US-Unternehmen, ein austraulisches und ein chilenisches.

Ein gutes Beispiel, wie ein Land den Kohleausstieg schaffen kann, ist Großbritannien. Noch 2012 stammten 40 Prozent des erzeugten Stroms aus Kohle. Ende September 2024 legte das Land sein letztes Kohlekraftwerk still. Die Regierung hat den Co2-Ausstoß verteuert und den Ausbau der erneuerbaren Energie angekurbelt.

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4 Kommentare

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  • Wir dürfen nicht vergessen, dass das Vereinigte Königreich auch deshalb aus der Kohle aussteigen konnte, weil es immer noch ca. 15% seiner elektrischen Energie aus Kernkraft erzeugt. Und auch Deutschland hätte schon vor einigen Jahren aus der Kohleverstromung aussteigen können, hätten wir uns nicht entschieden, vorher aus der Kernenergie auszusteigen. Die Leistung an Kernenergie, die wir seit 2006 (dem Höhepunkt der Kernenergie-Nutzung in Deuschland) abgeschaltet haben, entspricht der gesamten Menge der Kohleverstromung plus ca. der Hälfte der Gasverstromung des letzten Jahres.

  • // Ein gutes Beispiel, wie ein Land den Kohleausstieg schaffen kann, ist Großbritannien. Noch 2012 stammten 40 Prozent des erzeugten Stroms aus Kohle. Ende September 2024 legte das Land sein letztes Kohlekraftwerk still. Die Regierung hat den Co2-Ausstoß verteuert und den Ausbau der erneuerbaren Energie angekurbelt. //

    Plus Atomkraftwerke. Sollte man nicht unterschlagen.

  • In China gibt es über 1000, Teil richtig veraltete, Kohlekraftwerke. Neben zig tausend Solarzellen und Windrädern werden trotzdem hunderte neuer Kohlekraftwerke und zig neuer Kernkraftwerke gebaut. Kohle- und Kernkraftwerke deshalb, weil Strom 24/7.

    Der zweite ist Indien. Weltweit sind über 2400 Kohlekraftwerke in Betrieb.



    In Deutschland sind es etwa 130 Kohlekraftwerke, nur mal so zum Vergleich. Tendenz fallend.

    • @Der Cleo Patra:

      Nette Zahlen, aber es sollte auch die Anzahler der Einwohner berücksichtigt werden, dann relativiert sich das ganze