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Klimarevolution beginnt in der SchuleWe don't need THIS education

Gastkommentar von Kira Geadah und Linus Steinmetz

Schule prägt wie keine andere Institution die Identität einer ganzen Generation. Doch Politiker:innen überbieten sich in konservativer Ideenlosigkeit.

Klassenraum in einem Gymnasium in Hannover: Wie werden wir uns an unserer Schulzeit erinnern? Foto: Julian Stratenschulte/dpa, Warming Stripe: showyourstripes.info

Irgendwann wirst du dich nach deiner Schulzeit sehnen“, das kriegen wir oft gesagt – zusammen mit der Empfehlung statt für unsere Zukunft freitags zu schwänzen, lieber die Schulzeit zu „genießen“.

Und ja, vielleicht werden wir uns irgendwann an diese Zeit zurücksehnen, aber bestimmt nicht weil es so interessant war, stundenlang einer Lehrkraft bei der Erklärung mathematischer Graphen zuzuhören. Vielmehr werden wir uns erinnern, wie viel Zeit wir „damals“ noch hatten. Zeit, um die Kurve der Klimakrise in die -katastrophe noch abzuwenden.

Unser derzeitiges Schulsystem versteht sich primär als Produzent von hochqualifizierten Arbeitskräften für die Wirtschaft. Einzelne Lehrer*innen können noch so viel bewegen, der Schulalltag dreht sich dennoch um Konkurrenz und quantifizierbare Lernleistungen – um Noten und Punkte.

Dabei können diese gar nicht objektiv verglichen werden. Die Leistungsmessung in Form von Massen an Klausuren und Präsentationen, wie sie alle halbe Jahr auf Schüler*innen zukommen, beruht auf einer rückständigen Idee von Belohnung und Strafe.

Zukunft, gefährdert von übermäßiger Vorsicht

Dazu kommt der Anspruch der Stoffreproduktion zum richtigen Zeitpunkt, welcher zur Folge hat, dass Schüler*innen nur noch für bestimmte Examen lernen und den Inhalten gegenüber eine immense Gleichgültigkeit entwickeln. So können sie das Verständnis komplexer Zusammenhänge, eigenständiges, kritisches Denken und Handeln nicht entfalten. Dabei ist es genau das, worauf es beim Kampf gegen die Klimakrise in Zukunft ankommen wird.

Während vorherige Generationen für eine schöne, sichere Zukunft für sich und die Folgegenerationen arbeiteten, sind wir die erste, für die eine Zukunft rein klimatechnisch nur schlechter werden kann.

Die Schule prägt, wie keine andere Institution, die Identität einer Generation. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, mutig voran zu schreiten, bereits vorhandene Ansätze für ein zeitgemäßes Bildungssystem umzusetzen und hier der Klimakrise aktiv entgegenzuwirken.

Parteien, Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen überbieten sich derzeit mit übermäßiger Vorsicht und konservativer Ideenlosigkeit, was unsere Zukunft fundamental gefährdet. Deshalb setzen wir auf interessierte, kritisch denkende und engagierte junge Menschen.

Die Klimakrise ist eine Jahrtausendkrise. Sie ist zu heftig, zu groß und zu dringlich, als dass Gleichgültigkeit, Bürokratie und alte Lehr- und Lernformen die Zukunft ganzer Generationen bestimmen dürfen. Wir brauchen Klimarevolutionen in der Schule – jetzt!

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12 Kommentare

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  • Die lyrics gehen weiter:

    "we dont need no thought control"

  • Tut mir leid aber die Aussage "we don't need this education" ist absurd. Ab 70 Jahre gibt es Bewegungen, die sich für Klimaschutz einsetzen. Der Erfolg des Umweltschutz liegt nicht in die Händen von Jugendlichen, die am Freitag zum Demo gehen. Es ist wichtig, wie Nina geschrieben hat, so früh wie möglich Umweltbewusst zu erziehen! Education ist sehr, sehr wichtig. Die angesprochenen Fächer wie Mathe hilfen jeder, auch Dir, im Alltag. Zu RechnenSchreiben -Lesen. Es steht nichts auf dem Weg beiden Sachen machen zu können.

  • Mit der UN Kinderrechtskonvention wurden schon vor Jahren die Weichen gestellt. Kinderkonferenzen sind auch in Kitas und Grundschulen eigentlich verpflichtend in denen Kinder AUCH über Material und Themen mit denen sie sich beschäftigen wollen entscheiden sollen und das dann auch in den Bildungseinrichtungen umgesetzt werden muss. Bereits die Kinderkonferenz an sich ist dabei ein interessanter Lernort um demokratische Prozesse beim selber machen zu verstehen. Denn auch Gleichaltrige haben ja ganz unterschiedliche Interessen, Vorlieben und Lernstrategien. Um mal bei den "harten" Fächern zu bleiben. Mathematik, Physik und Biologie lässt sich ja auch mit spannenden Themen die Kinder und Jugendliche aktuelle beschäftigen lernen. Und das interessanter Lernstoff ganz anders verinnerlicht wird als Inhalte mit denen die Lernenden nix konkretes anfangen ist schon lange Konsens in der pädagogischen Wissenschaft.

  • evtl sollte schule dann als bootcamp im wald stattfinden damit die schüler in zukunft ohne transferzahlungen auskommen und sich selbst versorgen können........... könnte sein das polen und co in 20-30 jahren nicht gewillt sind deutschland zu alimentieren......

  • Echt nett, die Bescheidenheit der „Jugend von heute“!

    1979 hatte „die Jugend“ noch gegrölt: „We don‘t need NO education. Zumindest Pink Floyd müssen damals überzeugt gewesen sein, mit der eigenen Kreativität wären sid besser bedient. Damals hatten manche eben noch den Ehrgeiz, ganz ohne Hilfe irgendwelcher Pauker klar zu kommen.

    Heute scheinen manche Leute sich ausgerechnet von durch das „System“ ausgebildeten und alimentierten Lehrern beibringen lassen zu wollen, wie sie das „System“ mit möglichst wenig Aufwand überwinden können. Ob derartige Forderungen wohl funktionieren? Ich habe da gewisse Zweifel.

  • die befreiung der bildung vom terror der ökonomie setzt die befreiung der gesellschaft von diesem voraus.

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    "We don't need THIS education" - richtig! Ein Thema, welches viel öfter auf der Tagesordnung stehen müsste. Warum das neben den im Artikel genannten Punkten nicht der Fall ist, beantwortet der Neurobiologe Gerald Hüther: "Die Schule dient in erster Linie der Reproduktion und der Stabilisierung der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Und wenn wir das jetzt auf unsere gegenwärtige Gesellschaft beziehen, muss man fragen: Was braucht denn unsere Gesellschaft, wenn sie stabil bleibt? Und da ist eine sehr traurige Antwort, aber die ist eben unabwendbar geworden: Wir brauchen auch genügend Konsumenten." sagt der Neurobiologe Gerald Hüther. Danke für diesen wichtigen Tagesordnungspunkt.

  • Ja, das merkt man, sonst wäre kein so ein ideenloser Artikel entstanden. Das bisherige ist alt und für die Zukunft nicht mehr sinnvoll. EIn Satz der in jedes Jahrzehnt passt. Vorschäge bitte wie die die Schule gegen die Klimakrise aussehen kann. Plattitüden wie komplexes und kritisches Denken werden gebraucht, sind keine Lösungvorschläge.



    Zumal die Aussage "für die eine Zukunft rein klimatechnisch nur schlechter werden kann" auch wenig Sinn macht, denn auch vorherige Generationen, die wahrscheinlich auch noch lange leben werden, sind davon betroffen.