piwik no script img

Klimakrise in den USAUmweltbehörde ausgebremst

Der Supreme Court beschränkt das Recht der Regierung, Kraftwerken eine Verringerung des CO2-Ausstoßes vorzuschreiben. Die UN sprechen von einem Rückschlag.

Protest einer Aktivistin in Washington nach dem Urteil des Supreme Court Foto: ap

Washington rtr | Im Kampf gegen den Klimawandel hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden vor dem Obersten Gericht eine schwere Niederlage erlitten. Der Supreme Court schränkte am Donnerstag die Möglichkeiten der Regierung ein, weitreichende Vorschriften zur Verringerung des CO2-Ausstoßes von Kraftwerken zu erlassen.

Das Urteil könnte den Spielraum der Regierung auch in anderen Bereichen beschneiden, da es die Entscheidungsbefugnis von Behörden bei wichtigen Themen ausdrücklich infrage stellt. Das Präsidialamt und die US-Umweltbehörde EPA wollen das Urteil nun prüfen. Die Vereinten Nationen sprachen von einem Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel.

In dem Fall ging es darum, ob die EPA bei der Umsetzung des Gesetzes zur Luftreinhaltung („Clean Air Act“) Vorschriften erlassen kann, die die Treibhausgasemissionen bestehender kohle- und gasbefeuerter Kraftwerke beschränken. In seinem Urteil kam der Supreme Court zu dem Schluss, dass eine Behörde in Fragen von großer Bedeutung und gesellschaftlicher Tragweite nicht ohne ausdrückliche Genehmigung des Kongresses agieren kann.

Der Kongress habe der EPA nicht die Befugnis gegeben, die beanstandeten Vorschriften allein zu verabschieden, hieß es in dem Urteil. Die Entscheidung fiel mit sechs zu drei Stimmen – das entspricht der Mehrheit der konservativen Richter im Supreme Court.

Ehrgeiziger Umbau der Energiebranche

Die USA sind hinter China der zweitgrößte Emittent von CO2. Der Demokrat Biden hatte den Kampf gegen den Klimawandel zu einem der wichtigsten Ziele seiner Regierung erklärt und plant einen ehrgeizigen Umbau der Energiebranche. Republikanisch geführte Bundesstaaten, Kohleförderer und mehrere Energiekonzerne laufen gegen die Pläne Sturm.

Die EPA und das Präsidialamt erklärten, es werde nach Wegen gesucht, den CO2-Ausstoß mit Hilfe weiterhin geltender Gesetze zu verringern. Ein Sprecher des Präsidialamtes betonte, Biden werde in seinen Bemühung im Kampf gegen den Klimawandel nicht nachlassen.

Auch die UN signalisierten, sich von dem Urteil nicht ausbremsen lassen zu wollen. „Wir müssen uns auch daran erinnern, dass ein so globaler Notstand wie der Klimawandel eine globale Antwort erfordert und dass die Maßnahmen einer einzelnen Nation nicht darüber entscheiden können, ob wir unsere Klimaziele erreichen oder nicht“, sagte ein UN-Sprecher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • "„Wir müssen uns auch daran erinnern, dass ein so globaler Notstand wie der Klimawandel eine globale Antwort erfordert und dass die Maßnahmen einer einzelnen Nation nicht darüber entscheiden können, ob wir unsere Klimaziele erreichen oder nicht“, sagte ein UN-Sprecher."



    Andersherum gesehen schon. Wenn einzelne Länder ausscheren, wird das Gesamt-Treibhausgaseemissions-Budget gerissen. Das trifft insbesondere auf große Emittent*innen bzw. stark emittierende Staaten zu: USA, China, Deutschland ...

  • Der supreme court ist ein problem. Er ist eben nicht demokratisch legitimiert.Erst Waffen, dann Roe vs Wade , jetzt Klima ... die Herrschaft dieser senilen Greise muss gebrochen werden - Biden wird um eine Erweiterung des Gerichtes um 4 moderne nicht umhinkommen.

    • @Timelot:

      Und wie sollte der immerhin 80-jährige



      Biden "dahin kommen" können ???

  • Wozu brauchen die Amerikaner eine Constitution? Bei allen relevanten Fragen stimmen konservative Richter für die konservative und die liberalen für die andere Sicht. Die Verfassung und ihre Interpretation ist so flexibel und wird immer 1:1 nach der politischen Ausrichtung der Richter ausgelegt. Das hat nun nichts mit Rechtsprechung und schon gar nichts mit Rechtswissenschaft zu tun. Man kann auch gleich neun Hansel aufstellen die immer nach Parteilinie abstimmen. Lasst sie mal abstimmen, ob die Erde wirklich eine Kugel ist und ob sie wirklich älter als 6000 Jahre ist. Wahrscheinlich 6:3 gegen die Vernunft.

  • Das also ist das Land der Vorreiter und Bewahrer unserer westlichen Werte?



    Wie sagte Generalsekretär Stoltenberg noch gestern:



    Eine Gefahr für uns alle, gehe nur von all den Ländern aus, welche



    "unsere Werte nicht mit uns teilen"



    Schach.

  • Angesichts der enormen Herausforderungen in Bezug auf eine Eindämmung der Klimakatastrophe ist es unerträglich, erleben zu müssen, wie unqualifizierte Richter und Politiker mit angeblichen Freiheitsrechten argumentieren, um absolut notwendige Einschränkungen im Lebenswandel -und zwar weltweit- zu erreichen. Angesichts solcher Urteile bekomme ich Zweifel, ob 'demokratische' Gesellschaftsordnungen, in denen Partikularinteressen solche klimazerstörenden Auswirkungen quasi legalisiert werden, überhaupt in ihren Auswirkungen auf den ganzen Planeten und der Mehrheit seiner Bewohner überhaupt noch akzeptiert werden dürfen. Wie kann es dazu kommen, dass Richter und Politiker nicht das große Ganze in den Blick nehmen in ihrer Urteilskraft bzw. Verfügungsgewalt ? Sind die 'gebildeten' Menschen im planetarischen Norden in ihrem Treiben und Alltagskampf so abgelenkt, dass sie diese Katastrophe gar nicht wahrnehmen wollen und hilflos dem Profit ergebene Akteure einbremsen und beim Blick auf das Elend ausserhalb ihrer Scholle einfach abschalten? Auch wenn der Einfluß der Rechten in den USA noch einmal eine besondere Steigerung einer umweltfeindlichen Rechtsprechung ist, so muß man sich auch bei Urteilen der Verfassungsrichter hierzulande fragen lassen, ob sie den Schuß der Klimaänderungen gar nicht hören wollen . Für mich ist es unfassbar, wie beharrlich eine insbesondere von einer FDP getriebene schmarotzend auf diesem Planeten dahinvegerierende Gesellschaft auf ihren 'Errungenschaften' besteht und ihre 'Repräsentanten' immer noch gewähren lässt, obwohl wir schon mitten in der Klimakatastrophe sind. Nur ein sofortiger Stop von die Umwelt weiter belastender Mobilität: Autofahren, Flugreisen, Kreuzfahrten hierzulande gibt eine minimale Chance für ein Überleben kommender Generation. Der Sprech 'ein bißchen geht noch' auch durch die Macht geblendeter Grünen als Greenwasher ist ein fatales Signal !