Klimakonferenz in Glasgow: Asien ist doppeltes Sorgenkind
Schwer betroffen und schwer am Emittieren: Ein Bericht des Weltklimarats zeigt, wie stark Asien unter der Erderhitzung leidet.
In Malaysia beispielsweise stieg der Meeresspiegel um 210 bis 240 Millimeter seit 1880, etwa ein Drittel des Anstiegs geschah in den vergangenen Jahrzehnten. Der globale Meeresspiegel dagegen stieg im Durchschnitt „nur“ um 170 bis 190 Millimeter seit 1901.
Doch die Region leidet nicht nur unter den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels, sie ist auch für die meisten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, Tendenz steigend. Ein Team von WissenschaftlerInnen aus Universitäten und Forschungsinstituten hat im Rahmen des „Global Carbon Project“ berechnet, dass allein China im vergangenen Jahr 27 Prozent zu den Kohlenstoffdioxidemissionen beitrug. Indien, Russland, Japan und Iran folgen auf den Plätzen 3 bis 6. In der Top 10 befinden sich außer den USA auf Platz 2 und Deutschland auf Platz 6 nur asiatische Länder.
Dass Asien für die meisten Kohlenstoffemissionen verantwortlich ist, ist wenig verwunderlich. Schließlich lebt ungefähr 60 Prozent der Weltbevölkerung hier. Außerdem haben global tätige Firmen ihre Produktionsstandorte häufig in asiatischen Ländern und verlagern somit die Emissionen nach Asien. So findet zum Beispiel ein Großteil der Produktion von Apple in Ost- und Südostasien statt.
CO2-Emissionen steigen weiter an
Problematisch ist jedoch, dass die Tendenz, Kohlenstoffdioxid auszustoßen, in Asien ansteigt, während sie in Nordamerika und Europa sinkt, berichtet das „Global Carbon Project“. Folglich ist Asien nicht nur besonders heftig vom Klimawandel betroffen, sondern trägt aktuell und in Zukunft besonders viel zur Erderwärmung bei. Man schaufelt sich sein eigenes Grab.
Der Weltklimarat stellt im Laufe der Klimakonferenz in Glasgow die Sachstandsberichte zu den jeweiligen Regionen der Erde vor. Den Bericht über Asien vervollständigen Berichte über Afrika, Europa, Zentral- und Südamerika und die Karibik, über Australien, Neuseeland und die Antarktis und über kleine Inselstaaten. Abgeschlossen wird die Reihe mit einem Bericht über Nordamerika.
Nicht nur die Großregion Asien, sondern auch kleine Inselstaaten leiden in besonderem Maße unter den Folgen des Klimawandels. Sie sind von stärkeren tropischen Wirbelstürmen betroffen, und der Meeresspiegelanstieg erodiert Strände und Küsten, berichtete der Weltklimarat im Regionalbericht „kleine Inselstaaten“. Im Unterschied zu China oder Russland jedoch sind die ausgestoßenen Emissionen der meisten Inselnationen vergleichsweise gering, sowohl total wie historisch – und pro Kopf bemessen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!