Hitzewelle im Süden Asiens: Viel trinken und zu Hause bleiben
Die frühe Hitzewelle in Indien könnte viele Todesopfer fordern. ExpertInnen sehen den Klimawandel als Ursache für das Extremwetter.
„Die derzeitige Hitzewelle in Indien wird durch den Klimawandel verschärft, der auf die Verbrennung von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen zurückzuführen ist. Das ist mittlerweile bei jeder Hitzewelle überall auf der Welt der Fall“, sagt die Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London, die den Anteil des Klimawandels bei Extremwetterereignissen untersucht. Solange der Ausstoß von Treibhausgasen also nicht gestoppt wird, würden die Hitzewellen in Indien und anderswo immer gefährlicher, so Otto.
Indien wird seit Ende März von einer ungewöhnlich langen Serie von Hitzewellen heimgesucht. Nach Angaben des indischen Wetterdienstes IMD war der April der heißeste in Nordwestindien seit 122 Jahren. Landesweit betrugen die Durchschnittstemperaturen 35,05 Grad. Expert:innen führen das auch auf ausbleibende Regenfälle zurück. Ähnliches trifft auf Indiens Nachbarland Pakistan zu, wo das Klimaministerium seine Besorgnis geäußert hat. Für Muslim:innen endet demnächst der Fastenmonat Ramadan.
Der Sozialmediziner Dileep Mavalankar von Indian Institute of Public Health im westindischen Gandhinagar bestätigt, was die Bevölkerung längst spürt: „Dies ist eine sehr frühe Hitzewelle“, sagt er, daher weist sie „eine höhere Sterblichkeitsrate auf, da die Anpassungsfähigkeit und Vorbereitungszeit in den Monaten März und April geringer ist“. Mavalankar sieht dies als Warnsignal für die Regenzeitvormonate Mai und Juni und rät dringendem Handeln, um Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern.
Stromverbrauch steigt an
Viele Regionalregierungen fordern die Bevölkerung auf, vor allem nachmittags in den Häusern bleiben und viel zu trinken. Besonders Ältere und Menschen mit Vorekrankungen sollten sich schonen. Doch für Millionen von Menschen sind die Möglichkeiten begrenzt. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage nach der Pandemie und der steigenden Lebensmittelpreise können sie es sich kaum leisten, sich auszuruhen.
Unterdessen steigt der Stromverbrauch in Indien durch den vermehrten Einsatz von Klimaanlagen und Ventilatoren stark an. Gleichzeitig sind die Kohlereserven in Kraftwerken zur Verstromung knapp, was landesweit zu Stromausfällen führt. In Bundesstaaten wie Rajasthan, Gujarat oder Andhra Pradesh wurde der Strom für Fabriken rationiert, um den Bedürfnissen der Bevölkerung nachzukommen.
Die Sorge über hitzebedingte Todesfälle ist groß. Neben älteren Menschen bereiten die Höchsttemperaturen besonders Kindern Probleme, die zu Fieber und Durchfall führen können. In der Hauptstadt Delhi entzündete sich aufgrund der hohen Temperaturen bereits eine riesige Mülldeponie. Neben Indien schlägt ebenfalls Nepal Alarm: auch hier lauert die Gefahr durch Brände. Immerhin soll die Hitzewelle ab Dienstag etwas abklingen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung