Klimaheldinnen der MENA-Region: Gestalten statt resignieren
In Syrien vertrocknen Felder, Marokko verwüstet – die Klimakrise ist in der arabischen Welt allgegenwärtig. Immer mehr Frauen arbeiten an Lösungen.
Inhaltsverzeichnis
- Yasmin Al-Ahmar, Libyen
- Caroline Chaptini, Libanon
- Lina Al-Tarawneh, Katar
- Noora Mohammed Al-Aqla, Saudi-Arabien
- Selma Bichbich, Algerien
- Samira Albloushi, Oman
- Hakima El Haite, Marokko
- Fatima Idris, Ägypten
- Hosna Mahmoud, Irak
- Nada Ghanem, Libanon
- Abeer Batma, Palästina
- Wissal Ben Moussa, Marokko
- Dr. Balqis Mohammed Al-Hassan Al-Asha, Sudan
- Amira Jasim Mohammed, Irak
- Zina Hamdan, Jordanien
25 Journalistinnen aus 16 arabischsprachigen Ländern haben sich im Projekt Green Panter der taz Panter Stiftung aufgemacht, neue Geschichten über das Klima zu schreiben. Hier stellen sich die Teilnehmerinnen gegenseitig vor.
Alle Texte, die im Rahmen dieses Projektes erschienen sind, erscheinen nach und nach hier.
Die ägyptische Fotografin Gilan Hefny hat für die Texte aus diesem Projekt Beilage in Alexandria die Folgen der Klimakrise dokumentiert.
Eine Podcastfolge dazu gibt es im Format Freie Rede.
Yasmin Al-Ahmar, Libyen
Geologin, leitet die Ausarbeitung der ersten nationalen Wassersicherheitsstrategie des Landes
„Die Klimakrise ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch eine soziale, wirtschaftliche und geschlechtsspezifische Krise. In Libyen kämpfe ich bei meiner Arbeit nicht nur mit den Auswirkungen von Überschwemmungen und Dürren, sondern auch mit der durch den Bürgerkrieg zerstörten Infrastruktur. Nicht zu vergessen mit meinen Kollegen, denn es ist nicht leicht, mich als junge Frau in einem von Männern dominierten Bereich zu beweisen.“
Vorgestellt von Manal Alhamshari, Journalistin aus Tripolis
Caroline Chaptini, Libanon
Recycling-Künstlerin, die fünf Guinness-Weltrekorde für Umweltprojekte hält, bei denen Tonnen von Abfall und Plastikflaschen in großformatige Kunstinstallationen verwandelt werden
„Manchmal frage ich mich, was Umweltorganisationen eigentlich tun, während ich persönlich zwischen fünf und sechs Tonnen Plastikmüll pro Jahr sammle, entweder zum Recyceln oder um etwas Sinnvolles zu bauen.“
Vorgestellt von Rouba Abo Ammo, libanesische Journalistin
Lina Al-Tarawneh, Katar
Gründerin von Green Mangroves, einem Projekt, das für den Erhalt von Mangrovenwäldern sensibilisiert.
„Wir können die Natur nicht kontrollieren, aber wir können sie respektieren und schätzen. Was wir schützen, ist nicht nur das Grün, das wir sehen, sondern auch das Leben, das darin wohnt.“
Vorgestellt von Rawan Al-Shariri, jordanische Journalistin
Noora Mohammed Al-Aqla, Saudi-Arabien
Gründerin
„Bis 2060 plant Saudi-Arabien klimaneutral zu werden. Noora Mohammed Al-Oqla arbeitet bereits jetzt mit Nachdruck an einer nachhaltigeren Zukunft und gründete gleich mehrere Gemeinschafts- und Umweltinitiativen, die Baumpflanzungen, Recycling und Umwelterziehung in benachteiligten Stadtvierteln von Riad miteinander verbinden.“
Vorgestellt von Salmah Al-Shehri, Journalistin aus Riad
Selma Bichbich, Algerien
Jugendaktivistin
„Mit ihrer Organisation „Together for Blue and Green“ befähigt sie junge Menschen, sich für nachhaltige Umweltpraktiken zu engagieren. Für die COP-30 in Brasilien reichte sie bei der algerischen Delegation eine Reihe von Empfehlungen ein.“
Vorgestellt von Madjeda Zouine, Journalistin aus Algerien
Samira Albloushi, Oman
Bauingenieurin und Umweltaktivistin, maßgeblich dafür verantwortlich, dass zum ersten Mal in der Geschichte Omans junge Menschen in die offizielle COP-Delegation aufgenommen wurden.
„Junge Menschen werden oft als die Führungskräfte von morgen angesehen, aber sie können bereits heute Politik und Gesellschaft verändern.“
Vorgestellt von Sawsan Mohamed Hamed Domi, Journalistin und Architektin, lebt in Buraimi
Hakima El Haite, Marokko
Die Stimme für Klimagerechtigkeit.
„Sie ist Wissenschaftlerin, Unternehmerin und Politikerin in einer Person. Ihre Vision: Klimaschutz wirkt nur, wenn technische, humanitäre und politische Aspekte gemeinsam gedacht werden. Ob bei der Weltbank oder als stellvertretende Umweltministerin Marokkos – ihr Fokus liegt auf praktischen Lösungen. Sie bekämpft illegale Mülldeponien und unterstützt ländliche Gemeinden dabei, sich an den Klimawandel anzupassen. Auf internationalen Konferenzen, wie den COP-Klimagipfeln, vertritt sie die Interessen des globalen Südens.“
Vorgestellt von Fatima Yassine, Journalistin aus Marokko
Fatima Idris, Ägypten
Schult sudanesische Flüchtlingskinder zu Klimafragen
„Mit jeder Pflanze und jedem Unterricht wächst Hoffnung – für die Kinder, für die Gemeinschaft, für die Erde.“
Vorgestellt von Ayaat Habal, ägyptische Journalistin.
Hosna Mahmoud, Irak
Botschafterin für den Umweltschutz
„Die Künstlerin, bekannt unter dem Namen Hawrami, stammt aus der irakischen Region Halabja in Kurdistan, die zur Zeit von Saddam Hussein durch Chemiewaffenangriffe traurige Berühmtheit erlangte. In ihrer Galerie verwandelt Hawrami Abfall in Kunstwerke. Jedes Kunstwerk, egal ob aus Glas, Plastik oder Altpapier ist für sie eine Botschaft für den Umweltschutz. Auch wichtig! Sie verdient damit ihr eigenes Geld, keine Selbstverständlichkeit für eine Frau in Halabja.“
Vorgestellt von der irakisch-kurdischen Journalistin Bwar Qadir Mohammed
Nada Ghanem, Libanon
Ingenieurin
Die Ingenieurin Nada Ghanem verwandelt mit ihrem Projekt „Dooda Solutions“ organische Abfälle mithilfe von Regenwürmern in nährstoffreichen Dünger. „Regenwürmer“, sagt sie, „verwandeln Abfall in Leben.“ Trotz anfänglichen Vorurteilen in der männlich dominierten Landwirtschaft setzte sich ihre Idee durch und wurde 2019 mit dem Middle East Award for Waste Recycling ausgezeichnet.
Vorgestellt von der libanesischen Journalistin Clara Nabaa
Abeer Batma, Palästina
Bauingenieurin, koordiniert ein Netzwerk palästinensischer Umwelt-Nichtregierungsorganisationen.
„Ich träume von einem grünen Palästina ohne Barrieren und Besatzung, in dem unsere Kinder ein normales Leben führen, pflanzen, träumen und lieben können, ohne Angst zu haben.“
Vorgestellt von Wafa Arouri, Journalistin aus Ramallah
Wissal Ben Moussa, Marokko
bringt Sand zum Blühen
„Mehr als 93 Prozent der Fläche Marokkos ist von Wüstenbildung bedroht. Innerhalb ihres Projektes Sand to Green analysiert Wissal Ben Moussa Böden, Klima und Wasser und wählt geeignete Pflanzenarten für die Bepflanzung. Im Süden Marokkos, wo sie ihre Idee erstmals getestet hat, zeigt sich, dass ihr Ansatz vielversprechend ist. Die Böden sind gesund, die Bäume überleben, die Biodiversität nimmt zu und obendrein entstehen neue Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung. Denn, und das ist ihr wichtig: „Soziale Gerechtigkeit und Lösungen für die Klimakrise müssen Hand in Hand gehen.“ Wissal Ben Moussa plant vergleichbare Projekte in Nordafrika, dem Mittleren Osten und sogar in Lateinamerika.“
Vorgestellt von der marokkanischen Journalistin Imane Bellamine
Dr. Balqis Mohammed Al-Hassan Al-Asha, Sudan
Klimaforscherin und 2007 Mitträgerin des Friedensnobelpreises
„Afrikas Entwicklung bleibt fragil, solange Konflikte und Ungleichheit bestehen. Junge Menschen – vor allem Frauen – müssen ihre Chancen nutzen, um lokale Gemeinschaften zu stärken und die Klimakrise mit Wissen, Technologie und Entschlossenheit zu bekämpfen.“
Vorgestellt von der sudanesischen Journalistin Malaz Hassan
Amira Jasim Mohammed, Irak
Hüterin der Palmen
„Die irakische Agraringenieurin Amira Jasim Mohammed hat eine Lichtfalle entwickelt, die Palmenschädlinge umweltfreundlich einfängt. Die solarbetriebene Box lockt Insekten an und reduziert den Einsatz giftiger Pestizide, die Mensch und Umwelt gefährden. Früher gab es in der Region Basra, im Süden des Irak über 13 Millionen Palmen, heute sind es weniger als drei Millionen, die es für Mensch und Umwelt zu schützen gilt.“
Vorgestellt von Nagham Makki Ashour Alajer, Journalistin aus Basra
Zina Hamdan, Jordanien
fantastisch didaktisch
Die Gründerin von Awraq, einer Organisation, die junge Menschen in Sachen Klimajournalismus schult kann so gut wie kaum jemand sonst die Konsequenzen der Klimakrise erklären. Gemeinsam mit Jugendlichen produziert sie Beiträge, die Recycling-Wasser- und Energiethemen mit dem täglichen Leben der Bürger verbinden. „Die größte Herausforderung ist, dass Umweltfragen als zweitrangiges Thema angesehen werden“, sagt sie und ergänzt: „Die Klimakrise ist längst eine Frage der nationalen Sicherheit. Sie betrifft jeden Haushalt und jeden Sektor der Wirtschaft.“
Vorgestellt von der jordanischen Journalistin Raghad Gharaibeh
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